VW: Sonderschichten für Verbrenner – kaum Nachfrage nach E-Autos der ID-Serie

In den Werken in Wolfsburg und Emden fährt VW die Produktion von E-Autos der ID-Serie zurück. Stattdessen boomen traditionsreiche Verbrennermodelle. Einmal mehr macht der Markt nicht das, was die Politik in Berlin und Brüssel sich wünscht.
Ein neuer Volkswagen Golf 8 (l) schwebt an einer Produktionslinie im VW Werk.
Ein neuer Volkswagen Golf 8 (l.) schwebt an einer Produktionslinie im VW-Werk.Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Von 13. Februar 2024

Die „Generation Golf“ ist mittlerweile ein gefestigter sozialwissenschaftlicher Begriff – auf eine „Generation ID“ wird man voraussichtlich noch länger warten müssen. Die Nachfrage nach der ID-Reihe von VW war bereits vor dem 17. Dezember 2023 nicht in den Himmel gewachsen. Der Wegfall der Kaufprämie für E-Autos hat sie endgültig in den Keller geschickt.

Stattdessen decken Autokäufer sich mit den legendären Verbrennermodellen der Golf-Serie ein. Außerdem steigt das Interesse an Modellen wie Tiguan, Touran oder dem neuen Passat.

Verbrenner sorgen für volle Auftragsbücher

Wie der „Focus“ in Kooperation mit „Bit Projects“ berichtet, muss VW im Stammwerk an Wochenenden Sonderschichten einlegen, um der Nachfrage nach Verbrennermodellen hinterherzukommen. Demgegenüber wird die Produktion der Elektromodelle der ID-Reihe heruntergefahren. Der ID.7 wird in Emden hergestellt, in Wolfsburg läuft der ID.3 vom Band.

Demgegenüber platzen die Auftragsbücher für Verbrennermodelle auf der Basis des „Modularen Querbaukastens“ (MQB) aus allen Nähten. Dies betrifft Produktreihen wie Golf und Golf Variant, aber auch Tiguan, Touran und den neuen Passat. Letztgenannter wird im Werk Bratislava hergestellt.

Die Zusatzschichten sind vorerst bis Mitte März eingeplant. Auch „News 38“ schreibt, dass der seit 1974 produzierte VW Golf einen Nachfrageboom erlebt, der die Planungen des Konzerns selbst über den Haufen werfe. Eigentlich wollte man auf einigen Märkten wie Norwegen schon 2025 den Verkauf von Verbrennern einstellen. Die Unlust der Käufer an E-Autos und deren Wunsch, sich vor 2035 noch einmal mit einem traditionellen VW-Modell einzudecken, zwingen jedoch zum Umdenken.

Mercedes setzt auch nach 2030 auf breites Portfolio

Die Renaissance des Verbrenners hatte schon vor wenigen Wochen der Marktbeobachter Ferdinand Dudenhöffer prognostiziert. Er äußerte gegenüber mehreren Medien, die Autobauer würden aus ruinösen Rabattschlachten nach dem Förder-Aus für das E-Auto aussteigen. Anschließend würden sie alle Kraft in den hochprofitablen Verbrennermotor stecken.

Sobald der erste Hersteller damit beginne, würden die übrigen nachziehen, so Dudenhöffer. Tatsächlich hat nun auch der Chef von Daimler und Mercedes-Benz, Ola Källenius, angekündigt, man werde „selbstverständlich“ auch nach 2030 einen Verbrenner von Mercedes bekommen.

Im Interview mit „Zeit online“ kündigte er zwar an, der Konzern werde in dieser Dekade „den Grundstein für ein vollelektrisches Portfolio in allen Fahrzeugklassen“ legen, allerdings gab er zu bedenken:

„Den Zeitpunkt für den letzten Verbrenner kennen wir jedoch schlichtweg nicht.“

Daimler-Chef über Realismus bezüglich des Verbrenner-Aus – auch in der EU

Källenius spricht von zunehmendem Realismus bezüglich der Marktentwicklung in der Autobranche – und erwartet solchen auch von der EU-Kommission. Deren Plan sei es ja, im Jahr 2026 eine Bestandsaufnahme zu machen und zu erklären, ob ein Verbrenner-Aus 2035 überhaupt machbar sei. Dabei komme es nicht zuletzt auf den Stand der Ladeinfrastruktur an.

Er rechnet mit einer sachlichen Diskussion. Derweil werde sich das eigene Produktangebot grundsätzlich nach den Kundenwünschen richten. Dazu würden auch Verbrenner gehören – und Plug-in-Hybride, die einen emissionsfreien Alltag mit Reichweitensicherheit verbänden.

Bereits im September des Vorjahres hatte BMW-Chef Olive Zipse das geplante Verbrenner-Aus als „brandgefährlich“ kritisiert und dessen Umsetzbarkeit angezweifelt. Außerdem warnte er vor der Rohstoffabhängigkeit von China. Ebenso gehen Experten davon aus, dass eine Einschränkung individueller Mobilität auf E-Autos chinesischen Billiganbietern die Eroberung des europäischen Markts ermöglichen würde.

Österreichische Unternehmensgruppe setzt auf E-Fuels

Auch andernorts ist man nicht von einem Ende des Verbrennermotors überzeugt. In einer Presseerklärung betonte der Gründer der auf Energiekonzepte ausgerichteten österreichischen Obrist Group, Frank Obrist:

„Es ist unrealistisch zu glauben, man könne den weltweiten Fahrzeugbestand an über einer Milliarde Autos mit Verbrennermotor auf absehbare Zeit durch Elektroautos ersetzen.“

Obrist forderte „mehr Realitätssinn und weniger Ideologie in der Energiepolitik“. In vielen Ländern fehle es am politischen Willen, an der Akzeptanz der Bevölkerung und an den finanziellen Mitteln für einen Umstieg auf E-Mobilität. Dies werde sich auch in Jahrzehnten nicht ändern.

Der Unternehmer setzt auf sogenannte E-Fuels, wobei insbesondere Methanol eine Rolle spielen könne. Um dieses umweltfreundlich produzieren und kostengünstig transportieren zu können, sollten Anlagen in Wüstengebieten rund um den Äquator und auf unfruchtbarem Ödland errichtet werden.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion