Ermöglichte ein antiker Nilarm den Bau der großen Pyramiden?

Mit dem Wasser kamen die Pyramiden, das kühle Nass verschwand, sie blieben: Ägyptologen haben einen antiken Nilarm entdeckt, der unter anderem den Bau der großen Pyramiden von Gizeh ermöglicht haben könnte.
Ein antiker Nilarm könnte den Bau der großen Pyramiden ermöglicht haben
Nach Tausenden Jahren rätseln Forscher noch immer, wie die alten Ägypter ihre Pyramiden bauten.Foto: Anton Aleksenko/iStock
Von 28. Mai 2024

Ein Team unter der Leitung von Professorin Eman Ghoneim von der University of North Carolina Wilmington hat herausgefunden, dass die Pyramiden in Ägypten entlang eines antiken, heute verschwundenen Nilarms gebaut wurden.

Die Entdeckung unterstreiche die Bedeutung des Flusses als kulturelle Lebensader und zeigt, wie sich die Menschen die Natur zunutze machten. Außerdem könnten dies erklären, warum viele Pyramiden in einem ganz speziellen, heute unwirtlichen schmalen Streifen liegen.

„Viele von uns, die sich für das alte Ägypten interessieren, wissen, dass die Ägypter einen Wasserweg benutzt haben müssen, um ihre riesigen Monumente wie die Pyramiden und Taltempel zu bauen. Doch niemand war sich sicher über die Lage, die Form, die Größe oder die Nähe dieses Mega-Wasserweges zum eigentlichen Pyramidengelände“, sagte Ghoneim. „Unsere Forschung hat die wichtigsten antiken Nilarme in großem Maßstab aufgedeckt und zeigt ihre Verbindung mit den größten Pyramidenfeldern Ägyptens.“

Professorin Eman Ghoneim studiert den antiken Nilarm

Professorin Eman Ghoneim studiert die Oberflächenstruktur des antiken Nilarms nahe der Pyramiden von Gizeh und der Großen Sphinx. Foto: Eman Ghoneim/UNCW

Nilarm mit viel Wasser und ohne Wasser

Die ägyptischen Pyramidenfelder zwischen Gizeh und Lischt wurden über einen Zeitraum von 1.000 Jahren gebaut – beginnend vor etwa 4.700 Jahren. Sie liegen heute einige Kilometer westlich des Nils und am Rande des unwirtlichen Teils der Wüste Sahara.

Nun haben Untersuchungen an Sedimenten gezeigt, dass der Nil früher deutlich mehr Wasser führte und sich der Fluss an einigen Stellen in mehrere Arme aufspaltete. Schon früher diskutierten Ägyptologen, ob einer dieser Arme den Bau der Pyramidenfelder ermöglichte. Doch diese Theorie konnte bislang nicht bestätigt werden.

Ghoneim und ihre Kollegen untersuchten Satellitenbilder, geophysikalische Untersuchungen und weitere Sedimentproben, um die Lage des ehemaligen Flussarms zu bestätigen. Den neuen Nilarm nannten die Forscher „Ahramat“, was auf Arabisch „Pyramiden“ bedeutet. Doch was führte zu seinem Verschwinden?

Die Forscher vermuten, dass der zunehmend angewehte Sand in Verbindung mit einer großen Dürre – die vor etwa 4.200 Jahren begann – zunächst den Flussarm weiter nach Osten wandern ließ, bis er letztlich verlandete.

Karte vom Ahramat-Nilarm

Die Karte zeigt den heutigen Nilverlauf sowie den möglichen antiken Nilarm Ahramat. Foto: Ghoneim et al. (2024), CC BY 4.0 DEED; Übersetzung kms/Epoch Times

Nächster Halt: An der Pyramide

Die Entdeckung könnte somit erklären, wieso sich die Pyramidenfelder in dem heute unwirtlichen Wüstenstreifen nahe der altägyptischen Hauptstadt Memphis konzentrierten. So machte der antike Nilarm diese Gebiete zu Wasser erreichbar und einen leichten Transport von Menschen und Baumaterialien möglich.

Außerdem fanden die Forscher Wege an vielen der Pyramiden, die am vermuteten Ufer des Ahramat-Arms endeten. Laut den Forschern belegen diese Entdeckungen die Theorie, dass die alten Ägypter den Fluss zum Transport von Baumaterialien nutzten.

Ähnliches ist bereits aus einem antiken Papyrus bekannt, dass das Logbuch eines Mannes namens Merer enthält. Darin ist vermerkt, dass Arbeiter während des Baus der Großen Pyramide Materialien über einen nahe gelegenen Hafen dorthin brachten. Dies deckt sich mit Ausgrabungen in Gizeh, wo Archäologen Hinweise auf einen Hafen fanden.

Die Studie erschien am 16. Mai 2024 im Fachjournal „Communications Earth & Environment“.



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