Aus Scham und Angst: 30.000 Menschen machen HIV-Selbsttests in Deutschland
Seit einem Jahr sind HIV-Selbsttests in Drogerien und Apotheken frei erhältlich.
„Grob geschätzt sind in diesem Zeitraum etwa 30.000 Selbsttests gemacht worden“, sagte der Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe, Holger Wicht, der Nachrichtenagentur dpa. „Das ist eine wirklich gute Nachricht.“ Es seien überwiegend Tests von Menschen, die sich sonst selten oder gar nicht auf das Virus hätten testen lassen. Vor der Freigabe der Selbsttests vom 29. September 2018 an konnten sich Betroffene nur in Arztpraxen, bei Aidshilfen oder in Gesundheitsämtern testen lassen.
Die Hemmschwelle, einen Test zu machen, sei mit der Freigabe stark gesunken, so Wicht. „Die Tests sollten eine ganz normale und alltägliche Sache sein.“ Sie böten auf jeden Fall eine Erleichterung; entweder, weil die Sorgen unberechtigt waren oder weil so früh wie möglich etwas gegen die Infektion unternommen werden kann. „Wer aus Angst zu lange abwartet, macht die Dinge so schwierig wie befürchtet.“ Mit HIV könne man inzwischen sehr gut leben, wenn die Infektion früh behandelt werde.
„Zwölf Wochen nach der letzten möglichen Übertragung kann der Test eine HIV-Infektion zuverlässig ausschließen“, erklärte Wicht. Für den 20 bis 25 Euro kostenden Selbsttest sticht man sich mit einer Nadel in den Finger. Den Blutstropfen bringt man in einem Röhrchen oder einer Vertiefung in der Plastikoberfläche des Testkits ein und gibt eine Lösung hinzu. Nach 15 bis 30 Minuten lässt sich das Ergebnis ablesen.
Norbert Brockmeyer von der Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit in Bochum beurteilt die Einführung der frei verkäuflichen Selbsttests ebenfalls als durchweg positiv. „Anfangs hat es etwas gedauert, bis sich die Einführung herumgesprochen hatte, aber jetzt sind die Tests auf dem Weg, gut angenommen zu werden.“ Allerdings sei der Test nur der erste Schritt. „Auf einen positiven Test muss immer eine ärztliche Beratung erfolgen.“
Brockmeyer warnte davor, die Risiken anderer sexuell übertragbarer Infektionen zu vernachlässigen. Gerade in Zeiten, in denen über elektronische Medien die Anbahnung von sexuellen Kontakten so einfach sei, sei Schutz doppelt wichtig. Bakterielle Infektionen wie Chlamydien und Syphilis seien auf dem Vormarsch. (dpa)
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