Währungshüter rühmen Abkehr von alter Schule und wollen privaten Sparern helfen
Nachdem die Europäische Zentralbank mit schweren Vorwürfen von illegaler Zinspraxis bis falschen Diagnosen konfrontiert wurde, rühmen sich die Währungshüter für die Leistung der letzten zehn Jahre erst einmal selbst. Zugleich geben sie aber auch zu, dass sie einiges hätten besser machen können und wollen.
Zwei der Baseler Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) angegliederte Ausschüsse haben Auswirkungen unkonventioneller geldpolitischer Maßnahmen seit der Finanzkrise 2008/2009 untersucht. Mitglieder der BIZ sind Zentralbanken, deren Kooperation die BIZ fördern soll. Die Ergebnisse basieren auf Befragungen von Zentralbankern, studierten Ökonomen und Marktteilnehmern.
Abkehr von Tradition aus Notwendigkeit heraus
Der Ausschuss für das globale Finanzsystem hat Auswirkungen unkonventioneller Geldpolitiken auf die Märkte untersucht. Dabei sei die Abkehr von konventionellen Methoden der Finanzkrise 2008/2009 geschuldet. In wirtschaftlich angeschlagenen Ländern wäre der Spielraum angesichts Inflation und niedriger Zinsen schnell vorbei gewesen, heißt es in der Rede der Zentralbanken.
Dabei sei neben negativen Zinssätzen nur die Möglichkeit geblieben, „Geld in die Wirtschaft zu pumpen“. Die Währungshüter nennen das Bilanzausweitung. Das meint, dass sich die verfügbare Geldmenge vergrößert. Dazu kauften Zentralbanken Anleihen mit zuweilen „übergroßen Risikoprämien“ und gewährten Banken Kredite, damit diese selbst mehr Kredite geben können – unter anderem durch sogenannte „Notkreditprogramme“, heißt es in der Pressemitteilung.
Unkluges Verhalten von Marktteilnehmern wegen schlechter Kommunikation
Das reine Abzielen auf monetäre Effekte sei aber falsch gewesen, tragen die Zentralbanken vor. Zumindest hätten die Währungshüter deren Ideen besser verkaufen müssen. Eigentlich sollten ja risikoscheu gewordene Investoren zu mehr Ausgaben zu veranlasst werden.
Aus den bisherigen Strategien könne jedoch unkluges Verhalten der Marktteilnehmer resultieren. So sei das Geld zuweilen ins Ausland gewandert. Kreditwürdige Investoren hätten sich im Inland Geld geliehen und damit im Ausland ordentliche Renditen erzielt.
Private Sparer sollen künftig profitieren
Ungeachtet der erheblichen Nachteile hätten sich die unkonventionellen Methoden insgesamt gelohnt, resümieren die Währungshüter. Die stark zunehmende Verschuldung in Krisenländern und im Privatsektor, eine überzogene Bewertung von Vermögenswerten und die Verknappung von Wertpapieren nahmen die Zentralbanker daher in Kauf.
Aber Negativzinsen für private Sparer sollen künftig trotzdem reduziert werden. Und der Vermögensverschiebung bei Wertpapieren soll durch Förderung von Wertpapierleihe entgegnet werden.
Aber die Politik müsse ebenfalls mitmachen und Nebenwirkungen der Geldpolitik abfedern, betont Philip Lowe, Gouverneur der Reserve Bank of Australia. Er sagte:
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Maßnahmen am effektivsten sind, wenn sie zusammen mit einer breiteren Palette von Richtlinien wie steuerlichen und aufsichtsrechtlichen Maßnahmen eingesetzt werden“ – so die Pressemitteilung.
Marktstörungen vor allem bei Renten
Der Marktausschuss hat untersucht, wie sich das „Geld in die Wirtschaft pumpen“ auf die Märkte ausgewirkt hat. Längerfristig könnte die Bilanzausdehnung negative Auswirkungen auf die Märkte haben, warnt der Ausschuss. Und vor allem seit der Ausweitung der Anleihenkäufe seien Markterkrankungen augenfällig geworden. Allerdings wäre der Markt schnell wieder gesundet.
Hervor heben die Experten eine vorübergehende Knappheit bei den Rentenmitteln. Allerdings läge dies an zurückgefahrenen Maßnahmen seitens der Politiker. Auch im Interbankenhandel seien zeitweise Marktstörungen aufgetreten – also beim Handel zwischen Kreditinstituten mit Geld und Wertpapieren – so die Pressemitteilung.
Erhebliche Ausweitung der Geldmenge nur mit äußerstem Augenmaß
Aber letztlich kommen die Banker auch in dieser Studie zu Schluss, die Vorteile hätten insgesamt überwogen, auch wenn das „Ausmaß dieser Programme (…) Anlass zur Besorgnis über die Auswirkungen auf das Funktionieren des Marktes hatte.“ Für die Zukunft allerdings könne man nicht definieren, inwieweit sich das negativ auswirken könnte.
Aber, ein vorsichtiger Hinweis am Schluss der Pressemitteilung: Sollten künftig „erhebliche Bilanzausweitungen“ notwendig sein, seien Zentralbanken angehalten, die negativen Auswirkungen auf ein Mindestmaß zu beschränken. (bm)
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