Der mutige Kreuzweg von Papst Franziskus im Kriegsschauplatz Vatikan

„Ein Skandal: Geld, das Katholiken aus der ganzen Welt nach Rom schicken, um damit karitative Aufgaben zu finanzieren, gelangt nicht zu den Armen, sondern wird benutzt, um die Finanzlöcher der Kurie zu stopfen." Gianluigi Nuzzi in „Alles muss ans Licht“.
Titelbild
Gianluigi Nuzzi gründet sein Buch auf eine Fülle von Dokumenten, die bislang nicht in der Öffentlichkeit bekannt waren. Er schreibt über den „Krieg“ und die Revolution im Vatikan, wobei es hinter verschlossenen Türen gewaltige Auseinandersetzungen geben muss.Foto: Cover ECOWIN Verlag
Von 7. November 2015

Das Buch „Alles muss ans Licht: Das geheime Dossier über den Kreuzweg des Papstes von Gianluigi Nuzzi wird die Welt aufhorchen lassen. Der Originaltitel „Via Crucis“ erschien am 5. November 2015 gleichzeitig in sieben Sprachen in 23 Ländern.

Der 1969 in Mailand geborene Journalist Gianluigi Nuzzi sorgt mit seiner aktuellen Publikation wieder einmal für eine Sensation und bestätigt indirekt den radikalen Reformkurs von Papst Franziskus. In diversen großen deutschen Zeitungen sind teilweise halbseitige Großanzeigen geschaltet – der in Salzburg residierende ECOWIN-Verlag, der seit dem Jahr 2013 ein Tochterunternehmen von Red Bull Media House ist, wird mit dem „Enthüllungskrimi“ sehr schnell an der Spitze der Bestsellerlisten angekommen sein.

Offenbar wird der nach außen so barmherzig wirkende Papst Franziskus in seinem Kardinalskollegium immer noch falsch eingeschätzt; sein Anliegen ist für jeden Außenstehenden jedoch völlig klar: er will die römisch-vatikanische Feudalherrschaft schnellstens beenden und die Kirche wieder mit der ursprünglichen Botschaft und Lehre Jesu Christi kompatibel und damit glaubwürdig machen.

Der Luxus der Kardinäle

„Ein Skandal: Geld, das Katholiken aus der ganzen Welt nach Rom schicken, um damit karitative Aufgaben zu finanzieren, gelangt nicht zu den Armen, sondern wird benutzt, um die Finanzlöcher der Kurie zu stopfen. Und für diese Löcher sind Kardinäle und Männer an der Spitze des Verwaltungsapparates des Vatikan verantwortlich …

Ein Blick auf die Adresse der Kardinäle an der Spitze der Kurie genügt, um das zu bestätigen – und um herauszufinden, wo die Gelder landen. Luxuswohnungen im Herzen der Ewigen Stadt, von denen der Durchschnittskatholik nur träumen kann und die selbst Hollywoodstars vor Neid erblassen lassen.

Kurienkardinäle wohnen in geradezu fürstlichen Behausungen mit 400, 500, manchmal 600 Quadratmetern Nutzfläche. Und zwar allein, bestenfalls mit zwei oder drei Missionsschwestern, bevorzugt aus Entwicklungsländern, die ihnen den Haushalt führen, für sie kochen, putzen oder als Hilfspersonal fungieren. Oft sind diese Wohnungen in regelrechten Palästen untergebracht. Eine der größeren Bleiben, satte 445 Quadratmeter, bewohnt Kardinal Velasio De Polis, ein eingeschworener Ratzinger-Anhänger. Mit nur 356 Quadratmetern muss sich dagegen der Kurienkardinal und Kardinalspräsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurt Koch, begnügen …“

Es sind himmelschreiende Lebensverhältnisse von angeblichen Christusnachfolgern, welche die Glaubwürdigkeit ihrer Organisation schwer in Zweifel ziehen. Papst Franziskus begnügt sich mit fast 50 Quadratmetern im Zimmer 201 des Gästehauses Santa Marta. Gleichwohl wohnen die Kardinäle nicht nur wie Fürsten, sondern auch gratis – keine Miete, keine Nebenkosten. Sie halten das Machtzentrum der Weltkirche unter Kontrolle – und damit räumt Papst Franziskus radikal auf. Wie lange kann er den Widerstand seiner Entourage noch durchhalten?

„Geld vergiftet das Denken und es vergiftet den Glauben. Gott möge uns allen beistehen, dass wir nicht in die Falle des Götzendienstes gegenüber dem Geld tappen“, mit diesen Worten beschwört Papst Franziskus in seinen Predigten in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta und im Petersdom immer wieder die Gefahren des Geldes.

Auf Anordnung von Papst Franziskus wurde die Vatikanbank von Experten völlig durchleuchtet; es fanden zahlreiche Kontensperrungen statt, darunter auch das Konto von Erzbischof Georg Gänswein, der immer noch als Sekretär von Ex-Papst Benedikt XVI. tätig ist. Bei der Vatikanbank wurden fast 40 Millionen Euro eingefroren.

Gianluigi Nuzzi gründet sein Buch auf eine Fülle von Dokumenten, die bislang nicht in der Öffentlichkeit bekannt waren. Er schreibt über den „Krieg“ und die Revolution im Vatikan, wobei es hinter verschlossenen Türen gewaltige Auseinandersetzungen geben muss. Der Vorgängerpapst Benedikt XVI. hatte eindeutig versagt und Kriminelles ungeahndet laufen lassen.

Ein spektakulärer (Selbst-)Mord

Bereits in seinem Buch VATIKAN AG (ECOWIN Verlag) hatte Gianluigi Nuzzi viele Missstände thematisiert. Es erschien im März 2010 als deutsche Ausgabe. Darin schilderte er den aufsehenerregenden Fall des Roberto Calvi, Präsident des Mailänder Geldinstituts Banco Ambrosiano, den er jetzt zu Recht wieder „ans Licht“ holt.

Ich selbst erinnere mich noch sehr gut an den  Morgen des 18. Juni 1982 in London, wo ich damals nahezu wöchentlich war. Von der Blackfriars Bridge (Brücke der schwarzen Mönche“) herab baumelte ein korpulenter, kleiner Mann in eleganter Kleidung über der Themse. Um seinen Hals hing ein rötliches Seil. Die Polizei fand Ziegelsteine, tausende Dollar und einen gefälschten Pass in den Taschen des Toten. Der italienische Konsul identifizierte ihn als Roberto Calvi, auch als „der Bankier Gottes“ bekannt.

Der Präsident des Mailänder Geldinstituts Banco Ambrosiano alias „die Bank der Priester“ hatte Selbstmord begangen – befanden die Polizei in London und die Justiz in Mailand.

Doch am 6. Juni 2007 urteilte ein Schwurgericht in Rom: Roberto Calvi wurde ermordet. Zugleich sprachen die Richter fünf Verdächtige aus Mangel an Beweisen frei. Eines der großen Rätsel Italiens bleibt vorerst ungelöst. Calvis Fall verbindet bis heute viele Mächte und Mysterien des Landes: die Hochfinanz, die Politik und die Mafia, die Geheimdienste, den geheimen Freimaurer-Verband „Loge Propaganda 2“ und den Vatikan. Sie alle pflegten Kontakte zum Chef des Banco Ambrosiano, sie profitierten von ihm, und er profitierte von ihnen.

Den Staatsanwälten zufolge soll Calvi Abermillionen der Cosa Nostra über sein Geldinstitut gewaschen haben. Mit der Vatikanbank IOR und deren damaligem Leiter, dem zwielichtigen amerikanischen Erzbischof Paul Casimir Marcinkus (1922 – 2006), betrieb er waghalsige Geschäfte in Italien und Lateinamerika. „Wenn ich singe, stürzt der Vatikan ein“, soll er vor seinem Tod gesagt haben.

Politiker schmierte er kräftig, und die Mitgliedschaft in der Geheimloge bewirkte, dass seine eigenen Geschäfte lange wie geschmiert liefen. Der Banco Ambrosiano kam das alles nicht zugute. Sie ging kurz nach Calvis Tod in Konkurs. Es war die größte Bankenpleite der italienischen Geschichte.

Er wusste zu viel

Offensichtlich hatte der „Bankier Gottes“ Unsummen für eigene Zwecke abgezweigt. Als er 1982 in London abtauchte, stand ihm das Wasser längst bis zum Hals. Der Selbstmord an der Themse erschien da folgerichtig. Doch die Zweifel wollten nicht weichen. 1998 wurde Calvis Leiche exhumiert. Die Gerichtsmediziner befanden: Der Banker wurde erdrosselt und danach ein Selbstmord fingiert. Überläufer der Cosa Nostra sagten aus, die Mafia habe sich an Calvi gerächt, weil er ihr Geld schlecht und treulos verwaltet habe. Zudem habe der Mann einfach zu viel über die Machenschaften der Mächtigen gewusst.

Ende der achtziger Jahre schien mit dem Crash der Ambrosiano-Bank, der rätselhaften Ermordung Roberto Calvis und Michele Sindonas und dem Rückzug von Erzbischof Marcinkus aus der Leitung des IOR der Schlussstrich unter ein unrühmliches Kapitel der Vatikanbank gezogen. Marcinkus, ein enger Vertrauter von Papst Johannes Paul II., musste auf Druck der Regierung Italien verlassen und ging nach Sun City/Arizona, wo er den Rest seines Lebens mit Golfspielen verbrachte.

Ein Blitz aus heiterem Himmel

Man glaubte und hoffte, in der Finanzwelt des Vatikans sei wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt. Das Buch „VATICANO S.p.A.“ (VATIKAN AG ) erschien in Italien schon im Mai 2009 und kam für die Kirchenhierarchie wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Von den Medien wurde es bewusst monatelang totgeschwiegen und dennoch wurden innerhalb von sechs Monaten 11 Auflagen gedruckt. Im Apostolischen Palast wurde über das brisante Buch gesprochen, aber niemand gab es zu, es gekauft zu haben. Die Kardinäle schickten ihre Pförtner in die Buchhandlungen, und viele trugen das Buch bei ihrer Rückkehr in den Vatikan in unauffälligen weißen Plastiktüten.

Nur eins von vielen Beispielen: unter dem Vorwand der Wohltätigkeit wurde im Steuerparadies der British Virgin Islands die St. Francis of Assisi Foundation“ gegründet, über die Milliardenbeträge ihren Weg in undurchsichtige Kanäle machten.

Fristlose Kündigung für die Kirchenfürsten?

Die offizielle Kirche lebt von Reichtum und Glanz, aber viele ihrer Gläubigen in kaum zu beschreibender Armut. Ex-Papst Benedikt XVI. führte einen erkennbar aufwendigen und luxuriösen Lebensstil – Jesus würde das Kombinationsmodell aus abstrakt-metaphysischer Theologie und einem raffinierten, kriminell betriebenen Finanzsystem ganz sicher als Missbrauch seiner Frohen Botschaft aufs Schärfste verurteilen und die Kirchenfürsten fristlos entlassen.

Das neue Buch von Gianluigi NuzziAlles muss ans Licht“ kommt zur rechten Zeit, wo in allen Bereichen des Lebens das Licht der Wahrheit die Dunkelheit zu durchdringen versucht. In seiner Bergpredigt sagte Jesus: „Ihr könnt nicht beiden dienen: Gott und dem Mammon!“ (Matthäus 6, 24)

Foto: Cover ECOWIN Verlag

Gianluigi Nuzzi

Alles muss ans Licht

ECOWIN Verlag  384 Seiten

ISBN-10: 3711000851

Euro 21,95



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