Falsche Konten und Online-Betrüger: Experten warnen vor „Geisterkonten“
Die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität hat die mangelhafte Bekämpfung sogenannter „Geisterkonten“ durch die Banken kritisiert. „Als Staatsanwaltschaft thematisieren wir die sogenannten Bankdrops auch bei Gesprächen mit der Banken- und Finanzwirtschaft. Strengere Kontrollen, etwa beim Postident-Verfahren, sind daher begrüßenswert“, sagte Georg Ungefuk, Oberstaatsanwalt bei der Zentralstelle für Internetkriminalität, der „Welt am Sonntag“.
Als „Geisterkonten“ oder Bankdrops bezeichnet man Konten, die unter falschem Namen eröffnet worden sind und für Online-Betrügereien genutzt werden.
Das Postident-Verfahren sei bei Online-Betrügern besonders beliebt, da sie ein Konto eröffnen können, ohne eine Bankfiliale zu betreten, hieß es. Der Kunde muss dabei zur Identitätsprüfung lediglich einen Ausweis in einer beliebigen Postfiliale vorzeigen.
Problem ist seit langem bekannt, es scheint nicht lösbar zu sein
Es sei erstaunlich einfach, selbst mit schlecht gefälschten Ausweisen ein Konto zu eröffnen, sagte Ungefuk. Es gebe Fälle, da hole der Kontoeröffner den Ausweis nicht einmal aus dem Portemonnaie und zeige ihn nur kurz hinter einer Schutzfolie vor.
Das Problem sei schon lange Zeit bekannt. Trotzdem schienen die Banken es nicht lösen zu können. „Bankkonten, die unter falschen Identitäten angelegt werden, werden weiterhin von Kriminellen bei Online-Betrügereien eingesetzt. Sie kommen insbesondere bei Fake-Shops regelmäßig zum Einsatz“, sagte Ungefuk der Zeitung.
Bestellt ein argloser Käufer bei einem dieser Online-Shops, wird er aufgefordert, den Kaufpreis zu überweisen. Bis er merkt, dass die Ware gar nicht existiert, ist das Konto meist schon geräumt und der Kontoinhaber nicht auffindbar.
Wir gehen davon aus, dass in Deutschland täglich rund ein Dutzend Geisterkonten eröffnet werden“, sagte Candid Wüest, Online-Risiko-Forscher von Symantec.
Ist das „Geisterkonto“ eröffnet, bleibt den Betrügern eine begrenzte Zeit von ein bis zwei Monaten. „Wenn sich die ersten geprellten Kunden beschweren, werden die Konten meist von der Bank gesperrt“, sagte Wüest. Dann ist das Geld in der Regel aber längst abgehoben.
Anonyme Prepaid-Karten werden für größere Summen genutzt
Für kleinere Summen werde oft ein Strohmann bezahlt, um das Geld mit Mütze und Schal vermummt am Geldautomaten abzuheben. Manchmal werde auch die Kamera am Geldautomaten zugeklebt.
Für größere Summen nutzen die Kriminellen anonyme Prepaid-Kreditkarten. In Deutschland haben solche Karten, die man ohne Registrierung nutzen kann, meistens ein zu niedriges Limit. Man kann sie aber online bei ausländischen Anbietern bestellen oder einfach bei einem Ausflug in die Schweiz am Kiosk erwerben.
Auf diese Karten kann man von einem Girokonto Geld überweisen und dann anschließend in Läden oder im Internet völlig anonym und legal damit einkaufen. „Die anonymen Prepaid-Karten sind eine tolle Erfindung für jeden, der problemlos und einfach Geld waschen will“, so Symantec-Forscher Wüest. (dts)
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