USA und Großbritannien kündigen Import-Stopp für russisches Öl an
US-Präsident Joe Biden hat wegen des Ukraine-Kriegs einen Stopp von Erdölimporten aus Russland angeordnet. „Wir verbieten alle Importe von Erdöl, Gas und Energie aus Russland“, sagte Biden am Dienstag im Weißen Haus. Er sprach von einem „mächtigen Schlag“ gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin, räumte aber auch ein, dass dies „Kosten“ für die USA zur Folge haben werde.
Präsident Biden zeigte jedoch Verständnis dafür, dass die Europäer beim Stopp russischer Energieimporte nicht mitziehen. „Wir haben diese Entscheidung in enger Abstimmung mit unseren Verbündeten und Partnern in aller Welt und insbesondere in Europa getroffen“, sagte der US-Präsident. „Wir schreiten bei diesem Verbot voran und verstehen, dass viele unserer europäischen Verbündeten und Partner nicht in der Lage sein könnten, sich uns anzuschließen.“
Großbritannien will Ölimporte aus Russland auslaufen lassen
Nun kündigt auch Großbritannien an, seine Erdölimporte aus Russland bis Ende des Jahres auslaufen zu lassen. Das teilte Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Diese Übergangsphase werde „dem Markt, den Unternehmen und den Lieferketten mehr als genug Zeit geben, um die russischen Importe zu ersetzen“, erklärte er. Zudem kündigte der Minister an, dass bei Erdgasimporten aus Russland, die demnach etwa vier Prozent der britischen Nachfrage ausmachen, „Optionen geprüft“ würden, diese ebenfalls zu beenden.
Nach Angaben Kwartengs machen Ölimporte aus Russland derzeit etwa acht Prozent der britischen Nachfrage aus. Ein Großteil der Importe stamme von Partnern wie den USA, den Niederlanden und den Golfstaaten.
Deutschland hingegen bezieht 55 Prozent seines importierten Erdgases und rund ein Drittel des importierten Erdöls aus Russland. In der gesamten EU liegt der Anteil bei rund 40 Prozent bei Erdgas und knapp 30 Prozent bei Erdöl. Am Dienstag legte die EU-Kommission einen Plan mit Maßnahmen vor, um russische Gasimporte innerhalb von einem Jahr um zwei Drittel zu reduzieren.
Es geht demnach darum, den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen, neue Quellen für Gaslieferungen zu erschließen und den Energieverbrauch zu senken. „Es ist Zeit, dass wir unsere Schwachstellen angehen und bei der Wahl unserer Energie schnell unabhängiger werden“, sagte EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans.
SPD-Energiepolitikerin schlägt autofreie Sonntage vor
Auch die Bundesregierung will seine Abhängigkeit von russischem Gas deutlich verringern. Dazu rufen die Politiker der Ampel-Koalition zum möglichst sparsamen Umgang mit Energie auf. Denkbar seien auch autofreie Sonntage, wie sie während der Ölkrise 1973 umgesetzt wurden, schlägt SPD-Politikerin Nina Scheer vor.
„Autofreie Sonntage haben uns in der Vergangenheit nicht geschadet“, sagte sie der „Welt“ (Mittwochsausgabe). Sie könnten auch in der heutigen Zeit einen Beitrag leisten, wenn eine entsprechende Verknappung dies erfordere.
Mehrere autofreie Sonntage waren 1973 von der sozialliberalen Koalition von Kanzler Willy Brandt (SPD) umgesetzt worden. Scheer sagte weiter: „Jede Einsparung senkt die Nachfrage und entlastet damit auch die Märkte.“ Die „Palette an Einsparmöglichkeiten“ sei groß und „sollte auch noch stärker durch Programme und Kommunikation begleitet werden, um die verhältnismäßig einfach zu realisierenden Optionen auszuschöpfen“.
Russlands Drohung, die Gaslieferungen über Nord Stream 1 einzustellen, sei eine „Machtdemonstration und kennzeichnet die Gefahr von einseitigen Ressourcen-Abhängigkeiten, die wir überwinden müssen“, so Scheer.
FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler sagte bezüglich Russlands Nord-Stream-1-Drohung: „Die Drohgebärden zeigen, dass die Wirtschaftssanktionen ihre Wirkung entfalten. Putin irrt jedoch, wenn er glaubt, uns auf diese Weise unter Druck setzen zu können. Unser Ziel ist es, unabhängig von russischen Energie-Importen zu werden. Dazu werden die notwendigen Maßnahmen vorbereitet. Unabhängig davon ist ein möglichst sparsamer Umgang mit Energie natürlich immer sinnvoll.“
Gazprom-Tochter Wingas schränkt Gashandel in Deutschland ein
Derweil bietet die hundertprozentige Gazprom-Tochter Wingas laut eines Medienberichts keine neuen Langfrist-Geschäfte für Gaslieferungen, sogenannte Termingeschäfte, mehr an. Ein Broker eines großen Portfoliomanagers, der für deutsche Stadtwerke und Energiefirmen Erdgas einkauft, sagte dem „Handelsblatt“ (Mittwochausgabe), er könne mit Wingas schon seit mehreren Tagen keine Termingeschäfte abschließen. Ein Verkäufer von Wingas bestätigte der Wirtschaftszeitung, dass die Firma bestehende Lieferverträge erfülle, neue Langfrist-Geschäfte aber nicht mehr möglich seien.
Schriftlich teilte Wingas auf Anfrage der Zeitung mit, das Unternehmen liefere zuverlässig seine vertraglich vereinbarten Mengen. Ebenso könnten Kunden ihre vertraglich zugesicherten Optionsrechte ausüben. Aber: „Bei Termingeschäften für Lieferungen in der Zukunft ist der Markt aufgrund der Markt- und Preisentwicklungen sowie der hohen Volatilität zurzeit sehr zurückhaltend. Wingas agiert hier – wie offenbar viele andere Lieferanten auch – entsprechend vorsichtig.“
Im Markt wird vermutet, dass Wingas keine langfristigen Verbindungen mehr eingehen will wegen drohender Sanktionen des Westens gegen Russland. Analyst Ingo Becker vom Finanzdienstleister Kepler Cheuvreux sagt, als Gazprom-Tochter in Deutschland könne Wingas nicht sicher sein, dass sie künftig noch Gas liefern könne.
„Die Gefahr, dass Russland das Thema strategisch nutzt und kein Gas mehr liefert, ist extrem hoch.“ Zudem sind Gaskunden gegenüber Gazprom zurückhaltend. Tobias Federico, Geschäftsführer des Beraters Energy Brainpool, sagte: „Das hat weniger moralische Gründe. Es geht eher um die Bewertung des Ausfallrisikos, weil man nicht weiß, wie der Marktteilnehmer in den nächsten Jahren dasteht.“ (afp/dts/dl)
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