Zeitlose Anlageform: Trend zum Gold hält auch in deutschen Privathaushalten an

In deutschen Haushalten bleibt die Nachfrage nach Gold anhaltend hoch. Bereits jetzt befinden sich in Deutschland 8918 Tonnen des Edelmetalls in Privatbesitz. Wer in den letzten Jahren zugekauft hat, will diese Strategie einer Umfrage zufolge auch künftig beibehalten.
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Privatleute in Deutschland besitzen mittlerweile die Rekordmenge von 8918 Tonnen Gold - davon gut die Hälfte (4925 Tonnen) in Form von Barren und Münzen, knapp 4000 Tonnen sind Schmuck.Foto: Arne Dedert/dpa
Von 16. April 2019

Die Bundesbürger haben ein anhaltendes Vertrauen in Gold als Anlageform. Dies berichtet die „Welt“. Nicht nur die Bundesbank hortet 3370 Tonnen davon als Reserven – deutlich mehr befindet sich jedoch in Privatbesitz, nämlich 8918 Tonnen in Gesamtwert von etwa 325 Milliarden Euro. Das ist mehr als an Reserven der USA im berühmten Fort Knox lagern.

Allein in den vergangenen zwei Jahren haben die Bundesbürger insgesamt 250 Tonnen Gold zusätzlich erworben. Diesen Wert hat die Steinbeis-Hochschule für die Reisebank auf Basis einer repräsentativen Befragung von 2000 Erwachsenen errechnet. Etwa die Hälfte davon, etwa 3993 Tonnen, wird in Form von Schmuck gehalten. Der Rest wird in Form von physischem Gold wie Barren oder Münzen sowie von Wertpapieren besessen, die Bezug zu dem Edelmetall haben. 

Nur dynamisches Wirtschaftswachstum drückt auf den Goldpreis

Glaubt man den Ergebnissen der Umfrage, wird sich dieser Trend weiter fortsetzen. „Besonders gewünscht sind Goldbarren ab 100 Gramm und Anlagemünzen“, erklärt Christof Wilms von der ReiseBank gegenüber der „Welt“. Er betrachtet die Unsicherheit infolge der Handelskonflikte zwischen der EU, den USA und der Volksrepublik China als wesentlichen Nachfragetreiber.

Gold galt jedoch zu jeder Zeit als sicherer Hort, mit dem man nichts falsch machen konnte, selbst wenn die politische oder wirtschaftliche Großwetterlage stürmisch war. Unter Druck kommt der Goldpreis regelmäßig allenfalls dann, wenn die Aktienmärkte erhebliche Aufwärtsbewegungen aufweisen und das Wirtschaftswachstum entsprechend hoch ist. In diesen Fällen veranlasst der Umstand, dass Gold zwar Stabilität verheißt, aber keine Zinsen abwirft, doch den einen oder anderen, lieber in Anlagen zu investieren, die Rendite versprechen – nicht selten, um beim ersten Anzeichen einer Eintrübung dann doch lieber wieder zurück ins Gold zu gehen.

Alternative zu Sparbuch und Kapitallebensversicherung?

Gerade bei den risikoaversen Deutschen ist die Bereitschaft, in Aktien zu investieren, insgesamt sehr gering. Stattdessen erfreuen sich Sparbücher, Tagesgeld oder – in letzter Zeit mit Abstrichen – Kapitallebensversicherungen durchwachsenen Ertragserwartungen zum Trotz hoher Beliebtheit. Vor diesem Hintergrund wird es auch eher als Qualitätsmerkmal betrachtet, dass Gold in Zeiten dynamischer Märkte mit diesen nicht schritthält. Insbesondere als Inflationsschutz spielt Gold eine traditionell bedeutende Rolle.

Von den Deutschen insgesamt besitzen 38 Prozent Gold in Form von Münzen oder Barren, aber 62 Prozent Goldschmuck – wie den goldenen Ehering. Etwa 14,5 Prozent halten Wertpapiere oder ETFs, die einen Bezug zu Gold haben.

Entsprechende Unterschiede gibt es auch im Bereich der Aufbewahrung. Mit 38,3 Prozent ist der Anteil jener, die Gold im eigenen Haus halten, rückläufig. Beliebter ist es mittlerweile, Schließfächer bei Banken anzumieten, um das wertvolle Edelmetall aufzubewahren. Waren es 2016 noch 36 Prozent der Goldbesitzer, die diese Option nutzten, ist dieser Anteil auf 39 Prozent gestiegen. Spezielle Verwahrstellen oder Edelmetalldepots nehmen nur noch fünf Prozent in Anspruch.

Notenbanken greifen ebenfalls zu

Marktbeobachter erwarten, dass die Goldbestände in privaten Händen weiter zunehmen werden. Drei Viertel derjenigen, die in den vergangenen Jahren Gold erworben hatten, wollen dies eigenen Angaben zufolge auch in den kommenden Jahren tun, geht aus den Ergebnissen der Umfrage hervor. Verkaufen wollen deutlich weniger als ein Zehntel der Goldbesitzer.

Die Ruhe an der Zinsfront in den USA könnte den Goldpreis sogar wieder leicht ansteigen lassen. Zudem kaufen auch die Notenbanken namhafter Staaten weiterhin Gold in erheblichem Ausmaß. Allein im Jahr 2018 waren es 650 Tonnen des Edelmetalls, die in die Tresore der Zentralbanken von Ländern wie der Volksrepublik China, Russland, Indien oder der Türkei gingen. Die genannten vier Staaten habe auch in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres kräftig zugekauft – die „Welt“ schreibt von insgesamt etwa 117 Tonnen.

Ein schwacher Dollarkurs und ein lediglich moderates Wachstum der US-Wirtschaft könnten den Goldpreis stützen, meint Joni Teves von der Investmentbank UBS gegenüber der Zeitung. Allerdings würde ein Konjunkturaufschwung den leichten Aufwärtstrend der letzten Monate auch jäh wieder bremsen können: „Eine globale Wachstumserholung und eine Verbesserung bei der Risikobereitschaft der Anleger könnten den Goldpreis belasten.“



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