Verbraucher können etwas bewirken
„Ratlos vor dem Supermarktregal“, das kann auch ein Bundespräsident nachempfinden, der nicht täglich vor Kaufentscheidungen steht. Der von allen Seiten beschworene mündige Verbraucher jedoch soll nicht nur schauen, ob er preis-wert einkauft, sondern nachhaltig soll das Produkt hergestellt sein, ökologisch unschädlich und sozial verträglich produziert.
So jedenfalls schilderten die Redner zum Ersten Deutschen Verbrauchertag am 9. Juli bei einer Tagung des Bundesverbandes Verbraucherzentralen in Berlin die Situation. Man spricht auch heutzutage nicht mehr nur vom Verbraucherschutz, sondern von „Verbrauchermacht und Verantwortung“, so das Motto der Tagung.
„Welchen Beitrag leisten Konsumenten westlicher Industrienationen zur Nachhaltigkeit“, fragte der Bundespräsident in seiner Eröffnungsrede. „Einen viel zu kleinen Beitrag“, beantwortete er selbst die Frage und sprach von der „Macht der Verbraucher“, die in einer globalisierten Welt auch jedem Einzelnen zu Bewusstsein kommen müsse. „Unsere Macht ist unsere Nachfrage.“
Nachhaltigkeit als Chefsache
Die Kraft des Marktes könne sehr wohl für Nachhaltigkeit eingesetzt werden. Der Wirtschaft schrieb er ins Stammbuch, die Nachhaltigkeit „zur Chefsache“ zu machen. Und niemand solle sagen, er werde aktiv, wenn die anderen sich bewegen, sondern: „Ich werde aktiv, schließ dich an.“
Ein Gegeneinander von Wirtschaft und Verbrauchern wollte Bundesminister Horst Seehofer nicht gelten lassen. Alle müssten verstehen, dass sie aufeinander angewiesen seien. Auch ein Gegeneinander von Verbraucherverband und Ministerium könne er nicht feststellen, die Verbraucher müssten eher immer wieder einen frischen Wind entfachen, der sich nicht bändigen lasse. Für diesen frischen Wind verlieh er der scheidenden Edda Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, die Niklasmedaille seines Ministeriums, die er der Empfängerin dann scherzhaft als „Tapferkeitsmedaille“ übergab.
Verantwortungsvoll handeln – Vorteile erwirtschaften
In ihrer Rede betonte Edda Müller: „Wenn heute ein Unternehmen über die Medien in Verruf kommt, weil es mit katastrophalen Herstellungsbedingungen in Verbindung gebracht wird, dann bricht in der Regel die Nachfrage ein. Uns geht es aber darum, nicht nur abzustrafen, sondern auch den Unternehmen, die sozial und ökologisch verantwortungsvoll produzieren und entsprechende Waren in den Handel bringen, zu zeigen, dass sie daraus auch einen wirtschaftlichen Vorteil erzielen.“
In einer Expertenrunde fragte Karl-Heinz Fezer, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Stiftung Warentest, schließlich empört, ob es denn immer erst der nachfragenden Journalisten bedürfe, um ein Unternehmen auf einen menschenwürdigen und umweltverträglichen Kurs zu bringen. Er forderte ein Informationsrecht für die Verbraucher. Bei den Unternehmen, ob nun in der Produktion oder beim Verkauf, müssten Informationen über ökologische und sozialverträgliche Herstellung von Produkten eingefordert werden können.
Da kamen dann auch wieder die Verbraucherverbände ins Spiel, die diesen Part der Informationssammlung und -bewertung übernehmen könnten. Denn der einzelne Verbraucher sei mit der Informationsflut schlicht überfordert. Der ehemalige Umweltminister Klaus Töpfer fragte, wer denn „einen Beipackzettel versteht.“ Wichtig nahmen die Teilnehmer auch den Einfluss von Rahmenbedingungen, die politisch gesetzt werden müssen. Den digitalen Verbraucherschutz etwa sieht Seehofer als eine Kernfrage der nächsten Jahre an, denn „Clevere wollen oft die Bescheidenen ausbeuten.“
Schließlich wurde Klaus Töpfer in einer launigen Schlussrunde vom Leiter der Sendung WISO, Michael Opoczynski, aufgefordert, einen angefangenen Satz zu ergänzen, der lautete: „Verbraucher können etwas bewirken, wenn sie …“ Schlagfertig antwortete Töpfer mit dem zum Aufruf verkürzten Satz: „Verbraucher können etwas bewirken!“
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