Zahl der Firmenpleiten steigt: 11 Prozent mehr als vor der Corona-Krise

Immer mehr Unternehmen in Deutschland geben auf. Experten hatten diese Entwicklung nach dem Auslaufen der Corona-Sonderregelungen erwartet. Eine Pleitewelle sehen sie nicht.
Experten rechnen damit, dass im laufenden Jahr die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland steigen wird.
Experten rechnen damit, dass im laufenden Jahr die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland steigen wird.Foto: Martin Gerten/dpa
Epoch Times14. Juni 2024

Der steigende Trend bei den Firmenpleiten in Deutschland hält an. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres haben 5.209 Unternehmen Insolvenz angemeldet, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren gut ein Viertel (26,5 Prozent) mehr als im Vorjahresquartal.

Die Zahl lag 11,2 Prozent über dem Wert von 2020, dem Vergleichsquartal vor der Corona-Krise. Das war das Vierteljahr vor der von Sonderregelungen geprägten Corona-Krise mit vergleichsweise niedrigen Insolvenzzahlen.

Es wird mit 20.000 Pleiten gerechnet

Der Trend zeigt weiter nach oben: Im Mai 2024 wurden 25,9 Prozent mehr Regelinsolvenzen beantragt als ein Jahr zuvor. Seit Juni 2023 seien damit durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten, ordneten die Wiesbadener Statistiker ein.

Die Verfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liege in vielen Fällen annähernd drei Monate davor.

Es wird damit gerechnet, dass im laufenden Jahr die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland auf etwa 20.000 Fälle steigen wird.

Geschwächt von den Corona-Jahren, hohen Energiepreisen und gestiegenen Zinsen geraten immer mehr Firmen in Deutschland in Schieflage. Zudem sind Ausnahmeregelungen ausgelaufen, mit denen der Staat versucht hatte, eine Pleitewelle während der Pandemie abzuwenden.

2008 gaben fast 33.000 Unternehmen auf

Für 2023 hatte das Statistische Bundesamt 17.814 Firmenpleiten gezählt. Das war trotz eines Anstiegs um gut ein Fünftel ein vergleichsweise niedriger Wert im langjährigen Vergleich.

Im Jahr 2009 während der Finanz- und Wirtschaftskrise waren fast 33.000 Unternehmen hierzulande in die Zahlungsunfähigkeit gerutscht.

Vorläufige Zahlen für Mai: +25,9 Prozent

Für den Monat Mai meldeten die Statistiker am Freitag vorläufige Zahlen. Die Zahl der Unternehmens- und der Privatinsolvenzen nahm demnach um 25,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu. Seit Juni 2023 steigen damit die bei den Amtsgerichten beantragten Regelinsolvenzen von Firmen und Verbrauchern zweistellig an.

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hatte kürzlich dagegen von einem Rückgang der Unternehmensinsolvenzen im Mai im Vergleich zum Vormonat berichtet. Demnach meldeten im vergangenen Monat 1.271 Firmen Insolvenz an, sieben Prozent weniger als im April.

Das IWH wertet für seine Analysen die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen.

Die Unterschiede zu den monatlichen Zahlen der amtlichen Statistik erklärt das IWH damit, dass die erfassten Regelinsolvenzen „auch die gesamtwirtschaftlich wenig relevante Gruppe der Kleinstunternehmen“ umfassen.

Zudem würden auch Selbstständige oder ehemals selbstständig Tätige mit unüberschaubaren Vermögensverhältnissen sowie privat haftende Gesellschafter und Einzelunternehmer gemeldet.

Das IWH betonte bei der Veröffentlichung der Mai-Insolvenzzahlen aber auch, dass die Zahlen noch immer 40 Prozent höher lägen als im Mai 2023 und 31 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 vor der Corona-Pandemie. (dpa/afp/red)

 



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