Verschwendete Lebensmittel in 7 von 10 Haushalten an der Tagesordnung – einfache Besserung möglich
Familien mit kleinen Kindern und Teenagern werfen die meisten Lebensmittel weg, so lautet das Ergebnis einer spanischen Studie. Zugleich fanden die Forscher um Professor Xavier Gabarrell Durany von der Autonomen Universität Barcelona (UAB) heraus, dass Alleinerziehende und Familien mit erwachsenen Kindern am wenigsten Lebensmittel verschwenden.
In ihrer Studie analysierten sie die Menge der weggeworfenen Lebensmittel, insbesondere in Familien mit Kindern. Demnach verschwenden sieben von zehn spanischen Haushalten regelmäßig Lebensmittel, wobei sich ein Zusammenhang mit den sozioökonomischen Merkmalen der Familie ergibt.
Auf der Grundlage einer Umfrage unter 800 Haushalten zeigte sich außerdem, dass verderbliche Lebensmittel wie Gemüse (in 80 Prozent der Haushalte), Obst (78 Prozent) und Getreideprodukte (63 Prozent) am häufigsten weggeworfen werden, gefolgt von Milchprodukten (25 Prozent). Am häufigsten wanderten diese in Haushalten mit kleinen Kindern in die Tonne. Tierische Produkte wie Fleisch, Fisch und Eier sowie vorgekochte Produkte werden am wenigsten weggeworfen.
Verschwendung fängt beim Einkauf an
Wie die spanischen Forscher erkannten, sind in den Familien überwiegend die Frauen für den Einkauf verantwortlich (70 Prozent). Knapp jede vierte von ihnen sei zudem noch voll- oder teilzeitbeschäftigt. Die Hälfte der Familien kauft in Supermärkten ein, meist einmal pro Woche. Ergänzt werde dieser durch kleinere Einkäufe während der Woche.
Die Verschwendung von Lebensmitteln in Geschäften floss dabei nicht in die aktuelle Auswertung ein. Zu vernachlässigen sei die Menge jedoch nicht, wie eine frühere Studie der Autoren zeigt. Demnach landen in Supermärkten fünf bis zehn Prozent der Lebensmittel im Müll, während in kleinen Geschäften und Hofläden weniger als zwei Prozent weggeworfen würden. Das liege daran, weil die Beziehung zwischen Erzeuger/Verkäufer und Käufer enger sei und zum Kauf saisonaler Waren führt. Zudem würden auch mehr „unästhetische“ Produkte gekauft, die es nicht in den Supermarkt schaffen.
Anlässlich dieser früheren Studie sagte Pietro Tonini, Assistenzprofessor am Institut für Umweltwissenschaften und -technologie der UAB und Mitautor beider Studien: „Das bedeutet, dass mehr als ein Drittel dessen, was wir produzieren, verschwendet wird: eine schreckliche Zahl.“ Schätzungen zufolge fallen in Europa jedes Jahr 60 Millionen Tonnen Lebensmittel durch lange Lieferketten an; das sind zwischen 35 und 38 Kilogramm pro Person und Jahr. Glücklicherweise wachse in den Mittelmeerländern der Anteil kurzer Lieferketten.
Viele frische Lebensmittel, selten frisch gekocht
Obwohl die Herkunft der Lebensmittel auch in Haushalten eine Rolle spielt – wer auf dem Markt kauft, wirft tendenziell weniger weg – ist sie nicht entscheidend. Grund dafür sei, dass bestimmte Arten von Verpackungen, Rabatte und überzeugendes Marketing mit Angeboten wie 3-für-2 in großen Geschäften zu übermäßigen Einkäufen führen. „Das Angebot an extrem verarbeiteten Lebensmitteln in Supermärkten, wie ungesunde Snacks, Tiefkühlpizzen, aromatisiertes Eis und Joghurt, verleitet zu unnötigen Käufen“, erklärte Tonini hinzu.
Den größten Einfluss auf die häusliche Verschwendung habe jedoch das (unzureichende) Lebensmittelmanagement. Das führe letztlich zu häufigen kleinen Mengen von Abfällen. In Haushalten mit kleinen Kindern werden eher Lebensmittel verschwendet, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass es schwierig ist, ihre Ernährungsbedürfnisse zu erfüllen und die Lebensmittelmengen und -portionen angemessen zu planen.
Was den Lebensmittelkonsum angeht, so geben zwei Drittel der Familien an, zu Hause täglich frische Produkte zu verzehren. Fast alle Familien konsumierten zudem an mehr als vier Tagen pro Woche tierische Produkte. Allerdings geben 84 Prozent der Familien zu, dass sie nicht jeden Tag kochen. Mit anderen Worten, nur noch jede sechste Familie kocht täglich frisch.
Planung ist das halbe Leben
Sogleich fanden die Forscher auch eine einfache und zugleich effektive Möglichkeit, Abfälle zu reduzieren: den Einkaufszettel. Die Ergebnisse zeigen einerseits, dass 70 Prozent der Familien dies tun, andererseits ist nicht klar, ob sie sich an diese Liste halten. Manchmal können Angebote einfach zu verlockend sein oder der Einkaufszettel liegt noch daheim auf dem Tisch. Tonini ergänzte weitere Tipps:
„Eine detaillierte Planung der Mahlzeiten, die Überprüfung der Lebensmittel, die wir bereits zu Hause haben, […] das Einfrieren von Lebensmitteln, um ihre Haltbarkeit zu verlängern, und die Wiederverwendung von Resten tragen dazu bei, die Abfallmenge zu verringern.“
Weiterhin empfehlen die Forscher öffentliche Bildungsmaßnahmen für Familien zur Abfallvermeidung sowie die Förderung einer Ernährung, die auf lokalen und saisonalen Produkten basiert. Eine weitere sinnvolle Maßnahme im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung sei der Verkauf loser Produkte. Zu guter Letzt stellte Tonini fest: „Auch die Einbeziehung von Kindern in die Essensplanung und -zubereitung kann sich positiv auswirken.“
Die Ergebnisse erschienen im Oktober 2023 in der Fachzeitschrift „Frontiers in Nutrition“.
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