Präsident der Universität Hamburg kritisiert Bologna-Reform
Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg, hält die Bologna-Reform für einen bildungspolitischen Fehlschlag. „`Bologna`, also die Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge statt des Diploms oder Magisters, war vor allem ein Zugeständnis an die Briten – obwohl viele Wissenschaftler aus anderen europäischen Ländern dagegen waren“, sagte Lenzen der „Welt am Sonntag“. Die kürzeren Ausbildungszeiten seien kein Gewinn, sondern im Gegenteil ein Nachteil für Studenten in Deutschland.
„Ein weiteres beliebtes Argument in den 2000er-Jahren lautete: Unsere Absolventen seien zu alt, unsere Universitäten zu abgehoben. Das dort vermittelte und gewonnene Wissen müsse vor allem berufsorientiert sein. Jetzt rächt sich das. Denn uns fehlt jetzt die Persönlichkeitsbildung.“
Im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ bezeichnete Lenzen die Bologna-Reform als „angekündigten Unfall mit Fahrerflucht.“ Ein Problem sei, dass die Studenten immer jünger würden. „Wir haben inzwischen Sechzehn- und Siebzehnjährige in den Veranstaltungen sitzen. Vor 30 Jahren waren sie beim Abschluss Ende zwanzig, Anfang dreißig. Und jetzt wundern sich plötzlich diejenigen, die immer forderten, die Absolventen müssten viel jünger werden, darüber, dass heute auch „Kinder“ an die Uni kommen.“
Um Defizite durch das Bachelor-Studium auszugleichen schlägt Lenzen vor, Wissenslücken mit einem Angebot zu füllen, dass man „general studies“ nennen könne. Jungen Menschen müsse man heute beibringen, „was man vor 30 Jahren in der gymnasialen Oberstufe lernte“. Gymnasien seien inzwischen mit High Schools in den USA vergleichbar. „Dort gab es nie den Anspruch, Studierfähigkeit zu vermitteln. In den USA hat man eine solche Vorstufe in den Colleges schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführt.“ (dts)
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