Keine Annäherung bei Treffen von Wirtschaft und Rektoren mit „Hochschulwatch“
Führende Vertreter der deutschen Arbeitgeber, Industrie und der Hochschulrektoren haben sich mit ihren Kritikern von der Internetplattform „Hochschulwatch.de“ getroffen, um Möglichkeiten für eine Kooperation auszuloten. Anlass war die massive Kritik von „Hochschulwatch“ am angeblich zunehmenden Einfluss der Wirtschaft auf die Hochschulen: Das Treffen endete im Streit, berichteten Teilnehmer dem „Handelsblatt“. Beide Seiten zeigten sich anschließend jedoch bereit für einen neuen Anlauf.
„Wir alle – Hochschulen und Wirtschaft – wollen Transparenz“, sagte der Vize-Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Holger Burckhart dem „Handelsblatt“ (Onlineausgabe). Die Hochschulen seien sogar sehr interessiert, Forschungsaufträge öffentlich zu machen, „denn sie sind Ausweis unserer Qualität und ohne Drittmittel aus der Wirtschaft leidet unsere Forschung“, sagte der Rektor der Uni Siegen. Bedingung sei aber, „dass die Qualität der Daten sauber geprüft wird“ – das war auch nach Angaben der Organisatoren bei „Hochschulwatch“ bisher nicht immer der Fall. Zudem dürften „Forschungsergebnisse, die im Auftrag von Unternehmen entstehen, erst veröffentlicht werden, wenn es für den Auftraggeber nicht mehr wettbewerbsschädlich ist“, sagte der HRK-Vize. „Natürlich können etwa Patent-relevante Ergebnisse nicht vorab veröffentlicht werden“, räumte auch Transparency-Präsidentin Edda Müller ein, deren Organisation die Plattform „Hochschulwatch“ mit einer Studentenorganisation und der Tageszeitung „taz“ gegründet hat. „Aber: Wirtschaft und Wissenschaft verwenden das Argument der Wettbewerbsschädlichkeit inflationär. Das Interesse der Geldgeber kann nicht a priori als gerechtfertigt gelten als ob es jedes mal um das Geheimrezept von Coca-Cola ginge“, kritisiert Müller. „Ich habe kein Allheilmittel wann Geheimhaltung gewährt werden kann, muss klar in Informationsfreiheitsgesetzen geregelt werden“, forderte sie. Länder wie Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen oder Brandenburg arbeiteten zumindest daran. Für das Eigeninteresse der Wirtschaft an Geheimhaltung zeigte die Transparency-Vorsitzende volles Verständnis. „Ich wundere mich aber sehr, dass die Vertreter der Hochschulen eher noch unkritischer als die Wirtschaft selbst argumentieren.“ Sie findet es auch merkwürdig, „wenn Rektoren es toll finden, wenn sie massenhaft Industrie-Sponsoren haben, anstatt Studenten unabhängiges Denken beizubringen“. „Ich hätte erwartet, dass sie größeren Wert auf die vom Grundgesetz geschützte Unabhängigkeit ihrer Forschung legen. Statt auf die segensreichen Drittmittel aus der Wirtschaft zu verweisen, sollten sie lieber mit uns für eine auskömmliche Grundfinanzierung durch den Staat kämpfen.“
(dts Nachrichtenagentur)
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