Hoffnung auf Unabhängigkeit von China: Seltene Erden in Norwegen entdeckt
Anfang Juni meldet ein Bergbauunternehmen die Entdeckung eines großen Vorkommens Seltener Erden in Südnorwegen.
Neue Untersuchungen hätten ergeben, dass das Fensfeltet-Vorkommen 8,8 Millionen Tonnen der wertvollen Metalle enthalte, erklärte das Unternehmen Rare Earths Norway.
Damit würde es das Vorkommen von Kiruna in Schweden deutlich übertreffen, das mit ein bis zwei Millionen Tonnen bislang als größtes in Europa galt.
Wichtige Rohstoffe für die Zukunft
Sie heißen Europium, Neodym, Praseodym, Cerium oder Dysprosium und sind für die Wirtschaft von morgen unabdingbar. Europium etwa wird für Fernsehbildschirme gebraucht, Cerium zum Polieren von Glas, Lanthan für Katalysatoren in Benzinmotoren. Aus Neodym und Dysprosium werden Magneten für Off-Shore-Windräder hergestellt.
Seltene Erden finden sich auch in Drohnen, Festplatten, Elektromotoren, Teleskoplinsen, Raketen oder Jagdflugzeugen. Der mit Abstand größte Teil der weltweiten Produktionsmenge stammt bislang aus China.
Die EU importiert bislang 98 Prozent der Seltenen Erden aus der Volksrepublik China. Norwegen gehört zwar nicht zur EU, hat aber sehr enge wirtschaftliche und politische Verbindungen zu ihr.
Weltmarktführer China
China ist mit Abstand Weltmarktführer bei Seltenen Erden. Das Land verfügt selbst über große Vorkommen, hat vor allem aber über die Jahre durch massive staatliche Investitionen ein großes Netzwerk zur Veredelung von Rohmaterialien aufgebaut.
Deshalb exportieren viele andere Produzenten von Seltenen Erden diese nach der Gewinnung nach China. Auch hat sich Peking seine Dominanz durch hohe Umweltkosten der eigenen Produktion erkauft.
Gar nicht so selten
Selten im Wortsinn sind die Metalle streng genommen nicht. Grundsätzlich kommen die meisten Seltenen Erden in der Erdkruste vergleichsweise häufig vor, auch in Deutschland gibt es im Norden Sachsens ein großes Vorkommen.
Vor der Bekanntgabe der Entdeckung des Vorkommens von knapp neun Millionen Tonnen in Norwegen wurden die weltweiten Reserven gut 120 Millionen Tonnen geschätzt, mehr als ein Drittel davon in China.
Forscher gehen von weiteren, noch nicht bekannten Vorkommen aus. Die entscheidende Frage ist aber, ob sich der Abbau wirtschaftlich lohnt – denn der Aufwand und die Folgekosten für die Umwelt sind hoch.
Seltene Erden als geopolitische Waffe
Peking setzte die Metalle erstmals 2010 offen als Druckmittel ein: Wegen eines Territorialstreits legte die Regierung die Ausfuhren nach Japan auf Eis. 2019 drohte den USA Ähnliches im Kontext der Handelsstreitigkeiten mit China.
Für die US-Industrie sind Seltene Erden ein wunder Punkt. Die USA dominierten selbst jahrelang den Weltmarkt, mittlerweile sind sie aber auch hochgradig von Importen abhängig.
Japan hat mittlerweile seine Lieferketten diversifiziert und setzt unter anderem auf Seltene Erden aus Malaysia sowie Recycling. So will es auch die EU vor dem Hintergrund zahlreicher handelspolitischen und geopolitischer Differenzen mit Peking machen. Brüssel setzt auf mehr Recycling, große abbaubare Vorkommen in Europa kommen ebenfalls sehr gelegen.
Schwer zu gewinnen
Seltene Erden sind in der Regel in Verbindungen in Erzschichten enthalten. Problematisch ist die Gewinnung der Seltenen Erden in möglichst reiner Form aus dem abgebauten Erz. Dafür sind chemische Prozesse häufig unter Anwendung von Säuren nötig.
Die Verfahren sind komplex und haben zahlreiche Nebeneffekte: Es entstehen radioaktive Isotope und giftige Abwässer; die Gegenden um die Produktionsgebiete gleichen häufig Mondlandschaften. Die Förderung von Seltenen Erden in Deutschland gilt Experten zufolge aus Umweltgründen als nicht möglich.
Beginn des Abbaus für 2030 vorgesehen
Rare Earths Norway strebt nach eigenen Angaben einen Start des Abbaus in Fensfeltet ab 2030 an. Geschäftsführer Alf Reistad sprach von „deutlich geringeren Auswirkungen auf Klima und Umwelt“ als bei bisherigen Wertschöpfungsketten für die Metalle. Allein in einer ersten Phase seien Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Kronen (867 Millionen Euro) nötig.
Im Januar 2023 hatte der schwedische Bergbaukonzern LKAB die Entdeckung des Vorkommens in Kiruna, im Norden des Landes, bekanntgegeben. Bislang ist in Europa noch keine Miene für Seltene Erden in Betrieb. (afp/red)
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