Versorger setzt Neukundengeschäft aus – Kein Einzelfall

Strom und Gas sind an den Energiebörsen so teuer geworden, dass einige Versorger derzeit keine neuen Kunden mehr haben wollen. Jetzt gibt die Berliner Gasag solch einen Neukundenstopp bekannt.
Hohe Beschaffungskosten: Der Berliner Versorger will vorerst keine neuen Kunden für Strom und Gas in Laufzeittarifen mehr annehmen.
Hohe Beschaffungskosten: Der Berliner Versorger will vorerst keine neuen Kunden für Strom und Gas in Laufzeittarifen mehr annehmen.Foto: Jörg Carstensen/dpa
Epoch Times10. März 2022

Die hohen Börsenpreise für Strom und Gas machen auch großen Energieversorgern zu schaffen. Die Berliner Gasag teilte am Donnerstag mit, dass sie wegen stark gestiegener Beschaffungskosten vorerst keine neuen Kunden für Strom und Gas in Laufzeittarifen mehr annimmt.

Die Gasag ist kein Einzelfall. „Auch wir beobachten aktuell, dass sich Anbieter temporär mit Neukundenangeboten zurückziehen, haben hier aber keinen vollständigen Marktüberblick“, sagte ein Sprecher des Vergleichportals Verivox. Ein Rückzug sei aber kein ungewöhnlicher Vorgang, betonte er. „Bereits seit Beginn der Energiekrise pausieren Anbieter immer wieder ihre Neukundenangebote und kehren zurück, sobald die Marktpreise es zulassen.“

Zurückhaltung bei Neukundenwerbung

Aus Branchenkreisen wurde bestätigt, dass „vereinzelt“ Unternehmen keine Neukunden mehr in Sondertarifen aufnähmen oder bei der Neukundenwerbung zurückhaltend seien. „Die Situation ist äußerst angespannt und schwierig, weil kaum noch Kalkulationen möglich sind“, sagte ein Insider.

Die meisten Versorger wie etwa Stadtwerke kaufen einen Großteil ihrer Strom- und Gasmengen teilweise Jahre im Voraus zu festen Preisen ein. Benötigen sie darüber hinaus Energie, muss diese an den Energiebörsen eingekauft werden. Dort sind die Preise in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, vor allem nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine.

Gasag: Versorgung der Kunden gesichert

Die Grund- und Ersatzversorgung sei bei der Gasag nicht betroffen, sagte eine Unternehmenssprecherin. „Als Kunde der Gasag gibt es keinen Grund zur Sorge – Ihre Versorgung ist gesichert“, hieß auf der Website. Der Vertrieb sei jedoch vorerst gestoppt. „Aufgrund der aktuellen Marktsituation und den steigenden Beschaffungspreisen, verstärkt durch den Ukraine-Konflikt, ist es uns aktuell nicht möglich, Ihnen ein Angebot mit fairen Konditionen anzubieten.“

Der Großhandelspreis sei verglichen mit März 2021 um mehr als 500 Prozent gestiegen. „Die Gasag hat große Gasmengen bereits frühzeitig zu niedrigeren Preisen sichern können“, erläuterte das Unternehmen. „Die neuen hohen Großhandelspreise müssen deshalb nicht komplett an die Kunden weitergegeben werden.“ Die Gasag liefert Gas in rund 400.000 Berliner Privathaushalte, mehr als 200.000 versorgt sie mit Strom.

Im vergangenen Herbst hatte Deutschlands größter Energieversorger Eon für einige Tage keine neuen Gaskunden angenommen und dies ebenfalls mit den gestiegenen Beschaffungskosten begründet. Aktuell könne man aber weiterhin Produkte für Neukunden anbieten, betonte ein Eon-Sprecher am Donnerstag. „Die Lage an den Energiemärkten ist seit Monaten historisch einzigartig“, sagte er. Die Beschaffungspreise für Energie bewegten sich schon seit Beginn der Heizperiode auf einem sehr hohen Niveau.

Der Börsenpreis für Gas, das am Folgetag geliefert wird, lag am Mittwoch bei 150 Euro je Megawattstunde. Drei Wochen zuvor hatte er noch bei knapp 69 Euro gelegen. (dpa/red)



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