Google bestätigt indirekt lückenloses Abhören durch Sprachassistenten

Google nimmt ohne Wissen der Nutzer ständig Audiodaten aus der Umgebung von Smartphones auf. Diese werden durch Sprachexperten transkribiert. Etwa einer von 500 Audio-Schnipseln wird überprüft, auch bei deaktivierter Spracherkennung kommt es zu Unstimmigkeiten.
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Google hört zu - und zwar immer und über all.Foto: iStock
Epoch Times7. August 2019

Der Eklat war in allen Medien groß, als herauskam, dass Google nicht nur direkte Befehle an ihren Sprachassistenten, sondern auch Gespräche und Gesprächsfetzen aus dem Hintergrund mit aufnimmt – unabhängig davon, ob es sich um ein privates Gespräch handelt. Dass die Sicherheit und die Privatsphäre analoger Gespräche dadurch in keinster Weise gewahrt ist, steht außer Frage.

Offiziell geht es um eine Art von Kontrolle, um über bestimmte Schlagwörter einen möglichen Terroristen ausfindig zu machen oder andere illegale Machenschaften aufzudecken. Es soll alles dem eigenen Schutz dienen. Selbst wenn man aktiv einen Sprachbefehl an Google richtet, werden Hintergrundgeräusche oder Gespräche mit aufgezeichnet, die eigentlich privat sind. Und um genau diese Aufnahmen wird nun debattiert.

Der Product Manager Davis Mansees hat sich nun zu Wort gemeldet, um die Wogen wieder zu glätten. Es gäbe einige Handgriffe, die Sie tätigen müssten, um wirklich all Ihre Daten abzusichern, damit diese nicht in der großen Medienwelt ‚herumfliegen‘ und sie dadurch Google permanent zur Verfügung stehen. Hier das vollständige Statement von Google:

Unerlaubte Veröffentlichung vertraulicher Audiodaten durch Sprachexperten

Google schreibt: „Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung von Produkten, die für alle funktionieren. Als Teil davon investieren wir erhebliche Ressourcen, um sicherzustellen, dass unsere Sprachtechnologie für eine Vielzahl von Sprachen, Akzenten und Dialekten funktioniert. Auf diese Weise können Produkte wie der Google Sprachassistent Ihre Anfrage verstehen, egal ob Sie Englisch oder Hindi sprechen.

Im Rahmen unserer Arbeit zur Entwicklung von Sprachtechnologien für weitere Sprachen arbeiten wir mit Sprachexperten auf der ganzen Welt zusammen, die die Nuancen und Akzente einer bestimmten Sprache verstehen. Diese Sprachexperten überprüfen und transkribieren eine kleine Reihe von Fragen, um uns zu helfen, diese Sprachen besser zu verstehen. Dies ist ein kritischer Teil des Prozesses der Entwicklung von Sprachtechnologie und ist notwendig, um Produkte wie den Google Assistent zu erstellen.

Wir haben gerade erfahren, dass einer dieser Sprachprüfer gegen unsere Datenschutzrichtlinien verstoßen hat, und vertrauliche niederländische Audiodaten veröffentlicht hat. Unsere Sicherheits- und Datenschutzteams wurden zu diesem Thema aktiviert […] und wir werden Maßnahmen ergreifen. Wir führen eine umfassende Überprüfung unserer Sicherheitsvorkehrungen in diesem Bereich durch, um zu verhindern, dass sich ein solches Fehlverhalten wiederholt.

Wir wenden eine breite Palette von Schutzmaßnahmen an, um die Privatsphäre der Benutzer während des gesamten Überprüfungsprozesses zu schützen. Sprachexperten überprüfen nur etwa 0,2 Prozent aller Audio-Schnipsel. Diese werden im Rahmen des Überprüfungsprozesses nicht mit Benutzerkonten verknüpft. Unsere Mitarbeiter, in diesem Falle die Überprüfer sind angewiesen, Hintergrundgespräche oder andere Geräusche nicht zu transkribieren. Sie sollen nur Audio-Schnipsel transkribieren, die direkt an Google gerichtet sind.“

Schutz der Privatsphäre vs. die ständige Bereitschaft des Sprachassistenten

Und weiter: „Der Google-Assistent sendet nur dann Audiodaten an Google weiter, wenn Ihr Gerät darauf eingestellt ist, dass Sie mit dem Assistenten interagieren. Dies geschieht zum Beispiel, indem Sie „Hey Google“ sagen oder den Google-Assistenten selbst anschalten. Eine klare Anzeige signalisiert jedes Mal, wenn das Gerät mit Google kommuniziert, um Ihre Anfrage zu erfüllen.

In seltenen Fällen kann es bei Geräten mit integriertem Google-Assistenten zu einem sogenannten „falsches Akzeptieren“ kommen. Dies bedeutet, dass im Hintergrund Geräusche oder Wörter aufgenommen worden sind, die von unserer Software als „Keyword“ interpretiert wurden (z. B. wenn sie sagen „Ok Google“). Wir haben eine Reihe von Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um zu verhindern, dass dies bei Ihnen zu Hause auftritt.

Das Erstellen von sicheren Produkten für alle ist ein zentraler Bestandteil unserer DNA bei Google. Wir halten uns bei der Produktentwicklung an hohe Standards in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit und weisen unsere Partner an, sich an diesen Standards zu orientieren. Wir bieten Ihnen auch Tools zur Verwaltung und zur Kontrolle an, die in Ihrem Konto gespeicherte Daten schützen. Aber Sie können das Speichern von Audiodaten in Ihrem Google-Konto auch vollständig deaktivieren oder alle 3 oder 18 Monate automatisch löschen.

Wir arbeiten ständig daran, die Art und Weise zu verbessern, in der wir den Menschen unsere Einstellungen und Datenschutzpraktiken erläutern. Außerdem werden wir Möglichkeiten prüfen, um weiter zu klären, wie Daten zur Verbesserung der Sprachtechnologie verwendet werden. Besuchen Sie Ihr Konto, um Ihre Einstellungen zu überprüfen oder zu ändern und alle Aktivitäten anzuzeigen (und gegebenenfalls zu löschen), die in Ihrem Konto gespeichert sind.“

Aufzeichnung und Auswertung von Audiodaten trotz abgeschaltetem Assistenten

„0,2 Prozent aller Audio-Schnipsel“ klingt wenig, bedeutet jedoch, dass einer von 500 Schnipseln geprüft wird. Wer den Sprachassistenten aktiv nutzt, kommt schnell auf Hunderte Audio-Schnipsel pro Woche, sodass die Prüfung einer Ihrer Anfragen mehr als wahrscheinlich ist.

Aus Erfahrung unserer Redakteure geht zudem hervor, dass selbst bei deaktiviertem Google-Assistent das Erkennen einer vermeintlichen Interaktion mit Google etwa einmal pro Woche auftritt.

Wer sein Smartphone dann nicht zur Hand hat, um die Aufzeichnung zu unterbinden, sendet unter Umständen minutenlang Audio-Content an Google. (jr/ts)



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