Wo werden neue Mitarbeiter gesucht?

Fast die Hälfte der Unternehmen sucht derzeit keine neuen Mitarbeiter, gleichzeitig können 43 Prozent der Betriebe ihre Stellen nicht besetzen. Als Geschäftsrisiko ist der Fachkräftemangel jedoch an die 4. Stelle abgerutscht.
Titelbild
In der Logistik werden weiterhin Fahrer gesucht.Foto: Bjoern Wylezich/iStock
Von 23. Dezember 2024

Der Fachkräftemangel bleibt ein großes Problem für die Unternehmen in Deutschland. Laut dem am 19. Dezember vorgestellten Fachkräftereport der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) konnten 43 Prozent der Betriebe offene Stellen teilweise nicht besetzen, da sie keine passenden Arbeitskräfte und Fachkräfte finden.

Als Geschäftsrisiko steht der Fachkräftemangel aus Sicht der Unternehmen jedoch nur noch auf Rang vier.

Wichtiger sind die Inlandsnachfrage (59 Prozent), die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (57 Prozent) und die Arbeitskosten (54 Prozent).

Dies sei jedoch „keine Entwarnung mit Blick auf den Arbeits- und Fachkräftemangel, sondern vielmehr der weiterhin schwachen Konjunktur und den strukturellen Wirtschaftsproblemen geschuldet“, betonte die DIHK.

Kleine Unternehmen suchen eher als Großunternehmen

44 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie derzeit gar keine neuen Mitarbeiter suchen, acht Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Bei Großunternehmen mit über 1.000 Beschäftigten haben 22 Prozent keinen Personalbedarf, bei kleinen Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern sind es 62 Prozent.

Große Unternehmen haben jedoch häufiger Stellenbesetzungsprobleme als kleinere: 58 Prozent der Großunternehmen (über 1.000 Mitarbeiter) und 33 Prozent der kleineren Unternehmen (weniger als 20 Mitarbeiter) berichten davon.

Auffällig sei auch, so der Bericht, dass sich mehr Unternehmen infolge des „unsicheren Umfeldes gegen Neueinstellungen“ entscheiden.

Personallücken auf dem Bau, der Zeitarbeit und im Sicherheitsbereich

Der Fachkräftemangel betrifft alle Branchen, so die DIHK. Im Bauwesen hat jedes zweite Unternehmen Schwierigkeiten; besonders der Tiefbau (61 Prozent) berichtet über Probleme bei der Personalsuche. Im Hochbau sind es 45 Prozent – was mit dem Auftragsmangel im Wohnungsbau zusammenhängen dürfte.

In der Industrie hat sich der Anteil der Unternehmen, die Stellen nicht besetzen können, deutlich verringert. Mit 43 Prozent liegt dieser Wert elf Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Besonders der Maschinenbau (49 Prozent), Hersteller elektrischer Ausrüstungen (49 Prozent) sowie Produzenten von Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen (41 Prozent) spüren einen Personalengpass.

Gleichzeitig berichten 43 Prozent der Industrieunternehmen, keinen Personalbedarf zu haben. Die aktuelle Wirtschaftsschwäche und der Nachfragerückgang zwingen sie, ihren Personalbedarf anzupassen, während andererseits notwendige Neueinstellungen schwierig bleiben.

Besonders betroffen sind Zeitarbeit (79 Prozent), Sicherheitswirtschaft (71 Prozent), Gesundheits- und Sozialdienstleister (65 Prozent), Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung (61 Prozent), das Kreditgewerbe (58 Prozent) sowie Verkehr und Lagerei (52 Prozent).

Im Handel haben 38 Prozent der Unternehmer Probleme, offene Stellen zu besetzen, fünf Prozentpunkte weniger als 2023. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) hat derzeit keinen Personalbedarf. 

Von der Bürokratie ausgebremst

Zur Gewinnung von Fachkräften schlägt die DIHK mehrere Maßnahmen vor. Fast zwei von drei Unternehmen (61 Prozent) fordern weniger Bürokratie.

„Melde- und Dokumentationspflichten, Steuer- und Finanzvorschriften, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Datenschutzbestimmungen, Genehmigungs- und Zulassungsverfahren oder Zertifizierungen“ kosten zu viel Zeit und behindern die eigentlichen Arbeitsaufgaben. Dies verschärfe die personellen Engpässe.

Weitere Möglichkeiten sehen die Unternehmen in der Stärkung der beruflichen Bildung (44 Prozent) und geringeren gesetzlichen Vorgaben bei den Arbeitszeiten (41 Prozent). Gewünscht wird eine flexiblere Verteilung der Arbeitszeiten, keine längeren Höchstarbeitszeiten.

Die DIHK schlägt vor: „Die Höchstarbeitszeit sollte sich nicht mehr auf den Tag, sondern auf die Woche beziehen, ohne die Arbeitszeit insgesamt zu verändern. Eine wöchentliche Höchstarbeitszeit würde die Flexibilität der Betriebe und Beschäftigten stärken, da sich die Arbeitszeit variabler und bedarfsgerechter verteilen ließe.“

Die Ergebnisse beruhen auf Angaben von rund 23.000 Unternehmen aller Größen und Branchen, betont die DIHK. Antworten stammen aus Unternehmen der Industrie (26 Prozent), der Bauwirtschaft (sieben Prozent), dem Handel (22 Prozent) und den Dienstleistungen (45 Prozent).

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion