Der Production Code, der Auserwählte und Hollywoods Wechsel auf die dunkle Seite
Welche Hollywood-Saga ist die legendärste von allen? Ich glaube, bei einer Umfrage würden viele der Aussage zustimmen, dass die „Star Wars“-Saga (die übrigens am 25. Mai ihren 45. Geburtstag feierte) zu den dramatischsten Geschichten zählt, die je auf der großen Leinwand gezeigt wurden.
Ich kenne allerdings eine Saga, die nicht ganz so fantastisch ist, aber mindestens genauso dramatisch. Und sie hat sich zu alledem auch noch tatsächlich so zugetragen. Ich spreche hier von einem Kapitel aus der Geschichte Hollywoods, das gerne verschwiegen wird – die Abschaffung der Production Code Administration (PCA) in den 1960er-Jahren, die zum aktuellen Ratingsystem für Spielfilme führte. Sie glauben, eine Geschichte über Filmrichtlinien, Zensur und Altersfreigaben könne der Weltraum-Oper von George Lucas niemals das Wasser reichen? Dann warten Sie mal ab.
Jack Vizzard schilderte 1970 in seinen Memoiren (See No Evil: Life Inside a Hollywood Censor) die Blütezeit und den Untergang der PCA und es ist eine Geschichte mit mehr Drama, als sie viele fiktive Filmplots vorweisen können. [Der Production Code legte fest, welche Inhalte bei Filmen, die für ein Publikum in den Vereinigten Staaten produziert wurden, akzeptabel und welche inakzeptabel waren.] Wer sich allerdings noch nie mit der komplizierten Geschichte des auch als Hays Code bekannten Motion Picture Production Code, dessen Umsetzung und seinem Ende auseinandergesetzt hat, mag zunächst etwas Mühe mit diesem Konzept haben.
Um dieses Drama insbesondere für ein jüngeres Publikum lebendig zu machen, ziehen wir am besten einen Vergleich zwischen der Geschichte von See No Evil und der Prequel-Trilogie von Star Wars, also den Episoden I bis III, in denen die Geschichte des jungen Darth Vader erzählt wird. Nicht jeder Star-Wars-Fan liebt Die dunkle Bedrohung (1999), Angriff der Klonkrieger (2002) und Die Rache der Sith (2005), aber ich denke, wir alle sind uns in einem Punkt einig: Tiefer in Ungnade fallen als Anakin Skywalker mit seinem Wechsel auf die dunkle Seite der Macht kann man kaum. Und da soll die wahre Geschichte des Jack Vizzard mithalten können?
Der Auserwählte
In Die dunkle Bedrohung beginnt Anakin Skywalker (gespielt von Jake Lloyd) sein Leben als Sklave auf dem Planet Tatooine. Jack Vizzard hingegen kam in San Francisco als Kind einer soliden katholischen Familie zur Welt.
Anakin hat keinen Vater und wird von seiner Mutter Shmi (Pernilla August) erzogen, während Jack beide Eltern und vier Geschwister hatte. Ähnlichkeiten in ihren Lebensläufen tauchen erst mit Beginn der jeweiligen Ausbildung auf. Zwei Jedi-Ritter, die auf Tatooine zu Besuch sind, erkennen, dass es sich bei Anakin um den Auserwählten handelt. Bei den Jedis handelt es sich um Meister Qui-Gon Jinn (Liam Neeson) und seinen Schüler Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor). Sie nehmen den neunjährigen Anakin schließlich mit, um ihn zum Jedi auszubilden. Anakin ist traurig, seine Mutter verlassen zu müssen, aber er will unbedingt ein Jedi werden, deshalb erklärt er seiner Mutter Shmi: „Ich möchte es so.“
Ähnlich bei Jack Vizzard, der mit 13 Jahren erklärte, er wolle sich zum Priester ausbilden lassen. Im ersten Kapitel seines Buchs schreibt er: „Ich erinnere mich, wie ich mit einer nicht zu lauten Stimme, hoffend, dass man mich nicht höre, sagte: ‚Ich glaube, ich möchte Priester werden.‘ Ich war 13 Jahre alt. Meine Mutter […] hielt inne, als habe sie die goldenen Töne von Gabriels Trompeten gehört. […] ‚Was hast du gesagt?‘, wollte sie wissen. […] Ich war gezwungen, meine Aussage zu wiederholen. […] Das reichte. Bevor ich mich versah, waren wir unterwegs zum Pastor. […] Er tätschelte mir den Kopf, meldete mich für die zweite Hälfte der 8. Klasse ab, wir blenden aus, wir blenden auf und ich bin im Seminar.“ Aber während Anakin von Anfang an von seinem Mentor Qui-Gon Jinn ausgebildet wurde, sollten bei Jack viele Jahre ins Land gehen, bevor er seinen Mentoren kennenlernte.
Beide Jungs beginnen in frühen Jahren ihre Ausbildung für eine Art Priesterschaft und bei beiden wirkt es sich auf ihre Entwicklung aus. Anstatt wie andere Knaben aufzuwachsen, verbringen sie ihre prägenden Jahre damit, sich auf ein Leben im Zölibat vorzubereiten. Und dennoch erliegen beide dem Reize junger Damen. Anakin verliebt sich in Padme Amidala (Natalie Portman) und Jack schreibt darüber, wie er während des Seminars in Tagträumereien von Mädchen in Badekleidung abdriftete: „Die seltsame Stille, die die Novizen überkam, war ein Zeichen ihrer Gedanken. Insgeheim sehnten sie sich nach der Freiheit, sich nach ihrem Willen bewegen zu können, in ein Zuhause zurückkehren zu können und einen Tag am Strand verbringen zu können und dort heimlich schlanke junge Mädchen zu beobachten, wie sie sich gazellengleich über den Sand bewegen.“
Trotz ihrer romantischen Sehnsüchte entwickelten sich beide Männer zu herausragenden Vertretern ihrer jeweiligen Orden. In Angriff der Klonkrieger ist der 19-jährige Anakin (nunmehr von Hayden Christensen gespielt) zu einem sehr mächtigen Jedi herangewachsen, der sich seiner Stärke wohl bewusst ist.
Jack wiederum setzte seine religiösen Studien 13 Jahre lang fort und wurde schließlich Jesuit. „Nach vier Jahren hatte ich meine Treue einer sogar noch tiefgreifenderen Verpflichtung übertragen […] Ich trug die fließende schwarze Soutane ohne Knöpfe an der Vorderseite […] die bekannte Uniform des Jesuitenordens. Alle waren doppelt stolz auf mich, dass ich imstande gewesen war, es so weit zu schaffen, und ich war doppelt stolz auf mich.“
Doch die Intelligenz und die Willenskraft, die die beiden so außergewöhnlich machten, sorgten auch dafür, dass sie bestehende Regeln und ihre Mentoren hinterfragten.
Vizzard findet seine wahre Berufung
Kurz bevor er das Priestergelübde ablegen sollte, entschied sich Jack Vizzard gegen die Religion als Beruf. Er hatte von der PCA gehört und war nun der Meinung, einen Weg gefunden zu haben, wie er das Priesterleben aufgeben konnte, ohne seinen Kampf gegen unmoralische Zustände einstellen zu müssen. „Das war es – die Sache, auf die ich irgendwie gewartet hatte. Das war meine Gelegenheit, auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Ich konnte auf der Seite des ‚Anstands‘ bleiben und dennoch in die Welt hinausziehen und mich herumtreiben. […] Ich konnte mich Satan von Angesicht zu Angesicht stellen, ihn mit einem kalten, starren Blick abstrafen und ihm die Asche meiner Zigarette ins Gesicht schnippen.“
Kein Jahr später hatte er eine Anstellung als einer der Umsetzer des Picture Production Code. Das war 1944, zehn Jahre, nachdem die Production Code Administration ins Leben gerufen worden war. Ähnlich wie sich Anakin Skywalker zum Ende von Episode II völlig unvorbereitet in den Kampf gegen Count Dooku (Sir Christopher Lee) stürzt, sah Jack in seiner neuen Aufgabe mehr als nur eine Gelegenheit, dafür zu sorgen, dass anständige Filme auf die Leinwand kamen. Nein, dies war seine Chance, alle bösen Filmemacher zu zerstören.
Inmitten der verschlingenden Stille faltete ich meine Hände und stählte meine Seele. Jeden Augenblick würde das Telefon klingeln und am anderen Ende wäre ein schmutziger Produzent. Dann würde meine Rolle im Leben beginnen. Bildlich gesprochen würde ich über die Kluft zwischen uns hinwegspringen, ihm mit beiden Händen an die Gurgel gehen und ihm die Verderbtheit aus dem Leib quetschen wie Saft aus einer Orange.“
Was hat dieser Teil von Vizzards Geschichte mit den Anfängen von Darth Vader zu tun? Nun, wäre Anakin kein Jedi geworden, hätte er nicht zum gefallenen Lord Vader des Imperiums werden können, den wir als obersten Bösewicht aus den ersten drei Star Wars-Filmen kennen. Ähnlich bei Jack Vizzard: Wäre er kein Selbstregulierer geworden, hätte er keine Rolle bei Hollywoods melodramatischem Untergang spielen können. Doch beide konnten ihrem „Schicksal“ nicht entkommen, um bei der galaktischen Terminologie zu bleiben.
Bald lernte Jack Vizzard Joseph I. Breen kennen, den knallharten, aber genialen Mann, der die PCA von ihrer Gründung 1934 bis 1954 leitete. Vizzard war kein Kind mehr, aber in manchen Bereichen wies er Defizite auf, weil er seine prägenden Jahre hinter den beschränkenden, aber auch schützenden Mauern eines Klosters verbracht hatte. Als er 1944 nach Hollywood kam, ähnelte sein Umgang mit Filmemachern ein wenig den fantastischen Ansichten, die der junge Anakin über die Jedi gehegt hatte, als er Qui-Gon kennenlernte. Beide mussten noch viel lernen.
Joe Breen ist in dieser Geschichte der Qui-Gon Jinn – ein weiser, sensibler Führer, der sich mehr auf sein Bauchgefühl verließ als auf irgendwelche schriftlichen Regeln. Mit seiner rebellischen Art brachte er häufig Kollegen gegen sich auf, die sich strenger an die Regeln hielten – eine weitere Gemeinsamkeit mit Qui-Gon, dessen Eigenheiten dazu führten, dass er nicht in den Hohen Rat der Jedi aufgenommen wurde.
Qui-Gon war der Meinung, Anakin sei der Auserwählte, dessen Erscheinen in uralten Legenden angekündigt wurde. Genauso hielt Breen große Stücke auf den begierigen Fast-Priester, wenn es um die Zukunft der PCA ging. „Er war besorgt darüber, dass die Produzenten unruhig wurden und Anzeichen von Kühnheit an den Tag legten. Er wusste damit umzugehen, aber er brachte nicht mehr das Feuer auf, das nötig wäre, Gegenmaßnahmen auf den Weg zu bringen. Also nahm er mich privat beiseite und legte mir seinen Plan dar, den er über Jahre insgeheim entwickelt hatte. […] ‚Das wäre doch ein gutes Vorhaben für einen jungen Mann wie Sie, oder?‘“
Ähnlich wie Anakin wurde Jack von emotionalen Reaktionen aus der Bahn geworfen und sie verhinderten, dass Breens Pläne umgesetzt werden konnten. „Die Visionen von Macht ließen mich schwindeln. Das war die Art Sache, die zu erledigen, und zwar gut zu erledigen, man mich programmiert hatte. Vielleicht hatte es jedoch bei der Verwendung eines bestimmten Begriffs einen Freud’schen Versprecher gegeben. Ich spreche von dem Begriff ‚Vorhaben‘. Ich hatte ein vages Gefühl, dass es sich mehr um eine Beschreibung dessen handelte, was mit mir geschehen würde.“
Angst um seinen Job war ein Grund, warum Jack in späteren Jahren zögerte, sich für den Code stark zu machen – ähnlich wie Anakins Furcht um die Sicherheit seiner Frau ihn dazu trieb, sich mit den Kräften der dunklen Seite auseinanderzusetzen.
Anakin ist ein begabter Jedi, aber mit seiner Art, alles zu hinterfragen und gegen alles aufzubegehren, steht er sich selbst im Weg. Anstatt die Führung und das Urteilsvermögen von Meister Obi-Wan zu akzeptieren, stellt der eigenwillige Lehrling alles und jedes infrage. Ähnlich bei Jack Vizzard: Er hatte eine gründliche Ausbildung genossen, besaß einen umfassenden theologischen Hintergrund und einen intelligenten Geist, dennoch stellte er infrage, dass der Code grundsätzliche Regeln benötigt. Sein Meister Joseph Breen reagierte fassungslos.
„Eine Regel des Codes war mir bei meinem ersten Kontakt mit ihr völlig unverständlich. Es ging um das Verbot, Szenen einer tatsächlichen Geburt zu zeigen, sei es als Fakt oder als Silhouette. Für mich rätselhaft war, warum jemand das Thema überhaupt anschneiden wollen würde. Wer wäre denn versucht, seine Kamera auf diese intime Szene zu richten? Ich fragte Joe Breen. Er wandte sich um und sah mich an, als habe ich lange geschlafen.“
Ein dunkler Einfluss
Eine zentrale Rolle in der PCA-Saga spielt Geoffrey M. Shurlock, Nummer zwei bei der Gründung der Organisation und 1954 Nachfolger von Joseph Breen an der Spitze. Er war Breens rechte Hand, so wie Obi-Wan die rechte Hand von Qui-Gon war, aber die persönlichen Werte von Shurlock und Joseph Breen unterschieden sich stark, deshalb waren sie nie solche Kameraden wie die beiden Jedi-Ritter. Breen war gläubiger Katholik, während Vizzard über Shurlock schreibt, er „ging als Episkopaler durch, obwohl er ein Eklektiker war und in den tiefsten Tiefen seiner Seele ein Theosoph“. Das war nicht einfach eine blind geäußerte Vermutung, denn Noir City hat einen ausführlichen Artikel darüber veröffentlicht, wie Shurlock in Lomaland erzogen wurde, den Kult der Theosophischen Gesellschaft an der amerikanischen Westküste.
Wenn die Jedi das galaktische Äquivalent von Katholiken sind (ich bitte das Sakrileg zu entschuldigen), machen die antichristlichen Lehren der Theosophie deren Anhänger zum Gegenstück der Sith, den Anwendern der dunklen Seite der Macht. Die andere, verborgene Identität von Geoffrey Shurlock macht ihn damit zu Palpatine (Ian McDiarmid), einem Politiker und heimlichen Sith-Lord, den wir aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983) als Imperator und Meister von Darth Vader kennen. Im richtigen Blickwinkel spielt Shurlock in Jacks Leben eine ganz ähnliche Rolle wie Imperator Palpatine in Anakins Leben.
Zu Beginn von Eine dunkle Bedrohung ist Palpatine ein weltgewandter Senator, der – ähnlich wie Shurlock während Breens Amtszeit an der PCA – nur so tut, als liege ihm daran, das richtige zu tun. Insgeheim handelt es sich bei Palpatine um den Sith-Lord, der verantwortlich ist für die Störung der Macht und das unruhige politische Klima. Solange Breen bei der PCA war und Qui-Gon als Mentor Anakins fungierte, war alles gut. Doch nachdem Breen in Rente ging und Qui-Gon starb, gerieten ihre jeweiligen Lehrlinge Jack Vizzard und Anakin Skywalker unter schlechte Einflüsse, die zu ihrem Absturz führten. Palpatine lockte Anakin auf die dunkle Seite, indem er subtil seinen Stolz und seine Ängste umschmeichelte, während Shurlock auf Vizzard einwirkte, bis dieser die grundlegenden Werte hinter dem Code infrage stellte.
Der Weg auf die dunkle Seite
Über die wahren Gründe für seinen Wechsel auf die dunkle Seite – was in diesem Fall bedeutete, sich nicht länger für den Code einzusetzen und seinen christlichen Glauben aufzugeben – äußert sich Jack Vizzard in seinem Buch eher vage. Das fehlende Puzzleteil habe ich entdeckt, als ich Jacks Neffen Gabriel Vizzard befragte. Er erinnert sich, wie aufgebracht sein Onkel war, als Geoffrey Shurlock an die Spitze der PCA berufen wurde – Jack war der Meinung, er selbst habe diesen Posten verdient.
Als sie ihm den Rang eines Meisters verweigerten, wandte sich Anakin von seinen vorgesetzten Jedi ab. Jacks Enttäuschung erklärt sein Handeln nach der Entscheidung zugunsten von Shurlock.
Nachdem er an die Macht gekommen war, ließ Shurlock die Zügel schleifen, was die Durchsetzung des Produktionscodes anbelangte. Als erster wies Martin J. Quigley darauf hin, einer der ursprünglichen Autoren des Codes. Der einflussreiche Filmmagazin-Verleger wirkte hinter den Kulissen der Legion of Decency, einer von katholischen Bischöfen gegründeten Organisation, die zur Bekämpfung unmoralischer Filme ihr eigenes Beurteilungssystem entwickelte. Von dem Katholiken Vizzard erwartete Quigley, dass dieser die Standards des Codes durchsetzte, auch gegen Shurlocks liberalere Haltung. Das führte dazu, dass Vizzard sich mehr und mehr über Quigley ärgerte, so wie Anakin sich über den Jedi-Meister Mace Windu (Samuel L. Jackson) ärgerte, der Anakins Entwicklung mit Argwohn verfolgt.
Über ein Treffen in Quigleys Büro schreibt Vizzard: „Er saß in seinem Chefbüro hinter einem beeindruckenden Schreibtisch, zog gedankenverloren an einer Zigarette und warf mir lange, durchdringende Blicke zu … ‚Jack‘, sagte er schließlich und jeder Satz war wie ein vorsichtiger Schritt auf einer Schneebrücke, ‚ich hatte damit gerechnet, dass Sie Ihren Einfluss bei Geoffrey einbringen. […] Ich bin enttäuscht.‘ […] Mich wurmte die Tatsache, dass eine Definition von mir untrennbar mit dem zusammenhing, was Geoff tat, und dass ich keinerlei Kontrolle über die Faktoren hatte, die mein Schicksal beeinflussten.“
Vizzard ärgerte die verschwörerische Haltung, die Quigley bezüglich der Machtverhältnisse innerhalb der PCA an den Tag legte. Insbesondere fürchtete er, dass Quigley tatsächlich wie angedeutet dafür sorgen könnte, dass er seinen Job verliert, sollte die PCA die konservativen Wertvorstellungen der Legion of Decency nicht länger durchsetzen. Diese Sorge war sein erster Schritt hin zur dunklen Seite der Macht. Quigley meinte es gut, aber wie bei Mace Windu konterkarierten seine Methoden die gute Sache. Vizzard reagierte bestürzt auf Quigleys Vorschlag, er solle, wann immer er mit einer Entscheidung Shurlocks nicht einverstanden sei, den Akten eine Notiz hinzufügen. Das Ergebnis war dasselbe wie die Anordnung des Jedi-Rats, Anakin solle seinen guten Freund Palpatine bespitzeln – sie trieb ihn bloß in die Arme des Feindes.
Die Beschreibung seines Treffens mit Quigley beendet Quigley so: „Martin hatte mich schön in die Ecke gedrängt und wusste das auch. Es gab einen kurzen Moment, in dem sich unsere Blicke trafen und jeder den Grad der Entschlossenheit in den Augen des Gegenübers maß … Martin nickte weise, als ob er begriffe, dass ich mich mit ihm verschworen habe. In meinem Herzen jedoch bewahrte ich stumpfe Unverschämtheit. Dieser Mann würde, auf die eine oder andere Weise, vernichtet werden müssen.“
In Episode III hat Palpatine Anakin so weit manipuliert, dass dieser ihm wie einem Ersatzvater vertraut. Als ihm sein vorgesetzter Jedi also den Auftrag erteilt, verdächtige Aktivitäten Palpatines zu melden, führt das bloß dazu, dass der spätere Lord Vader dem Orden der Jedi nur noch feindseliger gegenübersteht. Anakin enthüllt Palpatine seinen Geheimauftrag – genauso wie Vizzard Shurlock unverzüglich von den Machenschaften Quigleys berichtete.
Shurlock zog Vizzard vollends auf seine Seite, indem er seinen jüngeren Kollegen anwies, sich zu schützen, selbst wenn das bedeuten sollte, Quigleys Rat zu befolgen. Vizzard zitiert Shurlock mit folgenden Worten: „Vielleicht hat Quigley recht. Vielleicht sollten Sie sich Notizen machen. Und wenn man mich dann rauswirft … können Sie sie ihm zeigen. Vielleicht ist das letzten Endes alles zu Ihrem Vorteil … Ich jedenfalls hätte nichts dagegen, wenn Sie den Akten [der PCA] etwas hinzufügen wollen.“ Eine charmante und gleichermaßen manipulative, paradoxe Intervention, die auf unheimliche Weise an die Vorträge erinnert, die Palpatine Anakin hält.
Anstatt dessen Empfehlung anzunehmen, sicherte Vizzard seinen Job bei der PCA, in dem er Quigley sabotierte. Gegenüber einigen prominenten katholischen Geistlichen äußerte sich Vizzard über Quigley als „Schwanz, der mit dem Hund wedelt“, und weckte auf diese Weise Zweifel an Quigley. Schon bald wurde Quigley bei der Legion „entrechtet“: „Zunächst verschwand er als spürbare Präsenz von den Gängen der Legion. Er wurde […] zur Persona non grata in diesem großen, rußgeschwärzten alten Anwesen, in dem die Legion untergebracht war. Wenn man fragte: ‚Wo ist denn Martin dieser Tage zu finden?‘, bekam man nur leere Blicke als Antwort.“
Nachdem der Störenfried Martin Quigley von der Bildfläche verschwunden war, büßte die Legion ihre Macht ein und Darth Shurlock konnte ungestört sämtliche Regeln des Anstands in Hollywood-Filmen vernichten. Im Verlauf der 1960er-Jahre verkam die PCA zu einem Schatten ihrer Selbst, während Jack gleichzeitig offenbar seine persönliche Reise auf die dunkle Seite der Macht abschloss.
Der Absturz von Jack Vizzard lässt sich am besten mit den Worten beschreiben, die Obi-Wan zu Anakin sagte, nachdem er den Namen Darth Vader angenommen hatte: „Du bist genau das geworden, was du zu zerstören geschworen hast.“
Tiffany Brannan ist eine 20 Jahre alte Opernsängerin, Autorin über die Geschichte Hollywoods, Filmkritikerin, Modehistorikerin, Reiseautorin und Ballettautorin. 2016 [mit 14?] gründete sie mit ihrer Schwester die Pure Entertainment Preservation Society. Die Organisation arbeitet auf eine Wiedereinführung des Motion Picture Production Code hin und will auf diese Weise die Künste reformieren.
Zuerst erschienen in The Epoch Times USA mit dem Titel: ‘Star Wars’ vs ‘See No Evil:’ The Code, The Chosen One, and Hollywood’s Fall to the Dark Side / übersetzt von ms
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