Zuckerbranche unter Druck: Viele Bauern geben Rübenanbau auf

Ungleiche Subventionen, Dürre und Verbote machen der Zuckerbranche seit Jahren zu schaffen. Es sind nicht Wenige, die sich daher gegen die Rübe entscheiden.
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Mit einem Rübenroder werden Zuckerrüben auf einem Feld geerntet.Foto: Philipp Schulze/dpa/Archiv/dpa
Epoch Times4. September 2020

Die Zuckerbranche in Deutschland steht nach eigenen Angaben wegen wettbewerbsverzerrender Regelungen auf dem europäischen Markt weiter unter Druck.

Im Rheinland haben dem Rübenbauerverband zufolge in diesem Jahr 20 Prozent der Landwirte mit Rübenfeldern den Anbau aufgegeben. „Das zeigt die Dramatik der Situation“, sagte Geschäftsführer Peter Kasten, der Deutschen Presse-Agentur. Seit einigen Jahren hat sich der Zuckermarkt sehr gewandelt: Jahrelang regelten EU-weit feste Zuckerquoten den Markt, nun müssen sich die Zuckerfabriken und Bauern im offenen Wettbewerb auf dem internationalen Markt behaupten.

„Worunter wir leiden, ist, dass wir mit erheblichen Wettbewerbsverzerrungen in Europa zu kämpfen haben“, so Kasten. In etlichen Ländern erhalten Landwirte für den Rübenanbau nämlich Subventionen in Form von Prämien pro Hektar. Nach Angaben der Bauern-Kampagne #WirsindZucker werden in der Europäischen Union 30 Prozent der Zuckerrüben-Anbaufläche auf diese Weise subventioniert, in Deutschland jedoch nicht. „Diese Verzerrungen können wir nicht ausgleichen„, meint Hermann Schmitz, Geschäftsleiter beim Kölner Zuckerkonzern Pfeifer und Langen. „In Ländern, in denen keine Prämien gezahlt werden, sind die Anbauflächen rückläufig.“

Der Niedergang macht sich auch bei Zuckerfabriken bemerkbar: Pfeifer und Langen hat etwa 2016 Stellen abgebaut und einen Standort in Rumänien geschlossen, außerdem wurde der Verpackungsstandort in Elsdorf im Rheinland verkleinert. Auch bei den börsennotierten Rivalen Nordzucker und Südzucker ist die Lage schwierig: Bei Südzucker wurden in den vergangenen Jahren Hunderte von Stellen angebaut und Kapazitäten reduziert, Nordzucker wies trotz seines Einstiegs in das Geschäft mit Zuckerrohr für das vergangene Geschäftsjahr einen Millionenverlust aus.

Die Subventionen sind nicht die einzige Herausforderung, der sich die Branche in den vergangenen Jahren stellen musste: 2018 belastete der Dürresommer die Ernte erheblich, obwohl die Zuckerrübe eigentlich als sehr resistent gilt. Zudem dürfen die Landwirte in Deutschland weniger Pflanzenschutzmittel verwenden als viele ihrer Kollegen in anderen Staaten. Die eigentlich EU-weit verbotenen Neonikotinoide sind in zahlreichen Staaten per Notfallzulassung erlaubt, was den Bauern das Leben leichter macht – auch hier fährt Deutschland jedoch den härteren Kurs.

Markus Weck, Vertreter der Hefeindustrie, bezeichnet die Verwerfungen auf dem Zuckermarkt als „ziemliche Achterbahnfahrt“. Hefehersteller sind auf ein Nebenprodukt der Zuckerherstellung, nämlich Melasse, angewiesen. So sind sie mit betroffen, wenn es der Zuckerbranche schlecht geht. „Es wird nicht darauf hinauslaufen, dass wir eines Tages aufwachen, und es steht keine Melasse mehr zur Verfügung. Aber es kann aufwendig werden, ausreichende Mengen zu beschaffen“, meint Weck. Innerhalb der vergangenen Jahre habe sich der Weltmarktpreis für Rohrmelasse verdoppelt.

Die Rübenbauern sehen seit dem vergangenen Jahr nun immerhin eine leichte Entspannung bei Ernte und Preisen. „Wir sind noch nicht auf einem Niveau, wo es wirklich wirtschaftlich ist. Aber die Richtung stimmt“, meint Bauernvertreter Kasten. Dass viele seiner Kollegen sich dennoch gegen die Rübe entschieden, liegt an der unternehmerischen Ausrichtung vieler Bauern im Rheinland: So ist der Anbau von Kartoffeln oder Möhren teilweise lukrativer, die Flächen sind begehrt, und der Wettbewerb ist groß. (dpa)



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