Deutsches Raketen-Start-up startet Produktion – Bald Raketenplattform in Nordsee?

In Ottobrunn bei München beginnt das Start-up Isar Aersopace seine Raketenproduktion. 2021 soll die erste starten. Währenddessen prüft das Wirtschaftsministerium Pläne für einen deutschen Weltraumbahnhof in der Nordsee.
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Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in der Produktion des bayerischen Start-ups Isar Aerospace.Foto: Isar Aerospace/dpa/dpa
Epoch Times7. September 2020

Das bayerische Start-up Isar Aerospace startet die Produktion seiner Raketen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eröffnete die Produktionshallen in Ottobrunn, wo die 27 Meter langen Flugkörper entstehen sollen, die bereits im kommenden Jahr erstmals den Erdorbit erreichen sollen.

Mitgründer und Unternehmenschef Daniel Metzler bestätigte den Zeitplan für die Rakete namens Spectrum, die bis zu 1.200 Kilogramm Nutzlast in niedrige Erdorbits bringen soll, etwa Satelliten.

Damit habe man die leistungsfähigste privat finanzierte Rakete Europas, sagte Metzler. Den Vorteil seines Unternehmens gegenüber großen etablierten Anbietern sieht er vor allem in Flexibilität und niedrigen Kosten. Man könne binnen Wochen oder Monaten Raketenstarts anbieten, sagte er. Dabei helfe auch, dass die verhältnismäßig kleine Rakete relativ unkompliziert per Lkw transportiert werden könne.

Das Start-up mit inzwischen 100 Mitarbeitern ist privat finanziert. In der letzten Finanzierungsrunde im Dezember 2019 sammelte es nach eigenen Angaben 15 Millionen Euro ein. Eine weitere Runde steht noch in diesem Jahr auf dem Plan. Zu den Investoren gehört auch Bulent Altan, ehemaliger Vice President des US-Weltraum-Unternehmens SpaceX von Elon Musk.

Die Raketen sollen in Europa starten. Wo genau, ist noch ist nicht klar. Man sei mit einem halben Dutzend möglichen Startplätzen in Kontakt, sagte Metzler. Geht es nach dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), könnte mittelfristig eine weitere Option in Europa hinzukommen: Das Wirtschaftsministerium prüft ein entsprechendes Konzept des Verbandes, wie es am Montag bestätigte. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ über das Konzept berichtet.

Das Konzept des BDI sieht einen Startplatz für Kleinraketen in der Nordsee vor – eine mobile Startplattform in Form eines privatwirtschaftlichen Betreibermodells mit staatlicher Unterstützung. Ein entsprechendes Strategiepapier liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

Vom Bund sei dafür ein Zuschuss für die Initialkosten in der Anfangsphase nötig.

Ein deutscher Startplatz sollte allen europäischen und internationalen Partnern zur Nutzung offenstehen. Raumfahrt sei für die gesamte deutsche Industrie von zentraler Bedeutung, heißt es in dem Papier. Im digitalen Zeitalter sei sie Schlüssel für Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren und Industrie 4.0. Dank Miniaturisierung würden Satelliten immer kleiner, diese Entwicklung verändere auch den Bedarf an Trägerraketen. „Zukünftig wird es eine Mischung aus großen, mittleren und kleinen Raketen geben.“

Dem Papier zufolge gibt es drei private Hersteller von sogenannten Microlaunchern in Deutschland, die 2021/22 auf den Markt kommen sollen. Einer davon ist Isar Aerospace. Keines der drei Unternehmen verfüge aber über einen vertraglichen Startplatz in Europa, heißt es. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte sich bereits im vergangenen Jahr aufgeschlossen für die Errichtung eines deutschen Weltraumbahnhofs gezeigt.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hatte im Juli in einer Veröffentlichung für eine solche Startplattform in der deutschen Nordsee geworben.

Demnach wäre ein solcher „Offshore-Weltraumbahnhof“ gut geeignet für kleinere Trägerraketen mit einer Nutzlast von bis zu einer Tonne. Der BDI sieht darin eine strategische Option für Starts von kommerziellen oder militärischen Satelliten. Es gebe bereits drei deutsche Hersteller von Miniraketen, welche die Bundesregierung bereits finanziell fördere, betonte der Industrieverband damals.

Laut „Handelsblatt“ würde ein Startplatz auf einer Plattform in der Nordsee den Bund rund 30 Millionen Euro kosten. Die größten Probleme würden laut Gesprächsverlauf vermutlich politische und regulatorische Frage aufwerfen. Unter anderem planten auch die EU- und NATO-Partner Schweden und Norwegen bereits solche Startrampen.

Der BDI bekräftigte am Montag seine Auffassung, wonach ein solcher deutscher Weltraumbahnhof „technisch machbar und strategisch wie wirtschaftlich sinnvoll“ sei. Dieser ließe sich innerhalb von zwei Jahren „in Form eines privatwirtschaftlichen Betreibermodells mit staatlicher Unterstützung realisieren“, erklärte der Verband in Berlin unter Verweis auf sein Strategiepapier. Der Bund müsste nur in der Anfangsphase aushelfen, der Betrieb finanziere sich selbst. (afp/dpa)



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