Deutsche Schulen liegen bei Digitalisierung im globalen Vergleich zurück
Deutschland hinkt bei der Digitalisierung der Schulen deutlich hinter anderen Industrieländern her. In Deutschland habe 2018 nur ein Drittel der Schüler eine Schule besucht, die über eine effektive Lernplattform im Internet verfügte – im Durchschnitt der OECD-Staaten sei dies bei mehr als der Hälfte der Schüler der Fall gewesen.
Dies geht aus einer Sonderauswertung von Daten der Bildungsstudie Pisa hervor, welche die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag veröffentlichte.
Bei der Digitalisierung sei in Deutschland ein Gefälle zwischen Schulen in sozial benachteiligten und sozial bessergestellten Gegenden zu beobachten: In der ersten Gruppe hätten nur 30 Prozent der Schüler Zugang zu digitalen Lernplattformen, in der zweiten Gruppe seien es 37 Prozent.
Auch die Zahl der verfügbaren Schul-Computer lag in Deutschland mit 0,61 pro Schüler unter dem OECD-Durchschnitt von 0,85 pro Schüler. In der OECD haben sich insgesamt 37 westlich orientierte Industriestaaten zusammengeschlossen.
Für die Untersuchung werteten die Bildungsexperten den Datensatz der internationalen Pisa-Studie von 2018 unter der Leitfrage aus, inwieweit höhere staatliche Bildungsausgaben zu besseren Lernerfolgen führen.
Gelder werden unterschiedlich eingesetzt
Sie kommen zu dem Schluss, „dass nicht die Höhe der Ausgaben eines Landes für das Bildungssystem den größten Unterschied macht, sondern die Frage, wofür das Geld ausgegeben wird“, heißt es in dem OECD-Bericht.
Trotz vergleichsweise hoher Bildungsausgaben stellten die Experten für Deutschland besonders große soziale Unterschiede fest. So sei das Risiko, eine Klassenstufe wiederholen zu müssen, bei Schülern aus sozial benachteiligtem Umfeld anderthalb Mal größer als bei Schülern aus bessergestellten Familien.
Die Unterschiede zeigten sich auch in den wöchentlichen Unterrichtszeiten bestimmter Fächer – etwa beim Fremdsprachenunterricht: Im Schnitt hätten 15-jährige Schüler in Deutschland, die sozial bessergestellt sind, in der Woche 66 Minuten mehr Fremdsprachenunterricht als benachteiligte Schüler. Dies sei „eine der größten Diskrepanzen im Vergleich zu anderen Pisa-Teilnehmerstaaten“, schreiben die Wissenschaftler.
Die OECD untersucht bei der Pisa-Studie in regelmäßigen Abständen den Leistungsstand von Schülern in verschiedenen Ländern. Die Ergebnisse des Vergleichstests finden viel Beachtung. Die letzte Erhebung fand 2018 statt: Dafür wurden rund 32 Millionen 15-Jährige in 79 Ländern befragt. In Deutschland nahmen 5451 Schüler aus 226 Schulen daran teil.
Die nächste Pisa-Studie steht im Jahr 2022 an. Dabei wollen die Wissenschaftler insbesondere die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Bildung in den Blick nehmen. (afp)
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