Alles Wissenswerte rund um den Pager

Die Pager (in Deutschland auch Piepser genannt) sind aufgrund der gezielten Attacke auf Hisbollah-Mitglieder im Libanon in den Fokus von Medienberichten gerückt. Was sind das eigentlich für Geräte, wie funktionieren sie und wer nutzt sie in Deutschland?
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Ein Pager erhält eine Nachricht.Foto: iStock/natatravel
Von 18. September 2024

Die zeitgleichen Explosionen von Funkempfängern (Pager) im Libanon bei den Hisbollah-Mitgliedern haben den sogenannten Funkruf wieder ins Blickfeld gerückt. Der Artikel setzt sich mit der Technik auseinander und beantwortet Fragen zu einer bereits vor mehr als einhundert Jahren erfundenen Technik.

Was ist ein Pager?

Der Pager ist ein kleines, handliches Gerät, zumeist mit Anzeige, für die Kommunikation über Funkwellen. Es kann Alarmsignale, Textnachrichten, E-Mails und Tondateien empfangen und mittlerweile auch zurücksenden.

Geläufige andere Namen für Pager sind Piepser, Personenrufempfänger, Funkmeldeempfänger und Funkrufempfänger.

Wer erfand den Pager?

Bereits im Jahre 1921 entwickelte der Kanadier Al Gross ein Pager-ähnliches System für die Detroiter Polizei. Das dazugehörige Patent kam jedoch erst im Jahre 1949 zustande.

Im Jahr 1950 wurde ein Pager-ähnliches Gerät von Gross, der als Erfinder des Walkie-Talkies und des schnurlosen Telefons gilt, für den Gebrauch durch Ärzte am Jewish Hospital in New York entwickelt.

Die ersten Pager dieser Art wurden im jüdischen Krankenhaus von New York betrieben.

Woher stammt der Name?

Motorola war der Namensgeber für „Pager“. Sie produziert seit 1956 analoge Pager bzw. Funkempfänger- bzw. Funkmeldeempfänger und seit 1986 digitale Meldeempfänger.

In den 1980er-Jahren setzte ein Pager-Boom ein, als der Weitverkehrs-Pager erfunden wurde, der es ermöglichte, Nachrichten über Funkwellen über eine Stadt, einen Staat oder ein Land hinweg zu übermitteln.

Motorola Pager wurden bis 1994 auf der ganzen Welt benutzt. In dieser Zeit sollen 60 bis 70 Millionen Menschen weltweit Pager genutzt haben.

Der Name selbst leitet sich offenbar vom „Pagen“, den man aus Hotels kennt. Sie gingen in Uniform gelegentlich durch den Speisesaal, um einen Gast zum Portier oder ans Telefon zu holen. Im Englischen führte das zum Verb „to page“, was so viel wie Aufrufen heißt.

War Pager auch mal populär in Deutschland?

Pager (auch als Funkrufempfänger oder Piepser bekannt) waren in Deutschland besonders in den 1980er und 1990er-Jahren populär. In der Zeit wurden sie verstärkt auch im privaten Bereich genutzt, weil sie erschwinglicher als die Mobilfunkgeräte waren.

Auch jetzt werden sie noch verwendet, vorrangig von Einsatzkräften oder Medizinpersonal, aber auch in abgewandelten Versionen in der Gastronomie, in Hotels, Pflegeheimen, im LKW-Flottenmanagement und Großbetrieben eingesetzt.

Pager werden gerne in Kliniken und Pflegeheimen eingesetzt. Foto: iStock/Isaac Lee

Was sind die Vorteile von Pagern?

Der Vorteil von Pagern ist eine schnelle und mobile Kommunikation, unabhängig von Mobilfunknetzen. Damit funktionieren sie auch in abgelegenen Gebieten, wo Handys nicht funktionieren. Zudem haben sie eine geringe Strahlenabgabe. Daher sind sie auch beispielsweise in medizinischen Bereichen einsetzbar, wo ein Handybetrieb untersagt ist.

Pager gelten als robust und zuverlässig. Sie haben einen stabi­leren Empfang auch inner­halb von Gebäuden und in entle­genen Gebieten, da sie mit einer niedrigeren Frequenz als der Mobilfunk arbeiten. Daher werden auch deut­lich weniger Sende­masten benö­tigt, da die Reich­weite deut­lich größer und der Daten­durch­satz gering ist.

In Deutschland und anderen Ländern gibt es ein durchgängiges Funknetz, für dessen Nutzung man in der Regel eine Grundgebühr zahlt. Mittlerweile gibt es auch Geräte, die das Pager-Funknetz als auch das Mobilfunknetz nutzen können.

Es gibt aber auch die Möglichkeit, ein eigenes lokales Funknetz einzurichten, was in der Gastronomie und Betrieben gerne genutzt wird.

Pager werden auch in der Gastronomie eingesetzt, um dem Gast zu signalisieren, dass sein Essen abholbereit ist. Forto: iStock/Koonsiri Boonnak

Warum hat die Hisbollah ihren Mitgliedern die Pager-Nutzung empfohlen?

Die Hisbollah hat ihre Mitglieder angewiesen, Pager anstatt Smartphones zu verwenden, um die Sicherheit und Vertraulichkeit ihrer Kommunikation zu erhöhen. Es gibt mehrere Gründe, warum Pager in diesem Zusammenhang als sicherer betrachtet werden:

  • Minimierung der Überwachungsmöglichkeiten: Smartphones sind anfällig für verschiedene Formen der Überwachung, wie das Abhören von Gesprächen, das Auslesen von Nachrichten und das Verfolgen von Standortdaten über GPS. Sicherheitsbehörden und Geheimdienste können Smartphones gezielt hacken oder über Mobilfunkanbieter Informationen sammeln. Pager hingegen senden einfache Textnachrichten über Funkfrequenzen, die weniger leicht zu überwachen oder zu hacken sind.
  • Keine permanente Verbindung: Im Gegensatz zu Smartphones, die kontinuierlich mit dem Internet oder Mobilfunknetz verbunden sind und damit potenziell für Cyberangriffe offenstehen, sind Pager nur passive Empfänger. Das bedeutet, dass sie keine ständige Verbindung zum Netzwerk aufrechterhalten müssen, was das Risiko von Hacking oder Tracking reduziert.
  • Vermeidung von GPS-Tracking: Smartphones verfügen über integrierte GPS-Funktionen, die es ermöglichen, den Standort des Benutzers genau zu bestimmen. Pager haben keine solche Funktion, was es schwieriger macht, die Bewegungen der Hisbollah-Mitglieder zu überwachen.
  • Einfache Kommunikation: Pager bieten eine einfache, einseitige Kommunikationsmethode, die in hoch sicherheitskritischen Situationen oft ausreicht.
  • Resistenz gegen Netzwerkausfälle: Pager können oft auch in abgelegenen Gebieten oder in Krisensituationen mit eingeschränkter Mobilfunk- oder Internetverbindung funktionieren. Das könnte für die Hisbollah in Gebieten mit schlechter Infrastruktur oder während militärischer Auseinandersetzungen ein entscheidender Vorteil sein.

Zusammengefasst: Die Hisbollah sieht Pager als sicherere Kommunikationsmethode, da sie weniger angreifbar für Überwachung, Tracking und Cyberangriffe sind als Smartphones.



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