US-Notenbankchef Powell lässt die Tür für eine baldige Leitzinssenkung weiter offen
US-Notenbankchef Jerome Powell hat die Tür für eine baldige Leitzinssenkung weiter offen gelassen.
„Die Unsicherheit um Handelskonflikte und Sorgen um die Weltwirtschaft lasteten zuletzt auf dem Ausblick für die US-Wirtschaft“, sagte Powell am Mittwoch laut einem vorab veröffentlichten Redemanuskript in Washington vor Vertretern des Repräsentantenhauses. „Der Inflationsdruck bleibt verhalten.“
Bereits auf der letzten Fed-Sitzung hätten viele Teilnehmer zunehmende Gründe für eine etwas lockeren Politik gesehen, sagte Powell. Die Aussagen bestätigen die Erwartungen an den Finanzmärkten, dass die Fed ihren Leitzins Ende Juli senken wird.
Erwartet wird eine Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Derzeit liegt der Leitzins in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. Zuletzt hatten einige Ökonomen Zweifel geäußert, ob tatsächlich eine Reihe von Zinssenkungen notwendig ist. Sie verwiesen auf den starken Arbeitsmarktbericht im Juni.
Powell: Unsicherheiten haben in vergangenen Monaten zugenommen
„Die Unsicherheiten haben in den vergangenen Monaten zugenommen“, sagte Powell. Er sprach von „Gegenströmungen“ die auf der Wirtschaft lasteten. So habe sich die Wirtschaft in einigen wichtigen Staaten abgeschwächt. Diese Schwäche könnte sich auch auf die USA übertragen. Zudem verwies er auf ungelöste politische Probleme. Dies seien neben den Handelskonflikten, die Schuldenobergrenze in den USA und der Brexit.
Die Unsicherheit mache sich laut Powell bei einem rückläufigen Wachstum der Unternehmensinvestitionen bemerkbar. Eine mögliche Ursache sieht er in den Handelskonflikten und dem schwächeren Weltwirtschaftswachstum. Der Arbeitsmarkt sei jedoch weiterhin gesund.
„Eine Senkung bereits im Juli ist damit wahrscheinlich“, kommentierte Ökonom Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. Die Frage bleibe, ob die Fed ihre Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte oder gleich um 0,50 Punkte senken werde. „Nach dem recht starken Arbeitsmarktbericht vom Freitag ist ein großer Schritt unwahrscheinlich.“ Ein großer Schritt würde laut Weidensteiner zu sehr nach Panik aussehen.
US-Präsident Donald Trump hatte Powell zuletzt immer wieder heftig kritisiert und ihn zu Zinssenkungen aufgefordert. Powell betonte zu Beginn seines Statements, das der Kongress der Fed ein hohes Maß an Unabhängigkeit zugestehe. Powell wird sich heute auch den Fragen der Abgeordneten stellen. Dann dürfte es auch um das schwierige Verhältnis zu Trump gehen.
Der Eurokurs legte nach den Aussagen zu und stieg auf ein Tageshoch von 1,1251 US-Dollar, nachdem er zuvor nur knapp über der Marke von 1,12 Dollar notiert hatte. Die Kurse von US-Staatsanleihen stiegen. Der deutsche Aktienmarkt dämmte seine Verluste ein. Der Goldpreis legte merklich zu. (dpa)
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