VW-Zulieferer Sitech muss Werk mit 450 Jobs schließen
Der VW-Sitzhersteller Sitech macht wegen zweier geplatzter Großaufträge aus dem eigenen Konzern seinen Standort in Hannover dicht.
Betroffen von der geplanten Schließung sind rund 450 Arbeitsplätze, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Zuvor hatte es Streit mit dem örtlichen Betriebsrat über Preise und Bedingungen der weiteren Zusammenarbeit gegeben. Auf etwaige betriebsbedingte Kündigungen soll nach Möglichkeit verzichtet werden. „Der Abbau wird durch zahlreiche sozialverträgliche Maßnahmen begleitet“, betonte Sitech. Das Unternehmen gehört zum Komponenten-Bereich der Volkswagen-Gruppe und beliefert die Konzernmarken mit Sitztechnik.
Ausschreibungen auch für interne Lieferanten
Dabei muss sich der Hersteller – wie andere interne Zulieferer auch – gegen Angebote externer Wettbewerber behaupten. Im Fall des Werks Hannover waren zwei wichtige Ausschreibungen für den neuen Bus T7 und dessen künftige E-Version ID.Buzz bei den leichten Nutzfahrzeugen (VWN) verloren gegangen. Die von Sitech angebotenen Preise sollen nach Informationen aus Konzernkreisen deutlich zu hoch für eine wettbewerbsfähige Produktion gewesen sein. Ohne die erhofften Bestellungen wurde nach Darstellung des Unternehmens nun auch die Fertigung der Sitze für den derzeitigen VW-Bus T6.1 unrentabel.
Mit der IG Metall und dem Betriebsrat sollen daher in den kommenden Wochen Alternativen für die in Hannover beschäftigten Mitarbeiter gefunden werden. Weitere Sitech-Standorte in Emden und Wolfsburg sowie in Polen und China sind nicht von den Streichungen betroffen. Nach Angaben der IG Metall soll ein osteuropäischer Standort des französischen Autozulieferers Faurecia den Zuschlag für die Sitze bekommen – dort sei das Angebot erheblich günstiger gewesen.
Gewerkschaft fordert standortnahe neue Jobs von VW
Die Gewerkschaft forderte VW auf, den Sitech-Mitarbeitern in Hannover neue Jobchancen zu geben. „Volkswagen ist nun in der Verantwortung, den Beschäftigen Perspektiven in räumlicher Nähe zu verschaffen“, sagte der Bezirksleiter in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger. Man müsse prüfen, ob es bei VWN oder an anderen, nicht allzu weit entfernten Orten Möglichkeiten der Weiterbeschäftigung gebe.
Auch die Politik hatte sich des Themas angenommen, nachdem eine Liste mit Tausenden Unterschriften zum Erhalt des Standorts an das Wirtschaftsministerium gegangen war. Der Grünen-Wirtschaftsexperte Detlev Schulz-Hendel sagte: „Wir erwarten, dass die Landesregierung sich für ein zukunftsorientiertes Unternehmenskonzept einsetzt.“ Bestellungen für den T6.1 seien bis 2024 zugesagt gewesen. Auch Bundestagsabgeordnete setzen sich für einen Erhalt des Werks ein.
Schwierige Gespräche
Aus Konzernkreisen war zu hören, dass die Gespräche mit den Sitech-Belegschaftsvertretern in Hannover schwierig gewesen seien. Das Unternehmen betonte, der lokale Betriebsrat habe die Notwendigkeit einer wirtschaftlichen Ausstellung „bis zum Schluss nicht anerkannt. Somit konnte schließlich keine Vereinbarung zu dringend erforderlichen Produktivitätsmaßnahmen nach dem Vorbild der Volkswagen AG abgeschlossen werden.“ Ein sogenanntes Make-or-Buy-Komitee entscheidet bei VW, ob Aufträge für bestimmte Bauteilgruppen nach außen oder intern vergeben werden.
Der IG-Metall-Sekretär Thadeus Mainka kritisierte die Darstellung des Konzerns, die Verantwortung für die Standortschließung liege in erster Linie bei der Mitarbeitervertretung in Hannover: „Wir weisen Schuldzuweisungen in Richtung des örtlichen Betriebsrats entschieden zurück. Es handelt sich um eine Entscheidung des Konzerns, das ungeliebte Kind Sitech in Hannover endlich loszuwerden.“ (dpa)
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