Boeing-Abstürze bringen US-Luftfahrtbehörde unter Druck
Nach den jüngsten Abstürzen von Flugzeugen des Typs Boeing 737 MAX 8 gerät die US-Luftfahrtbehörde FAA wegen ihrer Zertifizierungspraktiken unter Druck. Während des vergangenen Jahrzehnts ließ sie neue Flugzeuge großteils von externen Experten und den Herstellern selbst testen. So halfen auch Boeing-Mitarbeiter dabei, die Maschinen des US-Konzerns sowie die Trainings-Prozesse für Piloten zu genehmigen.
Wegen Budgetkürzungen und dem stetig zunehmenden Luftverkehr habe die FAA immer mehr Prüfprozesse ausgelagert, berichteten Quellen aus der Branche der Nachrichtenagentur AFP. Boeing habe bei der Zertifizierung seines Unglücksmodells 737 MAX besonders Druck gemacht, weil Konkurrent Airbus mit seiner A320-neo-Familie kurz zuvor ein vergleichbares Mittelstrecken-Modell auf den Markt gebracht hatte. Die 737 MAX wurde als Variante ihres Vorgängers 737 Next Generation zertifiziert, obwohl sich ihre Motoren und Flug-Kontrollsysteme deutlich von dieser unterscheiden.
Am 10. März war eine 737 MAX 8 der Ethiopian Airlines kurz nach dem Start in Addis Abeba abgestürzt, 157 Menschen kamen ums Leben. Erst im vergangenen Oktober war eine Lion-Air-Maschine des gleichen Typs vor der Insel Java verunglückt, damals gab es 189 Tote. Es ist höchst ungewöhnlich, dass binnen kurzer Zeit zwei Flugzeuge eines neuen Modells abstürzen. Zahlreiche Länder sperrten ihren Luftraum für Maschinen des betroffenen Typs.
Die ursprüngliche Sicherheitsanalyse seiner neuen Flugzeuge, die der Flugzeugbauer an die Luftfahrtbehörde überstellte, enthielt laut Berichten der „Seattle Times“ mehrere entscheidende Mängel. Zudem habe es starke Meinungsverschiedenheiten zwischen den FAA-Mitarbeitern am Boeing-Produktionsstandort Seattle und der Behördenzentrale in Washington gegeben, berichtete ein US-Regierungsinsider AFP.
„Das Zertifikationsprogramm für die 737 MAX erfolgte nach dem standardisierten FAA-Genehmigungsprozess“, verteidigte sich die Behörde in einer E-Mail. Beobachter kritisieren jedoch, dass das möglicherweise für die Abstürze verantwortliche Trimmsystem MCAS grünes Licht bekam, obwohl US-Piloten mehrfach ihre Besorgnis über dieses geäußert hatten.
Die FAA wies Boeing nach dem Lion-Air-Unglück lediglich an, ihre Flughandbücher anzupassen und das Pilotentraining umzustellen. Boeing-Chef Dennis Muilenburg kündigte zuletzt ein Software-Update für MCAS an. Laut Branchenkreisen soll es innerhalb von zehn Tagen fertig sein.
Derweil will der demokratische Vorsitzende des Transport-Komitees im US-Repräsentantenhaus, Peter DeFazio, die Zertifzierungspraktiken bei der 737 MAX genauer untersuchen lassen. „Die Glaubwürdigkeit der FAA und von Boeing stehen wirklich auf dem Spiel“, sagt Luftfahrt-Analyst Richard Aboulafia von der Teal Group. Öffentliche Anhörungen sind laut Kongress-Insidern nicht ausgeschlossen. (afp)
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