Wasserstoff-Pipeline aus Dänemark um drei Jahre verzögert – DIHK: „Klimaziel für 2030 kaum zu schaffen“

Der für 2028 geplante Bau einer Pipeline, die Wasserstoff von Dänemark nach Deutschland transportieren soll, wird sich um vorerst drei Jahre verzögern. Das Vorhaben markiert eines der Schlüsselprojekte der Ampel für eine „klimafreundliche Transformation“.
Wasserstoff
Teil einer Anlage zur Gewinnung von grünem Wasserstoff in Deutschland.Foto: Cineberg/iStock
Von 9. Oktober 2024

Hiobsbotschaft für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck: Ursprünglich sollte es schon 2028 mit dem Bau einer Pipeline zwischen Dänemark und Deutschland losgehen. Diese soll „grünen“ Wasserstoff auf der Basis erneuerbarer Energien transportieren, den Deutschland für die angestrebte „Transformation“ zur „klimaneutralen“ Energieversorgung benötigt.

Nun wird es frühestens bis 2031 eine Verbindung in das etwa 90 Kilometer von der deutschen Grenze entfernte Esbjerg geben. Mit einer Fertigstellung der gesamten Pipeline ist erst 2033 zu rechnen. Voraussetzung dafür ist, dass die noch ausstehenden Prüfungen von Sicherheit und Umweltverträglichkeit positiv ausfallen. Diese seien bei Weitem noch nicht abgeschlossen, begründete das dänische Klima- und Energieministerium die verkündete Verzögerung.

Deutschland sieht Hochlauf von Wasserstoff nicht gefährdet

Erst im März des Vorjahres hatte Dänemarks Klimaminister Lars Aagaard zusammen mit Habeck die Errichtung der Pipeline vereinbart. Deutschland will zwar perspektivisch auch selbst „grünen“ Wasserstoff herstellen. Hauptsächlich ist man jedoch auf Importe angewiesen – und neben Norwegen soll auch Dänemark als Partner dabei zur Verfügung stehen.

Eine Sprecherin des Habeck-Ministeriums erklärte gegenüber Agenturen, dass die jetzt angekündigten Verzögerungen den Hochlauf von Wasserstoff in Deutschland nicht beeinträchtigen würden. Man stehe „in ständigem Kontakt“ mit der dänischen Seite, die ebenfalls daran interessiert sei, die Verzögerung zu minimieren. Man diskutiere auf Arbeitsebene „mögliche Beschleunigungsoptionen“, heißt es weiter.

Demgegenüber spricht der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Achim Dercks, von einem „erneuten Rückschlag“. Er wies darauf hin, dass bereits seit Ende September ein gemeinsames Projekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff für Deutschland in Norwegen auf Eis liege.

Equinor steigt aus weiterem Prestigeprojekt aus

Wie das „Businessportal Norwegen“ schreibt, teilte das dortige Unternehmen Equinor im September mit, dass sich Pläne zum Bau einer Wasserstoff-Pipeline nach Deutschland als „nicht durchführbar“ erwiesen hätten. Das bedeute, dass „die Pläne zur Wasserstoffproduktion ebenfalls auf Eis gelegt werden“, erklärte damals Unternehmenssprecher Magnus Frantzen Eidsvold.

Im Januar 2023 war Wirtschaftsminister Habeck nach Norwegen aufgebrochen, mit dem Ziel, eine bilaterale Wertschöpfungskette für Wasserstoff aufzubauen. Auch von der Technologie zur Speicherung von Kohlendioxid (CCS), die in dem nordeuropäischen Land hochgefahren werde, wollte Deutschland profitieren.

In Deutschland sollten Kohlekraftwerke durch wasserstofftaugliche Gaskraftwerke ersetzt werden. Dafür sollte aus Norwegen CO₂-armer, sogenannter blauer oder grüner, also erneuerbarer Wasserstoff kommen. Eidsvold jedoch äußerte jüngst gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“, die Nachfrage nach blauem Wasserstoff sei nicht geklärt. Vor allem aber sei das Vorhaben zu teuer.

Shell bläst ebenfalls Projekt zur Erzeugung von Wasserstoff in Norwegen ab

Equinor blieb nicht das einzige Unternehmen, das aus einem ambitionierten Projekt mit Deutschland-Bezug absprang. Auch TECO 2030 verabschiedete sich von Plänen zum Bau einer Gigafabrik für Brennstoffzellen, Shell verzichtet ebenfalls auf ein Vorhaben, in Norwegen blauen Wasserstoff herzustellen.

Erst zu Beginn des Monats hatten die DIHK und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) eine Studie vorgestellt. In dieser hieß es, dass die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Klimaziele Deutschland und Europa gleichermaßen überfordern. Es sei kaum noch realistisch, diese einzuhalten.

Nach derzeitigen Emissionsprognosen werde – so das Ergebnis der Untersuchung – bereits das für 2030 anvisierte europäische Ziel einer 55-prozentigen CO₂-Reduktion im Vergleich zu 1990 verfehlt. Das Ziel einer 90-prozentigen Verringerung baue jedoch auf dem Erreichen dieses Etappenziels auf.

Studie: Klimaziel für 2040 beruht „auf zu optimistischen Annahmen“

Der Studie zufolge beruhe das Klimaziel von 2040 auf optimistischen Annahmen. Dies betreffe die Technologieentwicklung, die Verfügbarkeit von Fachkräften und Rohstoffen sowie ausreichende Mittel für Investitionen. Auf diese hoffe man – allerdings sei es alles andere als sicher, dass diese Hoffnungen sich erfüllen.

Sollte dies nicht der Fall sein, drohen DIHK und VKU zufolge „mehr Regulierung, steigende Kosten sowie politische und wirtschaftliche Verwerfungen“. Die Verbände mahnen deshalb zu „mehr Realitätssinn“. Deutschland habe beim Klimaschutz schon viel erreicht, allerdings sei es kontraproduktiv, immer noch mehr und noch ambitioniertere kurzfristige Ziele zu definieren. Dies würde nur zu noch mehr Verunsicherung in der Wirtschaft und zu noch höheren Energiepreisen führen. Dercks mahnt:

„Die Politik sollte daher aufpassen, dass nicht ganze Branchen bei den Themen Energiewende und Klimaschutz fast völlig die Zuversicht verlieren.“



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