ALM-Labore: Keine Corona-Testung trotz vorhandener Kapazitäten? Das ist ein „Kommunikationsthema“
Die Zahl der PCR-Tests für SARS-CoV-2 ist Anfang Mai wieder etwas gesunken. Dies teilten die Akkreditierten Labore in der Medizin e.V. (ALM) in ihrer sechsten Online-Pressekonferenz am 5. Mai mit. Die Testkapazität für die laufende Woche wurde hingegen noch einmal gesteigert. Rund 740.000 Tests pro Woche stehen den bei ALM erfassten Laboren nun für die PCR-Testung zur Verfügung.
„Wir bauen unsere Kapazitäten kontinuierlich aus. Die Krisenstäbe beim Bund und in den Ländern können sich auf die fachärztlichen Labore also verlassen“, sagte Evangelos Kotsopoulos, Vorstand im ALM e.V.
Zwar stiegen die Testkapazitäten kontinuierlich, aber ausgeschöpft würden sie nicht. Eingependelt habe es sich, dass im Durchschnitt knapp unter 300.000 Tests pro Woche durchgeführt würden. Mehr sei nicht angefordert worden, teilte Kotsopoulos mit.
Wenn es insoweit Beschwerden gebe, dass nicht getestet würde, so sei das für ALM nicht nachvollziehbar. Überall seien Testkapazitäten vorhanden, auch die Logistik sei da. Insoweit ging Kotsopoulos davon aus, dass dem ein „Kommunikationsthema“ zugrunde liege.
Die hohe Differenz zwischen möglichen und durchgeführten Tests begründete der Experte damit, dass man nicht wissen könne, wie sich die Lage weiter entwickele. Sollte in den kommenden Wochen vermehrt in Pflegeheimen umfangreich getestet werden, sei jedenfalls eine entsprechende Kapazität abrufbar.
Testkonzepte für medizinische Einrichtungen
Die Expertise der Fachärzte in den Laboren werde immer häufiger in Anspruch genommen. So stehen die Mitglieder des ALM e.V. tagtäglich auch als Experten zur Verfügung, wenn es um Fragen rund um die SARS-CoV-2-Diagnostik geht oder die Erstellung von Testkonzepten – zum Beispiel in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Unternehmen der kritischen Infrastruktur. „Die Versorgung mit Labordiagnostik ist und bleibt eine ärztliche Aufgabe“, stellte Dr. Michael Müller fest und betonte: „Das leisten wir täglich, zum Beispiel in der Beratung von Pflegeeinrichtungen zu Testkonzepten.“
Schließlich beinhalte die Versorgung von Menschen in Alten- und Pflegeheimen mehr als das reine Testen. Hierzu gehöre beispielsweise auch, gemeinsam mit den Ärzten und Mitarbeitern vor Ort Hygienekonzepte zu entwickeln. Einige Bundesländer hätten sich schon auf den Weg gemacht, gemeinsam mit den regionalen Laboren eine Teststrategie zu erarbeiten, lobte der erste ALM-Vorsitzende. Hier sei die Zusammenarbeit in der Region oft vorbildlich. „Wo man sich schon kennt, wird vertrauensvoll an Lösungen gearbeitet.“
Insgesamt vorbildlich sei in Deutschland auch das Krisenmanagement im Vergleich zu anderen Ländern, insbesondere die Teststrategie. Darauf weist Evangelos Kotsopoulos hin: „Wir konnten und können als fachärztliche Labore – anders als andere Länder – immer sehr erhebliche Kapazitäten bereitstellen“, sagt er. „Das liegt daran, dass wir in Deutschland nicht nur außerordentlich früh mit einer umfassenden Testung begonnen, sondern parallel kontinuierlich unsere Kapazitäten ausgebaut haben.“
Man könne zwar nicht pauschal sagen, dass es keine Knappheit für Reagenzien geben werde, aber die Labore befänden sich in einem „komfortablen Bereich“ und ein Vorrat sei angelegt. Wenn allerdings die Testungen in Deutschland und anderen Ländern hochgefahren würden, sei eine Knappheit nicht auszuschließen.
Antikörper-Tests
Auch im Bereich der Antikörper-Tests, die jetzt verstärkt zum Einsatz kommen werden, sehen sich die Mitglieder des ALM e.V. gut auf zunehmende Anforderungen vorbereitet: „Noch immer ist es (…) so, dass die Antikörper-Tests kein Freibrief sein können, [um] auf die Einhaltung von Kontaktregeln bei positiv getesteten Menschen zu verzichten“, mahnt ALM-Vorstand Professor Jan Kramer. Dazu seien die Tests immer noch zu wenig untersucht.
„Sie können aber eine gute Ergänzung zur PCR-Testung sein und Aussagen dazu machen, ob Patienten bereits eine Infektion durchlaufen haben“, so der Internist und Facharzt für Laboratoriumsmedizin. Dr. Christian Scholz ergänzte die Ausführungen dahingehend, dass auch bei Antikörper-Tests mit einer hohen Sensitivität falsche negative Testergebnisse nicht ausgeschlossen werden könnten.
Änderungen des Infektionsschutzgesetzes im Blick
Gut vorbereitet sind die Mitglieder des ALM e.V. indessen auch, was etwaige Änderungen des Infektionsschutzgesetzes anbelangt, wie dies aktuell im Entwurf des „Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung in einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ vorgesehen ist. So soll laut neuem Paragraf 7 künftig die Meldepflicht erweitert werden.
„Hier rechnen wir mit mehreren Millionen Datensätzen innerhalb weniger Monate“, sagte Dr. Christian Scholz. Das könne nur bewältigt werden, wenn alle Meldungen ausnahmslos elektronisch erfolgen, mahnte der Vorstand im ALM und Sprecher der IT-Arbeitsgruppe. Hier habe sich der ALM e.V. schon lange vor der Corona-Pandemie auf den Weg gemacht, Daten auf digitalem Wege zu empfangen und zu versenden. „Das muss jetzt überall Standard werden“, forderte Scholz.
Nach wie vor klagte der Verein über die fehlende finanzielle Absicherung. Zwar würden die Labore rund um die Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen arbeiten, aber es fehle weiterhin eine klare Regelung, wie sie der Rettungsschirm für Krankenhäuser bereithalte. Insoweit fühlen sich die Laborärzte nicht ernst genommen. Schließlich müssten sie die hohen Kosten für die Sicherstellung finanzieren. Das wahre Ausmaß der wirtschaftlichen Einbußen werde man erst im Herbst sehen, warnte Professor Jan Kramer.
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