Abendliche Nutzung von Smartphones schadet dem Kinderschlaf

Viele Kinder und Jugendliche nutzen Smartphones, Tablets und ähnliche Geräte - auch spätabends. Dänische Forscher berichten, wie sich das auf den Schlaf auswirkt. Eine Expertin gibt Eltern einen Rat.
Titelbild
Smartphones sind kein Spielzeug - Eltern nutzen sie hin und wieder, um ihre Kinder "ruhig zu stellen".Foto: iStock
Epoch Times7. Oktober 2021

Kinder schlafen weniger und schlechter, wenn sie abends Smartphones, Tablets und andere elektronische Geräte benutzen. Das berichten dänische Forscherinnen nach einer Überblicksstudie im Fachblatt „BMC Public Health“.

Für eine deutsche Expertin unterstreichen die Ergebnisse, dass derartige Medien nachts aus dem Kinderzimmer verbannt werden sollten.

Guter und ausreichender Schlaf ist zentral für Wohlbefinden und Gesundheit – das gilt umso mehr für Kinder und Jugendliche, da viele Entwicklungsprozesse während der Nachtruhe ablaufen. Ihr Schlafbedarf nimmt zwar mit zunehmendem Alter ab, doch äußere Faktoren können zu weniger oder schlechterem Schlaf führen. Zu diesen Einflüssen kann die zunehmende Nutzung von Smartphones, Tablets und anderen elektronischen Bildschirmmedien gehören, wie Studien bereits nahelegten.

Ein Team der Süddänischen Universität wertete nun systematisch Studien zur Beziehung zwischen Medienkonsum und Schlaf aus. Die Wissenschaftlerinnen untersuchten 49 Studien aus den Jahren 2009 bis 2019, an denen jeweils zwischen 55 und knapp 370 000 Kinder im Alter bis 15 Jahren teilnahmen. Demnach war die Nutzung elektronischer Medien mit einer kürzeren Schlafdauer verbunden, und dieser Zusammenhang zeigte sich bei Kindern im Alter von 6 bis 15 Jahren stärker als bei Jüngeren.

Bei Kindern im Alter bis fünf Jahren ging kürzerer Schlaf vor allem mit der Nutzung von Fernsehen und Tablets einher, bei den älteren hingegen mit einer breiten Palette verschiedener elektronischer Medien wie Videospielen, Computer oder Smartphones. In dieser Altersgruppe fanden die Forscherinnen einen Zusammenhang zwischen der Nutzung elektronischer Medien und einer verspäteten Bettruhe sowie einer schlechteren Schlafqualität. Bei Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren wurden die Bildschirmnutzung mit Einschlafproblemen und die Nutzung sozialer Medien mit einer schlechten Schlafqualität in Verbindung gebracht.

Die Autorinnen vermuten, dass die von Jugendlichen überwiegend genutzten interaktiven Medien möglicherweise stimulierend wirken. Für alle Altersgruppen gelte, dass das blaue Licht, welches von Bildschirmen ausgestrahlt werde, die Produktion des Schlafhormons Melatonin unterdrücken könnte. Folgen seien eine kürzere Schlafdauer und eine Störung des natürlichen Schlaf-Wach-Zyklus.

Für Tanja Poulain vom Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen fasst die Studie die Erkenntnisse zum Thema zusammen: Sie bestätige den Zusammenhang zwischen der Präsenz medialer Geräte im Kinderzimmer einerseits und Schlafauffälligkeiten andererseits. Die Psychologin hebt hier die Bedeutung des Smartphones hervor: „Einige der aufgeführten Studien zeigen auch explizit Zusammenhänge zwischen der Smartphone-Nutzung in der Nacht und mangelnder Schlafqualität. Das unterstreicht noch einmal, dass gerade diese Geräte, die überall abgelegt werden können und in der Nacht nicht ausgeschaltet werden, den Schlaf beeinträchtigen können.“

Poulain und Kollegen selbst haben sich in der „LIFE Child Studie“ mit der Beziehung von Medienkonsum und Schlaf bei Kindern beschäftigt – auch diese Arbeit floss in die aktuelle Analyse ein. Im Gegensatz zu vielen anderen Studien handele es sich bei der Leipziger Untersuchung um eine Längsschnittstudie, die die Auswirkungen des Medienkonsums zu verschiedenen Zeitpunkten untersuche.

Sie ergab unter anderem, dass die Nutzung von Bildschirmmedien wie ein Teufelskreis wirken könne: „In unserer Studie konnten wir zeigen, dass die Tagesmüdigkeit zum ersten Erhebungszeitpunkt beispielsweise den Fernsehkonsum ein Jahr später voraussagt.“ Kinder, die mehr Medien nutzten, schliefen schlechter – gleichzeitig würden Kinder, die schlechter schliefen und entsprechend tagsüber müde seien, eher dazu neigen, mehr Medien zu nutzen, so die Psychologin: „Vielleicht sind diese Kinder für andere Aktivitäten wie etwa Sport zu müde.“

Umso wichtiger sei es, dass Eltern sich der Risiken durch elektronische Medien bewusst seien: „Schon am Anfang sollten klare Regeln aufgestellt werden, wann die Nutzung solcher Medien erlaubt ist.“ Auf keinen Fall sollten Smartphone, Tablets und andere Geräte über Nacht im Kinderzimmer liegen. Zudem empfiehlt Poulain, diese Medien wie auch Spielkonsolen oder Computer nicht direkt vor dem Schlafengehen zu nutzen, sondern eher am Nachmittag: „Gerade kleinen Kindern sollte besser vorgelesen werden, während ältere Kinder dazu angeregt werden können, selbst noch etwas zu lesen oder Musik zu hören.“ Grundsätzlich sei die Vorbildfunktion der Eltern wichtig: „Ich weiß von Familien, bei denen das WLAN prinzipiell abends abgeschaltet wird, und das betrifft dann alle.“

Die dänischen Autorinnen betonen, dass die Studien aus Nordamerika, Europa, Australien, Neuseeland und anderen westlichen Ländern stammen: Daher ließen sich die Resultate möglicherweise nicht auf andere Länder mit anderen Einstellungen zur Nutzung elektronischer Medien übertragen. Zudem handele es sich meist um Beobachtungsstudien, die keine Rückschlüsse auf Ursache und Wirkung zuließen. (dpa/oz)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion