Wandel in Sicht: Wie lange prägen klassische Rollenbilder noch die Berufswahl?

"Die Berufsvorstellungen von Jugendlichen ändern sich zwar langsam, aber sie ändern sich." Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags.
Titelbild
Die bislang klassischen nach Geschlechtern aufgeteilten Berufe unterliegen einem allmählichen Wandel.Foto: iStock
Epoch Times13. August 2019

Mechatroniker und Friseurin: Die Berufswahl junger Menschen ist noch immer von klassischen Rollenbildern geprägt – zunehmend lösen sich Jugendliche aber von Klischees. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zu den Ausbildungsberufen von Jungen und Mädchen.

Demnach sind sich wandelnde Rollenbilder „punktuell erkennbar“. Gebremst werde die Entwicklung dadurch, dass Jugendliche die Bandbreite der Ausbildungsberufe unterschätzten.

Als Grundlage der Auswertung, über die zuerst die Funke Mediengruppe berichtet hatte, dienten dem DIHK Angaben des Statistischen Bundesamts sowie des Bundesinstituts für Berufsbildung zu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in den vergangenen Jahren.

Demnach lagen bei den Männern 2018 ebenso wie im Vorjahr die Berufe Kfz-Mechatroniker, Elektroniker und Fachinformatiker unangefochten auf den vorderen Plätzen. Bei den Frauen waren es unverändert Kauffrau für Büromanagement, Medizinische Fachangestellte und Zahnmedizinische Fachangestellte.

Im Vergleich der zehn beliebtesten Ausbildungsberufe des einen Geschlechts zur Nachfrage des jeweils anderen Geschlechts gab es aber Veränderungen. So stieg bei den Mädchen die Ausbildung zur Fachinformatikerin von Rang 42 im Jahr 2017 auf Rang 33 im Jahr 2018. Der Beruf der Kraftfahrzeugmechatronikerin stieg in der Beliebtheit von Rang 43 auf Rang 36.

Außerdem wollen immer mehr Jungen den Beruf des Zahnmedizinischen Fachangestellten ergreifen. Die Ausbildung rückte von Rang 127 im Jahr 2017 auf Rang 113 im vergangenen Jahr.

Männliche Friseure beliebter

Auch die Friseursalons konnten sich zuletzt über mehr männliche Azubis freuen: Der bei den Mädchen äußerst beliebte Beruf stieg von Rang 37 im Jahr 2017 auf Rang 35 im Jahr 2018 – gegenüber 2016 ist der Sprung noch deutlicher, da lag Friseur in der Gunst der Männer noch auf Rang 41.

Die Berufsvorstellungen von Jugendlichen ändern sich zwar langsam, aber sie ändern sich“, sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks zu den Zahlen.

Die Unternehmen könnten bei der Fachkräftesicherung „auf sich wandelnde Rollenbilder hoffen“.

Nachholbedarf gebe es aber bei der Aufklärung der Jugendlichen über die Vielfalt der Berufe. Dercks beklagte, dass immer noch zu viele Jugendliche „nur die Top Ten der Ausbildungsberufe kennen“.

Deshalb schränkten Mädchen und Jungen ihre Berufswahl oft ein, obwohl es mehrere hundert Ausbildungen gebe. „Interessante Chancen“ würden dadurch oft gar nicht erst ergriffen, gab Dercks zu bedenken.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mahnte, die Betriebe müssten „mehr tun, um jungen Frauen und Männern eine Berufsorientierung frei von Rollenklischees zu ermöglichen“. Nötig seien deshalb schulische und betriebliche Angebote zur gendersensiblen Berufsorientierung. (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion