Verband: Ohne Staatshilfe würde Hälfte der Airlines im Juni Konkurs anmelden
Die tiefe Krise der zivilen Luftfahrt aufgrund der Corona-Krise macht flächendeckende Staatshilfen für die Branche nach Einschätzung der Internationalen Luftverkehrsvereinigung (IATA) unausweichlich. „Die Fluggesellschaften werden in diesem Jahr mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen verlieren“, sagte IATA-Chef Alexandre de Juniac dem „Handelsblatt“ vom Freitag. Ohne staatliche Unterstützung „würde die Hälfte der Airlines im Juni Konkurs anmelden“.
Diejenigen Staaten, „die ihre Fluggesellschaften finanziell absichern“, würden nach der Krise „stabilere Unternehmen haben“, sagte de Juniac. Um Wettbewerbsverzerrungen möglichst zu vermeiden, sollten die Regierungen ihre Beteiligungen aber schnellstmöglich wieder abstoßen.
Diskussionen um Lufthansa
In Deutschland wird unter anderem darüber gestritten, welche Mitspracherechte der Bund bei der angeschlagenen Lufthansa für einen entsprechende Milliardenbetrag aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds bekommen soll. Die Lufthansa verhandelt derzeit nach eigenen Angaben mit der Regierung über neun Milliarden Euro Staatshilfe wegen des nahezu stillstehenden Fluggeschäfts, gleichzeitig sind rund 60 Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit.
Die Vereinigung Cockpit forderte am Freitag, mit dem Hilfspaket eine Stellengarantie für Lufthansa-Piloten zu verknüpfen. Mittels Teilzeitmodellen können Kündigungen nach Einschätzung von Cockpit vermieden werden, auch wenn die meisten Flugzeuge der Airline am Boden stehen. „Wenn es wieder brummt“, könnten „diese Kollegen dann schnell wieder in Vollzeit fliegen“, sagte Wahl.
IATA rechnet mit langsamer Wiederaufnahme des Luftverkehrs bis zum Herbst
Die IATA rechnet Ende Mai mit dem Neustart der nationalen Flugverkehre, im dritten Quartal mit der Wiederaufnahme des europäischen Geschäfts. Später werde auch wieder in großem Umfang transkontinental geflogen, sagte De Juniac dem „Handelsblatt“. Voraussetzung dafür sei ein neues, einheitliches Gesundheitsprotokoll, dass die IATA zeitnah mit den Regierungen vereinbaren wolle.
„Temperaturmessungen, Gesichts- und Atemmasken gehören zu den vielen Maßnahmen, die wir empfehlen“, hatte De Juniac am Dienstag gesagt. Im Gespräch ist außerdem eine strengere Reinigung und Desinfektion der Flugzeuge. Abstandsregelungen an Bord sieht der Verband dagegen nicht vor und verweist darauf, dass das Risiko einer Virusübertragung im Flugzeug gering sei. (afp)
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