„Nicht noch einmal, Nein!“, rief der Vater: Spanien trauert um in Bohrloch gefallenen Zweijährigen
Nach zwei Wochen zwischen Hoffen und Bangen haben die Eltern des kleinen Julen aus Spanien traurige Gewissheit: Der in ein Bohrloch gestürzte Zweijährige ist tot. Nach 13-tägigen Arbeiten drangen Helfer in der Nacht zum Samstag zu dem Schacht vor, in den der Junge beim Spielen gestürzt war, und fanden seine Leiche.
Die Rettungsmannschaft habe um 01.25 Uhr nachts die Stelle erreicht, an der Julen vermutet worden war, schrieb der Präfekt von Andalusien, Alfonso Gómez de Celis, im Kurzmitteilungsdienst Twitter. „Leider fanden sie dort den leblosen Körper des Kleinen.“
„Nicht noch einmal, Nein!“ hörte ein AFP-Fotograf vor Ort Julens Vater in der Nacht rufen, nachdem die Nachricht vom Tod des Kleinen bekannt geworden war. Julens Eltern hatten 2017 bereits ihr erstes Kind verloren, das an einem Herzfehler starb. Die Eltern, weitere Angehörige und Freunde hatten seit Julens Verschwinden in der Nähe der Unglücksstelle in Totalán ausgeharrt.
Noch in der Nacht fuhr ein Leichenwagen an dem Bohrloch nahe der andalusischen Gemeinde vor. Julens Eltern wurden von Psychologen betreut. Die Leiche des Jungen sollte obduziert werden, um Klarheit über die Todesursache zu erlangen.
Der Zweijährige war am 13. Januar in das illegal gegrabene und nicht markierte Bohrloch gefallen, während seine Eltern in der Nähe picknickten. Seit Julens Verschwinden hatte es kein Lebenszeichen des Zweijährigen gegeben. Einsatzkräfte fanden zunächst lediglich Haare des Jungen und eine Süßigkeitentüte in dem Bohrloch.
Nach ersten Erkenntnissen sei Julen 71 Meter „im freien Fall“ in das enge Bohrloch gestürzt, bis sein Körper auf eine Erdschicht getroffen sei, sagte Präfekt Gómez de Celis am Samstagmorgen. Ermittlungen zu einer möglichen Verantwortung für den Tod des Jungen liefen.
„Ganz Spanien fühlt mit der unendlichen Trauer von Julens Familie“, schrieb Ministerpräsident Pedro Sánchez auf Twitter. König Felipe VI. sprach der Familie des Jungen sein „tiefempfundenes Beileid“ aus. Die Polizeieinheit Guardia Civil, deren Sprengstoffexperten bei dem Bergungseinsatz geholfen hatten, twitterte das Bild eines weinenden Auges.
Leider war es trotz so großer Anstrengungen so vieler Menschen nicht möglich…“, hieß es dazu.
Ganz Spanien und Medien weltweit hatten in den vergangenen Wochen die Bemühungen um die Bergung des Jungen verfolgt. Hunderte Ingenieure, Polizisten und Bergbauexperten waren rund um die Uhr im Einsatz, um den Jungen womöglich noch lebend retten zu können. Dabei waren sie immer wieder auf Schwierigkeiten gestoßen.
Die Experten hatten zunächst einen rund 70 Meter langen Schacht parallel zu dem Bohrloch angelegt, dabei hatte harter Fels das Vorankommen immer wieder verzögert. Anschließend hatten Bergbauspezialisten seit Donnerstag in mühevoller Arbeit einen vier Meter langen Verbindungstunnel zu dem Bohrloch gegraben. Dabei mussten sie wegen des harten Geländes mehrere kleine Sprengungen vornehmen.
Der Einsatz sei eine „enorme Aufgabe“ gewesen, sagte Präfekt Gómez de Celis am Samstagmorgen. Die Helfer hätten in kurzer Zeit 85.000 Tonnen Erde bewegt, „während der Berg uns immer wieder Hindernisse in den Weg gelegt hat“. (afp)
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