Anblick attraktiver Artgenossen fördert Brutverhalten
Warum ein adrettes Männchen die Lebensenergien potentieller Partnerinnen seiner Umgebung in Schwung bringen kann scheint für uns Menschen im Alltag vielleicht egal, solange es funktioniert. Die Wissenschaft geht einen Schritt weiter und stellt sich diese Frage. Und auch ob dies übertragbar ist auf andere Arten. Offenbar ja!
Am Beispiel der Kragentrappe, einem sandfarbenen Wüstenvogel, der von Nordafrika bis in die Mongolei verbreitet ist, ließ sich nachweisen, dass optische Reize durch attraktive Artgenossen sich tatsächlich positiv auf die Mütter auswirken und den Nachwuchs schneller wachsen lassen. Wissenschaftler schlussfolgern das aus einem Brutexperiment mit jener nordafrikanischen Vogelart, die außerdem ein ausgeprägtes Balzverhalten hat. Weibchen, die bei dem Experiment attraktiven Männchen bei der Parade zusahen, waren fruchtbarer, hatten größeren Bruterfolg und investierten mehr Testosteron in ihre Eier, was zu einem schnelleren Wachstum des Nachwuchses führte.
Die Ergebnisse zeigten, dass sich Nachzuchten per künstlicher Befruchtung ohne eine solche Stimulation der Weibchen negativ auf den Bruterfolg und damit das Überleben der Art auswirken können wie in der Onlineausgabe des Fachblatts „Proceedings of the Royal Society B“ zu lesen ist.
Für das Experiment hatten die Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Französischen CNRS-Station für Experimentale Ökologie 90 brütende Weibchen der Kragentrappe (Chlamydotis undulata undulata) unterschiedlichen Artgenossen gegenübergestellt. Je 30 Weibchen wurden im Emirates Center for Wildlife Propagation (ECWP) im Marokkanischen Missour visuell mit attraktiven Männchen, unattraktiven Männchen oder Weibchen konfrontiert. Bei dem Experiment wurden die untersuchten Weibchen künstlich befruchtet und einzeln in Volieren gehalten, die je fünf Meter von denen ihrer Artgenossen entfernt waren. Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler ausschließen, dass andere Faktoren außer den optischen Reizen eine Rolle spielten. „Meines Wissens ist unsere Studie das erste Beispiel im Artenschutz für eine erfolgreiche Manipulation der mütterlichen Ressourcen durch sensorische Reize“, erläutert die Verhaltensbiologin Adeline Loyau vom UFZ. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es möglich ist, die Verteilung der Ressourcen der Weibchen unabhängig von der Qualität der männlichen Gene zu steuern.“ Männliche Balzsignale erzeugen ein effektives Signal und bieten damit Naturschützern ein einfaches und preiswertes Mittel. Die Ergebnisse könnten also auch große Bedeutung für Nachzuchtprogramme von anderen bedrohten Vogelarten haben.
Die Kragentrappe ist in der Arabischen Welt als Beute für die Falken-Jagd beliebt. Die Jagd und der Verlust an Lebensräumen haben dafür gesorgt, dass die Populationen der Kragentrappe stark zurückgegangen sind. Inzwischen wird die Art als gefährdet eingestuft und in Artenschutzprogrammen gezüchtet, um die natürlichen Populationen zu unterstützen. Dazu wurde im Marokkanischen Missour das Emirates Center for Wildlife Propagation (ECWP) vom damaligen Emir Abu Dhabis, Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan, gegründet.
Bereits 2007 hatten Forscher um Adeline Loyau gezeigt, dass Weibchen des Blauen Pfaus (Pavo cristatus), die sich mit attraktiven Männchen gepaart hatten, mehr Ressourcen in ihre Eier investierten als Weibchen, die sich mit unattraktiven Männchen paarten. Bei attraktiven Partnern legten sie größere Eier und erhöhten den Testosterongehalt im Eigelb, was einen direkten Einfluss auf die Entwicklung des Nachwuchses hat. Auch andere Forscher hatten zuvor gezeigt, dass verschiedene Faktoren wie die Qualität der Gene der Väter oder das Nahrungsangebot Einfluss auf die Vogelweibchen und deren Nachwuchs haben. Unter ungünstigen Bedingungen kann es effektiver sein, in den aktuellen Nachwuchs weniger zu investieren und es in der nächsten Saison wieder zu probieren. Mit den neuen Experimenten konnten Loyau und Lacroix nun zeigen, dass auch optische Reize Einfluss auf die Entwicklung des Nachwuchses haben können. Die Daten wurden von Loyau während ihres Gastaufhaltes am UFZ in den Laboren in Leipzig ausgewertet. Inzwischen arbeitet die französische Biologin in der Station für Experimentale Ökologie (SEEM) des französischen Forschungszentrums CNRS in Moulis in den Pyrenäen.
Tilo Arnhold.(dk)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion