Bildungsforscher sieht Rückkehr zum G9 kritisch
Der Bildungsforscher Olaf Köller sieht die in mehreren Bundesländern geplante Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) kritisch. „Eine Rückkehr zum G9 dürfte keine positiven Effekte haben“, heißt es in einer 45-seitigen Meta-Studie des Forschers im Auftrag der Stiftung Mercator, die der „Zeit“ vorab vorliegt. Köller, Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel, hat für die Meta-Studie alle belastbaren Studien zu G8 und G9 zusammengetragen und durch neue Zahlen ergänzt.
Dabei analysierte er, ob Schüler in G8-Zweigen gestresster seien, sich weniger außerschulisch engagierten, und schlechter auf das Studium vorbereitet seien. Dies sei nicht der Fall. „Wir regen uns in Deutschland über Donald Trump auf, der die Ergebnisse der Klimaforschung leugnet, doch Politiker und Eltern, die wieder G9 wollen, verhalten sich genauso postfaktisch“, sagte Köller der Zeitung: Der Bildungsforscher warnte vor einem „Einknicken der Politik vor dem Bürgertum“. Zwar hätten sich auch die Hoffnungen der G8-Befürworter nicht erfüllt und die Reform „keine großen positiven Effekte“ gehabt, eine Rückkehr zum G9 sei aber immens teuer. Laut der Mercator-Analyse ließen sich hinsichtlich der fachlichen Leistungen „keine konsistenten Unterschiede zwischen G8- und G9-Abiturienten nachweisen“ – dies lasse den Schluss zu, dass „in kürzerer Zeit genauso erfolgreich gelernt werden“ könne wie zuvor in neun Jahren. Zwar seien die Absolventen von G8 jünger als die Absolventen von G9, allerdings im Schnitt nicht, wie erwartet worden war, ein Jahr, sondern lediglich zehn Monate – da G8-Schüler nach einem Auslandsaufenthalt häufiger eine Klasse wiederholten. Trotzdem gebe es „keine empirischen Hinweise“ darauf, dass die G8-Jugendlichen spürbar schlechter aufs Studium vorbereitet seien. (dts)
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