Wirtschaftskrise erfasst zunehmend Mittelstand

Dem Mittelstand macht die Konjunkturschwäche zu schaffen. Der Chef des IT-Dienstleisters DATEV sieht gerade bei verarbeitenden Firmen und Kleinstunternehmen Warnsignale. Es gibt aber auch Lichtblicke.
Die Handelsgastronomie profitiert vom veränderten Konsumverhalten der Verbraucher.
Kleinstbetriebe wie Bäckereien sind lokal verankert.Foto: Marcus Brandt/dpa/dpa-tmn
Epoch Times21. Februar 2025

Die Konjunkturflaute erfasst nach Einschätzung des Nürnberger IT-Dienstleisters DATEV zunehmend den deutschen Mittelstand.

„Die Wirtschaftskrise trifft insbesondere das verarbeitende Gewerbe“, sagte Robert Mayr, Vorstandschef von DATEV, das für seinen Mittelstandindex monatlich Millionen von Umsatzsteuerdaten, Lohn- und Gehaltsabrechnungen auswertet. „Im verarbeitenden Gewerbe sind die Umsätze zu Jahresbeginn deutlich gefallen. Preisbereinigt sinken die Umsätze dort schon seit drei Jahren.“

Die Krise belaste besonders Kleinstunternehmen. Während die Beschäftigung im Mittelstand insgesamt stabil sei, habe bei Firmen mit maximal zehn Beschäftigten der Personalabbau begonnen, sagte Mayr der dpa.

Kleinstunternehmen entlassen Personal

„Kleinstunternehmen, die oft stark mit der Region verbunden sind und teils seit Generationen am Standort, halten so lange, wie es geht an ihren Mitarbeitern fest. Wenn sie Beschäftigung abbauen, ist das ein Warnsignal.“

In den Mittelstandsindex von DATEV fließen Umsatzsteuervoranmeldungen von rund einer Million Firmen sowie Lohn- und Gehaltsabrechnungen von mehr als acht Millionen Beschäftigten ein.

Damit ermöglicht er einen detaillierten Blick auf Kleinstunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen. DATEV ist als genossenschaftlicher IT-Dienstleister vor allem auf Steuerberater und Wirtschaftsprüfer spezialisiert.

„Je kleiner, desto schwieriger die Lage“

Der gesamte Mittelstand leide unter Bürokratie und steigenden Kosten, sagte Mayr. Zugleich seien die Löhne im Ringen um Fachkräfte in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Kleinstunternehmen könnten aber Bürokratielasten schwerer schultern und sich oft schlechter gegen Konkurrenz wehren. „Je kleiner, desto schwieriger die Lage“, sagte Mayr. „Ein lokaler Einzelhändler, der gerade ein maues Weihnachtsgeschäft erlebt hat, kann mit dem Onlinehandel nicht mithalten und ein örtlicher Bäcker nicht mit den Preisen in Supermärkten konkurrieren.“

Ein Schreiner oder Bäcker könne auch nicht seinen Standort verlagern, „der ist regional gebunden und gibt irgendwann einfach auf“.

Einzelne Lichtblicke

Dennoch zeige der Mittelstandsindex von Datev einzelne positive Entwicklungen. So hätten sich die Gastronomie und das Baugewerbe auf niedrigem Niveau weitgehend stabilisiert. „Dagegen sind die Umsätze und Beschäftigung in staatsnahen Bereichen zuletzt überdurchschnittlich gewachsen.“

Mit Blick auf die Bundestagswahl sieht Mayr an mehrere Stellen Entlastungsbedarf für den Mittelstand. „Viele Unternehmen wünschen sich schnellere Prozesse und mehr Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung.“ (dpa/red)



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