„Es wird zu wenig gearbeitet“ – Wirtschaftsweise Malmendier fordert neue Aufbruchstimmung
Ulrike Malmendier, Ökonomin an der US-Eliteuniversität Berkeley und Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung, fordert eine neue Aufbruchstimmung in Deutschland. Die schlechte Laune im Land habe vor allem mit dem schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt zu tun, sagte Malmendier dem „Spiegel“.
„Und das nervt mich an der Debatte.“ Viel wichtiger sei es, über das langfristige Potenzialwachstum zu sprechen, jenes Wachstum, das eine Volkswirtschaft erreichen könnte, wenn sie ihre sogenannten Produktionsfaktoren wie Arbeit, Maschinen und Energie optimal auslaste. „Dieses Szenario sieht für Deutschland wesentlich besser aus. Wenn wir es richtig anstellen“, so Malmendier.
Potenzialwachstum gesunken
In den Achtzigerjahren noch habe das Potenzialwachstum der Bundesregierung bei zwei Prozent gelegen. Heute seien es, konservativ geschätzt, 0,7 Prozent.
„Der wesentliche Grund dafür sind die fehlenden Arbeitskräfte. Da geht es nicht nur um Hochkaräter. Es wird schlicht und einfach auf allen Ebenen der Gesellschaft zu wenig gearbeitet“, so Malmendier.
Gelänge es, mehr Fachkräfte ins Land zu bekommen, um all die Arbeit zu erledigen, hätte Deutschland laut Malmendier keine Wirtschaftskrise. Denn der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, selbst die Corona-Pandemie hätten auf die langfristig mögliche wirtschaftliche Entwicklung des Landes einen vergleichsweise vernachlässigbaren Einfluss.
Das von der Bundesregierung zur Konjunkturbelebung geplante Wachstumschancengesetz indes kritisiert Malmendier. Insgesamt habe sie sich einen größeren Wurf gewünscht, „vor allem mehr Reduktion des Bürokratieaufwandes der Unternehmen“.
Dennoch: „Ein solches Gesetz ist besser als gar keines.“ (dts/red)
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