Chinesische Forscher arbeiten mRNA-Impfstoff in Milchtröpfchen ein
Bisher wurden mRNA-basierte COVID-19-Impfstoffe mittels Spritze intramuskulär angewendet. Ein Forscherteam eines chinesischen Unternehmens veröffentlicht nun erstmals Daten für einen oralen Impfstoff. Anders als bisher ist die mRNA dabei nicht in Lipidnanopartikeln oder viralen Vektoren eingebettet, sondern in kleinen Tröpfchen Kuhmilch.
Dass dies möglich ist, zeigten Forscher bereits in einer Ende 2022 veröffentlichten Studie.¹ Darin heißt es, dass nicht nur Lipidnanopartikel (Pfizer und Moderna) und Vektoren aus Adenoviren (Johnson & Johnson und AstraZeneca) mRNA schützen und transportieren können. Auch winzige Tröpfchen im Nanometerbereich – sogenannte Exosome – aus Kuhmilch sind dazu in der Lage.
Kuhmilch statt Spritze
Die Forscher testeten den Milch-mRNA-Wirkstoff zur Produktion des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 sowohl im Zellversuch als auch bereits im Tierversuch bei Mäusen. Dabei zeigte sich, dass die mRNA über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden konnte und eine Immunantwort im Blut der Tiere auslöste.
Im Vergleich zur Injektion werden [der] oralen Verabreichung allgemein ein besseres Sicherheitsprofil, eine bessere Patienten-Compliance [Anm. d. Red.: „Regeltreue“, hier sinngemäß Zustimmung, Einhaltung] und geringere medizinische Kosten zugeschrieben“, schreiben die Forscher, die Mitarbeiter eines Unternehmens sind, das auf die Herstellung verschiedener Exosome spezialisiert ist.
Während zwar „die genauen molekularen Mechanismen und die Sicherheit weiter untersucht werden müssen“, sind die Forscher überzeugt, dass die Technologie bald Anwendung finden wird. Sie ist auch nicht auf COVID-Impfstoffe begrenzt, sondern auch für andere mRNA-Therapeutika geeignet.
Es ist absehbar, dass ein mRNA-Transportsystem auf der Grundlage von Exosomen aus Milch in naher Zukunft als Plattform für die Entwicklung von mRNA-Therapeutika dienen wird“, heißt es in der Studie, die bislang nicht peer-reviewed ist.
Jedoch haben orale Impfstoffe nicht nur Vorteile. Sie bergen auch einige Risiken.
Warum der Polioimpfstoff keine Schluckimpfung mehr ist
Sollte es zu klinischen Studien am Menschen und einer Zulassung kommen, wäre es zwar der erste orale mRNA-basierte Impfstoff, jedoch nicht die erste orale Impfung. Die umgangssprachlich als „Schluckimpfung“ bezeichnete Darreichungsform kennt man vor allem durch die Polio-Impfung der 1970er-bis 1990er-Jahre.
Für die Impfung gegen Kinderlähmung tropfte man eine Flüssigkeit mit abgeschwächten Polioviren auf Würfelzucker, der dann gegessen wurde. Die Strategie war, damit eine gezielte Infektion des Magen-Darm-Traktes ohne Krankheitssymptome auszulösen. Der Körper bildete daraufhin Antikörper. Diese entstanden nicht nur im Blut, sondern auch in den Schleimhäuten des Darms. Durch diese Vorgehensweise kam es jedoch vor allem bei Menschen mit geschwächten Immunsystem immer wieder zu Ausbrüchen der Krankheit.
Ein weiterer Aspekt war, dass die Impfviren teilweise wieder ausgeschieden wurden. Dadurch konnten auch Kontaktpersonen durch die Impfviren infiziert werden. Auf diese Weise soll vor allem in Entwicklungsländern eine großflächig „passive Immunisierung“ passiert sein. Das heißt, das Impfvirus wurde so auch an nicht zu impfende und nicht geimpfte Personen weitergegeben. Wie die „Deutsche Apotheker Zeitung“ berichtete, zeigten Untersuchungen Rückstände des Impfvirus aber auch in Abwässern der Slowakei, Estland, Finnland und Israel. Dadurch stieg die Sorge vor neuen Mutationen des nahezu ausgerotteten Virus.
Seit 1999 gibt es in Europa keine orale Polio-Impfung mehr. Im Jahr 2016 meldete die WHO die Vernichtung der übrigen Polio-Schluckimpfungen aus Entwicklungsländern. Stattdessen gibt es die Impfung gegen Kinderlähmung nur noch als intramuskuläre Spritze als Totimpfstoff.
Aktuell gibt es jedoch noch Schluckimpfungen gegen Typhus, Cholera, Tuberkulose und Rotaviren. Die einzige in Deutschland von der STIKO noch empfohlene ist jene gegen Rotaviren für Säuglinge.
Sorge vor mRNA-Impfbestandteilen in Lebensmitteln
Eine Sorge von Kritikern der Technologie ist, dass, ähnlich wie bei der Polio-Schluckimpfung, eine orale COVID-19-Impfung auch zu „passiver“ und daher unfreiwilliger Immunisierung durch Kontakt mit dem Impfstoff führt.
Chinesische Forscher haben Kuhmilch erfolgreich mit mRNA beladen und diese wurde im Magen-Darm-Trakt der Empfänger aufgenommen. Die Besorgnis über die heimliche Einbringung von mRNA in Lebensmittel ist berechtigt! Das muss gestoppt werden!“, twitterte der Kardiologe und bekannte Kritiker von mRNA-Impfstoffen Dr. Peter McCullough angesichts der veröffentlichten Daten.
Obwohl in der Studie Milchtröpfchen verwendet wurden, ist es derzeit jedoch nicht der Fall, dass mRNA-Therapeutika einfach so in Milchpackungen hinzugefügt werden können. Um stabil zu bleiben, müssen die mRNA-Abschnitte in einem speziellen Verfahren in die Exosome aus Milchtröpfchen im Nanobereich eingearbeitet werden. Die Exosome werden ihrerseits mit einem speziellen Verfahren, der sogenannten Ultrazentrifugation, gewonnen.
Wie die Aufnahme von mRNA-Therapeutika im Magen-Darm-Trakt bei Menschen aussieht, muss allerdings erst untersucht werden. Da jedoch bereits bei den intramuskulär verabreichten COVID-19-Impfstoffen mRNA in der Muttermilch² kürzlich geimpfter Frauen und in nahezu allen Organen nachgewiesen wurde, könnte das Ausmaß nach oraler Verabreichung noch wesentlich höher sein.
Dies ist ein ernstes Problem und muss abgestellt werden. MRNA in der Lebensmittelversorgung ist eine reale Bedrohung. Es bedarf eingehender Forschung, um geeignete Anwendungen für diese Technologie zu finden. Die Impfung gegen COVID-19 gehört nicht dazu“, schreibt Dr. Peter McCullough.
Quellen und Literatur:
[1] Zhang et al. (2022); doi.org/10.1101/2022.12.19.517879
[2] Nazeeh et al. (2022); doi.org/10.1001/jamapediatrics.2022.3581
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