Wird Google kostenpflichtig? KI könnte für Veränderungen in der Kernstrategie sorgen

Eines der Erfolgsgeheimnisse von Google war, dass seine Suchmaschine stets gratis war. Dies könnte sich bald ändern – zumindest, sobald dessen KI-Tool in die Suche involviert ist. Grund dafür sind die immensen Investitionen, die für dessen Entwicklung erforderlich sind.
Google will mit dem neuen Sprachmodell Gemini den Konkurrenten OpenAI übertreffen.
Google will mit dem neuen Sprachmodell Gemini den Konkurrenten OpenAI übertreffen.Foto: Google/dpa
Von 8. April 2024

Nutzer des Microsoft-Edge-Browsers klagen mittlerweile vermehrt darüber, dass immer mehr Suchen über die voreingestellte Bing-Website automatisch eine KI-Antwort zur Folge haben. Manche fühlen sich, so äußern sie in sozialen Medien, auf diese Weise bevormundet. Dieses Problem könnten Google-Nutzer schon bald nicht mehr haben: Wie die „Financial Times“ (FT) berichtet, soll KI-gestützte Suche dort bald zum kostenpflichtigen Feature werden.

Herkömmliche Suche über die Suchmaschine bleibt kostenfrei

Wie das Blatt berichtet, wird eine solche Suche mit Bezahlfunktion technisch bereits vorbereitet. Eine Entscheidung darüber, ob sie tatsächlich zur Anwendung kommen wird, steht jedoch noch aus. Immerhin wäre es das erste Mal in der Geschichte des Suchmaschinen-Giganten, dass eine Kernfunktion kostenpflichtig würde.

Die Nutzung der herkömmlichen Suchmaschine soll aber in jedem Fall kostenfrei bleiben. Google-Mutterkonzern Alphabet ist auf diesem Gebiet nach wie vor weltweit mit großem Abstand die Nummer eins. Diese kostenpflichtig zu machen, würde der Konkurrenz eine noch nie zuvor da gewesene Chance eröffnen, Boden gutzumachen.

Allerdings hat Google bereits jetzt neben der Werbung auch kostenpflichtige Dienste als Einnahmequellen. Insbesondere die KI-gestützten Gemini-Funktionen – sie haben unter anderem den Chatbot Bard abgelöst – sind häufig mit kostenpflichtigen Features verbunden.

Entwicklungskosten für KI sind hoch – Auswirkungen schwer abschätzbar

Der Grund für die zunehmende Akzeptanz des Gedankens, KI-Nutzung kostenpflichtig zu machen, ist, dass diese zum einen ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor ist. Zum anderen sind eine Reihe damit verbundener Dynamiken noch nicht absehbar. Dies beginnt schon mit der Frage, wie man Werbung mit Funktionen wie beispielsweise der Sprachausgabe als Antwortform bei einer Anfrage verbinden soll.

Grundsätzlich ist jedoch jedes Training einer KI mit immensem finanziellem Aufwand verbunden. Serverfarmen, dafür erforderlicher Energieaufwand, Datenbeschaffung, Cloud-Ressourcen oder auch Personalkosten für die Entwicklung entsprechender Tools werden umso umfangreicher, je größer und ambitionierter das Projekt ist.

Gleichzeitig ist es häufig noch gar nicht absehbar, in welche Richtung die dynamische Entwicklung von KI voranschreiten wird. Die Chance auf umfassende und bahnbrechende Innovationen ist da, auf der anderen Seite kann man sich seine eigenen Arbeitsplätze oder Geschäftsbereiche wegrationalisieren.

Vieles, was theoretisch schon möglich ist, ist in der Praxis weder machbar noch finanzierbar. Außerdem unterliegen gerade neuartige Technologien der Gefahr, zum schnellen Hype zu werden. Im günstigsten Fall macht dieser einem qualitativen Wachstum Platz.

ChatGPT wird bei Unternehmenskunden attraktiver

Bei ChatGPT scheint sich ein solches einzustellen. Zwar hatte sich das dynamische Wachstum der Nutzer in den ersten Monaten im Laufe des vergangenen Jahres etwas abgeflacht. Allerdings geht der Bot mittlerweile offenbar in eine Phase des qualitativen Wachstums über.

Erst vor wenigen Tagen meldete OpenAI, die Zahl der Nutzer des Unternehmensaccounts habe sich seit Januar auf 600.000 vervierfacht. Dies stellt einen Vertrauensbeweis dar, den das Unternehmen nötig hatte, nachdem die anfängliche Begeisterung einer gewissen Ernüchterung gewichen war.

Während die Version 3.5 des Bots, die der Öffentlichkeit erstmals im November 2022 zugänglich wurde, zum sogenannten Halluzinieren neigte, hieß es bald, Version 4.0 sei träge und uninspiriert. Außerdem zeigt sich auch die verbesserte Fassung in manchen Bereichen als uninformiert und ungenau.

Das Beispiel ChatGPT zeigt, dass KI-Bots sich in vielen Bereichen des Alltags als sinnvolle Assistenten nutzen lassen. Dennoch bleibt es ein Risiko, sich ohne die nochmalige Überprüfung durch Menschen auf die Ergebnisse des Tools zu verlassen. Dies gilt umso mehr für KI-Anwendungen in sensiblen Bereichen wie Industrie oder Gesundheit. Häufig scheitert daran auch die Bereitschaft, sie einzusetzen.

Für bestimmte Berufe wird KI weiterhin eine geringe Rolle spielen

Inwieweit KI auf die gesamte Volkswirtschaft bezogen der Ausdruck eines nie da gewesenen Aufbruchs oder der große Jobkiller sein wird, bleibt fraglich. Die Wahrheit könnte wie so häufig in der Mitte liegen. Bestimmte Branchen werden aufgrund von KI, Digitalisierung und Robotik einen umfassenden Strukturwandel erleben. Manche werden davon nur in oberflächlicher Weise beeinflusst.

KI im Unternehmen verursacht erhebliche Kosten für Anfangsinvestitionen. Für viele lohnt es sich deshalb gar nicht erst, Automatisierungen auf breiter Ebene einzuführen. Es ist kaum damit zu rechnen, dass ein kleinstädtischer Handwerksbetrieb Millionenkredite anstreben wird, um seinen lokalen Kundenstamm durch Fliesenlege- oder Dachausbau-Roboter zu bedienen.

Auch Köche oder Forst- und Landwirte oder auch Klempner oder Kfz-Mechatroniker werden voraussichtlich nur eingeschränkt durch KI oder Roboter ersetzbar sein. Je mehr an Spezialisierung, individueller Situationsanpassung und kreativer Lösungskompetenz gefragt ist, umso sicherer wird menschliche Beteiligung erforderlich bleiben.

Tesla will Künstliche Intelligenz für revolutionären Produktionsprozess nutzen

Im Bereich der Massenfertigung wagen große Unternehmen wie Tesla jedoch schon jetzt große Sprünge. Mit dem sogenannten Unboxing-System bei der Produktion will Elon Musk neue Wege beschreiten und die Arbeit auf einem Fließband durch eine Zerlegung der Schritte optimieren.

Im Kern soll der lineare Fertigungsprozess einem optimierten und KI-gestützten modularen Prozess weichen. Musk verspricht sich davon nicht nur immense Zeit- und Kostenvorteile. Er geht davon aus, dass die Produktionskosten für künftige Tesla-Reihen um bis zur Hälfte sinken könnten.

Experten sind skeptisch. In Deutschland hat man bei Autobauern Zweifel, ob Konzepte dieser Art überhaupt ohne erheblichen Qualitätsverlust durchführbar wären. Allerdings würde selbst eine Einsparung von nur 30 Prozent einem Gegenwert von fast elf Milliarden US-Dollar entsprechen.

Die Auswirkungen von KI auf die Volkswirtschaft im Allgemeinen und den Arbeitsmarkt im Besonderen sind bis auf Weiteres kaum abschätzbar. Es werden bestehende Zusammenhänge verändert und es kommen neue dazu. Die Google-Überlegungen, KI-gestützte Suche kostenpflichtig zu gestalten, sind offenbar Ausdruck eines Wunsches, auf Nummer sicher zu gehen.



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