Bewusstseinsänderung: Für 10 Minuten in die Augen eines anderen schauen

Jeder kennt den Zauber eines tiefen Blicks in die Augen eines anderen. Für eine Dauer von 10 Minuten und bei Dunkelheit kann das echte Bewusstseinsveränderungen hervorrufen.
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Foto: YouTube Screenshot
Epoch Times26. August 2015

In die Augen eines anderen zu schauen kann offenbar den Bewusstseinszustand verändern, berichtet IFLSCIENCE. Diese faszinierende Entdeckung machte Giovanni Caputo von der University of Urbino in Italien.

Schon vor einigen Jahren ließ er Teilnehmer einer Studie für 10 Minuten ihr Spiegelbild anstarren. Der Raum war absichtlich abgedunkelt. Bereits nach wenigen Minuten erlebten sie ungewöhnliche Dinge: Die Proportionen ihres Gesichts änderten sich oder es schien, wie ein Tier auszusehen. Manche sahen sogar Gesichter verstorbener Verwandter. Dieses Phänomen ist bekannt als die „Illusion des unbekannten Gesichts.

Weit dramatischer scheinen die Effekte aber zu sein, wenn man in das Gesicht einer anderen Person schaut, statt in das eigene.

Für seine aktuelle Studie hatte Caputo 40 Junge Erwachsene in Paare aufgeteilt. Jedes Paar saß sich auf Stühlen in einem dunklen Raum gegenüber. Die Entfernung betrug 1 Meter.

Damit die Teilnehmer die Gesichtszüge des anderen gerade so erkennen konnten, wurde das Licht im Raum entsprechend gedämpft. Die Wahrnehmung von Farben war nur eingeschränkt möglich. Die Hälfte der Teilnehmer saß sich gegenüber, die andere Rücken an Rücken. Um die Resultate nicht durch Erwartungshaltungen zu ändern, bekamen die Teilnehmer nur gesagt, es ginge um eine meditative Erfahrung. Man wollte die Teilnehmer nicht erahnen lassen, worum es in diesem Experiment ging.

"Die Zeit verlief langsamer"

Nach 10 Minuten wurden schriftliche Fragen danach beantwortet, was sie im Raum erlebt hatten. Einige der Antworten brachten Erstaunliches zu Tage. Laut der britischen Psychological Society beschrieben einige Teilnehmer eine Abschwächung der Farbintensität und scheinbare Zunahme der Lautstärke. Die Zeit schien langsamer zu verlaufen und sie fühlten sich wie in einer anderen Dimension. Fast 90 Prozent sahen das Gesicht ihres Gegenüber verformt. 75 Prozent sahen seltsame Wesen und 15 Prozent berichteten sogar Spuren von bekannten Personen im Gesicht des anderen.

Zu den sensationellen Ergebnissen sagt Caputo, sie würden Symptome von Realitätsverlust zeigen. Vor allem die Verformung von Gesichtern passt hervorragend zu diesem Krankheitsbild.

Ein Phänomen, das als Troxler Effekt bekannt ist, beschreibt etwas, was die Teilnehmer erlebt hatten. Schaut eine Person für eine längere Zeit auf einen festen Punkt, beginnen die Details in der Umgebung langsam zu verschwinden. Genau das erwartete man auch bei diesem Experiment. Stattdessen tauchten seltsame Dinge auf.

Caputo vermutet, fremde Gesichter würden dann erscheinen, wenn die Wahrnehmung für kurze Zeit in die Realität zurückkehrt. Dies soll mit dem Mangel an Sinnesreizen im Zusammenhang stehen, so der Wissenschaftler. Aktuell bewegt man sich allerdings noch auf sehr dünnem Eis.

Wenn dem Gehirn visuelle Informationen fehlen, füllt es andere Informationen auf Basis von Erfahrungen und Erwartungen nach, so eine andere Vermutung von Scientific America.

Sicher haben wir noch einen Menge zu lernen über diese seltsamen Phänomen. Aber mit seiner Arbeit steht Caputo noch ganz am Anfang – was er gern zugibt. Es wäre interessant herauszufinden, woher diese seltsamen Erscheinungen kommen. Gedämpftes Licht scheint jedenfalls ein wesentlicher Faktor bei diesem Effekt zu sein.



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