Biber: Die Brandmeister und Förster des Tierreiches
Kalifornien, USA: Forscher fliegen ihre Drohne über eine von Waldbränden niedergebrannte Landschaft nördlich des Tahoe-Sees. Die Aufnahmen dienen zur Einschätzung, wie stark das Feuer wütete. Doch neben einer riesigen Brandnarbe mit vielen verkohlten Pflanzen und aschebedecktem Boden ist plötzlich – zur großen Überraschung der Forscher – eine unverbrannte Insel mit üppigem Grün auf den Bildern zu sehen.
Dieser heile Ort wurde mühsam angelegt und gepflegt. Ein Bach wurde gestaut, wodurch Teiche entstanden, die den Wasserfluss verlangsamten, sodass die umliegende Erde mehr Zeit hatte, das Wasser aufzusaugen. Ein verzweigtes System von Kanälen half, die Feuchtigkeit in dem Gebiet zu verteilen. Bäume, die in die Feuchtgebiete eingedrungen waren, wurden gefällt.
Dies war jedoch nicht das Werk von Feuerwehrmännern oder Naturschützern, sondern von in und am Wasser lebenden Nagetieren. Dank ihrer Fähigkeit zum Bau von Dämmen schufen Biber ein feuchtes Waldgebiet, das auf natürliche Art und Weise vor dem Brand geschützt war.
Biber-Mosaik gegen Großbrände
Immer mehr US-Bundesstaaten bemühen sich deshalb, Biber wieder anzusiedeln. Eigentlich sind die Nager in weiten Teilen Nordamerikas heimisch, jedoch führte intensive Bejagung der Tiere in den 1800er-Jahren fast zur vollständigen Ausrottung. In jüngster Zeit haben sich die Bestände in einigen Gebieten wieder erholt. Ähnlich erging es dem Europäischen Biber, dessen Bestand sich in Europa und Deutschland ebenfalls erholt – gut für den Wald.
Wie eine aktuelle Studie zeigt, können Biber sogar bei Großbränden mit einer Größe von 960.000 Hektar helfen. Das ist weit größer als Bayern und entspricht der Fläche von fast 1,4 Millionen Fußballfeldern.
„Sie bauen ein Ökosystem auf, das durch das Vegetationsmosaik widerstandsfähig gegen Brände ist. Außerdem sorgen sie dafür, dass die Umgebung gut bewässert wird, damit sie nicht austrocknet und nicht so schnell brennt“, erklärte Emily Fairfax, Assistenzprofessorin für Geografie an der Universität von Minnesota, die auch die Drohnenaufnahmen machte.
„Es ist ein ziemlich einfaches Konzept: Wenn man ein größeres, breiteres Gebiet befeuchtet, hält man Brände in Schach – zumindest bis zu einem gewissen Grad“, bestätigt die US-amerikanische Gewässerökologin Karen Pope.
„Einkaufsmarkt“ der Biber schützt andere Tiere
Biber sind dafür bekannt, dass sie aufgrund ihrer besonderen Lebensweise einen starken Einfluss auf ihre Umwelt haben. So fressen die Nagetiere große Mengen an Pflanzenmaterial, stauen Fließgewässer auf und schaffen Teiche, in denen sie sich vor Raubtieren verstecken können. Von diesen Tümpeln aus graben sie Kanäle, die tiefer in die Wälder hineinreichen, damit sie auf Nahrungssuche gehen können, ohne das Wasser verlassen zu müssen. So können ihre Aktivitäten selbst Bäche in große Feuchtgebiete verwandeln.
„Sie versuchen einfach nur, sich selbst einen Mega-Einkaufsmarkt zu bauen, damit sie die ganze Zeit und in allen vier Jahreszeiten ihre Einkäufe erledigen können“, sagt Kate Lundquist, Co-Direktorin einer gemeinnützigen Organisation, die sich um die Wiederansiedlung der Biber in den USA bemüht.
Doch was für den Biber gut ist, ist auch für andere tierische Waldbewohner gut. So zeigten ältere Forschungen von Emily Fairfax, dass die von Bibern geschaffenen unverbrannten bis leicht verbrannten Inseln auch Zufluchtsorte für Rotwild, Niederwild und Co darstellen und so ihr Überleben sichern.
Aufforstung nach dem Brand
Außerdem können Biber dazu beitragen, abgebrannte Gebiete wieder aufzuforsten, indem ihre Teiche und Dämme zur Wiederbefeuchtung von Landschaften beitragen. Dadurch wird schließlich das Wachstum von Gräsern und Sträuchern gefördert. Dies verbessere wiederum die Wasserqualität, speichere mehr Kohlenstoff und biete Lebensraum für gefährdete Arten, was dem gesamten Ökosystem zugutekommt, so die Forscher.
Dieselben Fähigkeiten, die Biber zu so geschickten Förstern machen, haben ihnen auch Feinde unter Landwirten oder anderen Landbesitzern eingebracht. Durch den Bau von Dämmen und das Fällen von Bäumen können die Nager Straßen und Weiden überfluten sowie Ernten, Holzvorräte und Landschaftsbepflanzungen beschädigen oder zerstören.
Doch auch dafür bieten Lundquist und Fairfax eine einfache Lösung an. So engagieren sich die Mitarbeiter von Lundquists Organisation beim Umzug der unbeliebten Nager. Jene Biberfamilien, die in Konflikt mit Menschen kommen, werden an einen ungestörten Ort umgesiedelt, an dem sie ihre guten Taten wirken lassen können.
Schottische Biber ziehen Rehe an
Einen ähnlich grünen Effekt haben englische Forscher von der University of Stirling entdeckt. So zeigt ihre neue Studie, dass fast zwei Drittel der von Bibern gefällten Bäume neue Triebe hervorbrachten, die zahlreicher und näher am Boden lagen als bei anderen Bäumen.
„Biber fällen mit ihren scharfen Zähnen Bäume unterschiedlicher Größe und Art. Die von ihnen bevorzugten – wie beispielsweise Weiden – reagieren in der Regel mit einem kräftigen Wuchs neuer Triebe“, erklärt Dr. Kelsey Wilson, Hauptautorin der Studie. „Diese Triebe waren reichhaltiger und nahrhafter und lagen näher am Boden als bei anderen Bäumen, was sie zu einer leicht zugänglichen Nahrungsquelle für Rehe machte.“
Da die Zahl der Biber in Schottland ebenfalls zunimmt, erwarten die Forscher auch mehr Rehe und andere Pflanzenfresser in diesem Gebiet. „Die Art und Weise, wie ein Wald strukturiert ist, hat großen Einfluss auf seine biologische Vielfalt“, sagte Prof. Nigel Willby, Mitautor der Studie.
Gleichzeitig äußert Willby auch Bedenken zum möglichen Anstieg der Rotwildzahlen. „Wenn jedoch mehr Rehe durch das reichhaltige, leicht zugängliche Nahrungsangebot in die Uferwälder kommen, könnte es das Baumwachstum unterdrücken. Dies könnte die Struktur der Wälder vereinfachen und künftige Bemühungen zur Verjüngung der Wälder behindern.“ Doch dafür hat die Natur sicherlich auch bereits eine Lösung parat.
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