„Kapital Fehler“: Neues Buch der Crash-Propheten Weik und Friedrich
Mit ihren Bestsellern „Der größte Raubzug der Geschichte“ und „Der Crash ist die Lösung“ hatten Weik und Friedrich schon Maßstäbe gesetzt, was eine verständliche Darstellung komplexer wirtschaftspolitischer Themen betrifft. Dieses Mal gehen sie jedoch noch mehr in die Tiefe, das heißt, sie beschreiben, was historische Entwicklungen in der Praxis und in den Wirtschaftstheorien betrifft, und wie ihre Auswirkungen auf unsere Zukunft aussehen – wenn man nichts ändert.
Auch in der Erklärung von Fehlern im Kapital oder durch das Kapital und der Offenlegung naiver oder feiger Nicht-Kontrolle durch die Politiker bleiben sie bei ihrem Stil: Mit schwäbischer Gründlichkeit und nahezu britischem Humor und Understatement, voller Engagement in ihren Vorschlägen, aber ohne jede unterschwellige Gehässigkeit.
Krisen werden mit Gelddrucken nicht nachhaltig gelöst
So widmen sie sich dem Thema, „wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen“, wenn sie feststellen: „Unbezweifelbar ist jedoch, dass in der Geschichte der Menschheit noch niemals eine Krise mit Gelddrucken nachhaltig gelöst wurde.“ Was banal klingt, was aber unsere gegenwärtige gefährliche Realität beschreibt.
Die Kapitel-Überschriften sprechen für ihren Humor, auch wenn einem als Leser dabei schon mal der Sarkasmus aufsteigt, etwa beim Kapitel „Intermezzo: Eurovisions Crisis Contest“: Island 10 Punkte – Griechenland 0 Punkte.
Im zweiten Kapitel „Geh’n Sie mit der Konjunktur!“ untersuchen sie unter anderem die in die Irre führende Gleichsetzung von Kapitalismus und Marktwirtschaft. Was das Jonglieren oder Neueinführen von Begriffen mit uns macht, zumal wenn sie kritiklos übernommen werden, wird sehr schnell klar. Sicher ist das einer der Gründe, warum viele Menschen behaupten, ‚von Finanzen oder Wirtschaft verstehe ich nichts‘. Mit diesem Buch kann man dem abhelfen.
„Diese häufige Gleichsetzung von Kapitalismus und Marktwirtschaft hat darüber hinaus auch damit zu tun, dass es so scheinbar selbstverständliche Wörter wie ‚Arbeitsmarkt‘, ‚Geldmarkt‘, ‚Kapitalmarkt‘ oder ‚Immobilienmarkt‘ gibt. [… ] Dabei kann man aus guten Gründen bezweifeln, ob Arbeit, Geld, Kapital sowie Grund und Boden überhaupt nach den gleichen Regeln handelbar sind, wie Schnitzel, Segelyachten oder Systemadministration. Durchgängig mit Preisen versehen und auf ‚Märkten‘ verhandelt werden all jene Dinge jedenfalls erst seit rund 300 Jahren. Dass alles seinen Preis hat – das ist eine kapitalistische Erfindung.“
„Wenn der Treibstoff knapp wird“ im dritten Kapitel bietet viel Gelegenheit, zwischen halbgaren Konzepten und Realitäten zu unterscheiden, ebenso wie in vierten Kapitel, wenn „Die Kapitalisten unter der Zirkuskuppel, ratlos“ nach einer „Zukunft zum Ankreuzen“ suchen. Erschütternd, wie hier etliche unserer Verantwortlichen vorgeführt werden, die nur an der Karriere oder dem Profit interessiert sind, oder zu faul oder zu feige sind, den Dingen auf den Grund zu gehen. Zeit für die Gutwilligen, neue Wege zu suchen.
‚Kapitale Fehler – und Vorschläge zu ihrer Beseitigung‘
Springen wir zum Kapitel Sieben, dann landen wir in der „Schuldknechtschaft für alle“, bei den ‚Profiteuren des globalen Raubtierkapitalismus‘ und dem ‚Billigwahn – macht viele arm und ganz wenige reich‘. Alle Klischees werden durchleuchtet und landen größtenteils auf den Müllhaufen der Geschichte, wenn man sie denn überhaupt noch „entsorgen“ kann. Auch das ist ein beliebter verschleiernder Trugschluss im beschwichtigenden Sprachgebrauch.
Und in diesem Kapitel auf Seite 305 beginnen Weik und Friedrich schließlich eine Liste anzulegen mit dem Titel: ‚Kapitale Fehler – und Vorschläge zu ihrer Beseitigung‘
Nein, ich werde 10 Seiten umfassenden Vorschläge hier nicht aufzählen und auch nicht kritisch oder unkritisch beleuchten, denn dieses Buch ist lesenswert und lesenswichtig und bei einem Preis von 19,99 Euro für jeden erschwinglich. Eine Neuordnung, wie sie die Autoren geradezu fordern, braucht eine kenntnisreiche Bevölkerung, die nicht abwartet, was an neuen Wortschöpfungen die Krise verschleiert, sondern die mitdenkt und nachhaltig mit entscheidet.
Das letzte Wort haben deshalb die Autoren Matthias Weik und Marc Friedrich mit ihrer allgemeinen Betrachtung am Ende der konkreten Vorschläge: „Bei jedem Krisengipfel und jedem Rettungspaket wurde der Faktor Mensch als Krisenverursacher außen vor gelassen. Was wir brauchen, ist ein neues System, das wieder auf ethischen Werten basiert, die seit Generationen de Säulen der Zivilisation sind: Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Vertrauen, Nächstenliebe, Zuverlässigkeit, Bescheidenheit und Demut. Das mag altmodisch und moralisierend anmuten. Ist aber notwendig. Wir brauchen Regeln für das Miteinander, wer dagegen verstößt und dem Gemeinwohl schadet, muss bestraft werden. Wir brauche eine neue Ordnung.
Leider ist unser derzeitiges System für einige Profiteure dermaßen lukrativ, dass uns ein harter Kampf bevorsteht. Bisher hat sich kein Politiker an die kapitalen Fehler herangetraut. Für ein humanes, nachhaltiges und krisenresistentes Geldsystem, das allen und nicht nur einigen wenigen Menschen dient, müssen wir den Mut und den Willen aufbringen, einen schwierigen, neuen Weg zu gehen.“ […] „Denn eine nochmalige Rettung der Finanzwelt kann sich die Welt schlichtweg nicht mehr leisten – weder finanziell noch gesellschaftlich. Packen wir’s an!“
Matthias Weik und Marc Friedrich
„Kapital Fehler – Wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen“
erscheint Freitag, 13. Mai, im Eichborn-Verlag.
349 Seiten; 19,99 Euro; ISBN-10: 3847906054
„Kriminelle Spekulanten und ahnungslose Politik haben ein nachhaltiges Wirtschaften verdrängt“, heißt es in der Ankündigung des Verlages. „Der Mensch ist in den Hintergrund geraten, und wir mussten erkennen: Finanzkapitalismus ist schlicht und einfach schlechter Kapitalismus.“
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