Unternehmer Göring: „Der deutsche Wohlstand wird gerade vernichtet“
Der Unternehmer Sebastian Göring, der einen Abschluss als Diplom-Kaufmann hat, war sein ganzes Berufsleben in der Wirtschaft und Finanzwelt tätig – unpolitisch und parteilos. In den letzten zwei Jahren hat er jedoch eine Entwicklung beobachtet, die er „nicht mehr vertreten kann“. Bei einem Vortrag auf dem Symposium der WerteUnion am 28. Oktober in Stuttgart äußerte er seine Bedenken. Sein Beitrag trug den Titel: „Die Notwendigkeit einer liberalen europäischen Wirtschaftspolitik in einer multipolaren Welt.“
Göring ist Gründer des Unternehmens EUROCONSIL und derzeit als Senior Managing Partner tätig. EUROCONSIL ist eine M&A-Gesellschaft, die sich auf Unternehmensverkäufe, Unternehmensnachfolgen, -übernahmen und Fusionen spezialisiert hat. Aus seinem Blickwinkel sagt er: „Diese Entwicklung in Deutschland und in Europa führt nicht nur von der Marktwirtschaft weg, sondern schränkt auch zunehmend unsere Freiheiten ein.“
Deutscher Wohlstand und wie er vernichtet wird
In seinem Vortrag betonte Göring, dass die liberale Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten stetig weiterentwickelt wurde und zu großem Wohlstand in Deutschland geführt hat. Die Rahmenbedingungen haben wirtschaftliche Aktivitäten, Innovationen und Leistung gefördert. „Wir sind kein Land mit vielen Bodenschätzen oder übermäßig vielen Einwohnern, woraus sich ein hoher Konsummarkt ergibt. Worauf wir angewiesen sind, ist die Innovationskraft der Menschen in diesem Land.“
Diese Innovationskraft müsse gefördert werden, da der Erfolg der deutschen Wirtschaft eng mit dem Export innovativer Produkte, insbesondere aus der Automobilindustrie, verbunden ist. Der Handel mit vielen Ländern, die deutsche Waren kaufen, sei daher für Deutschland von entscheidender Bedeutung.
Göring ist besorgt, dass sich die derzeitige Entwicklung von dieser liberalen, freien Wirtschaft entfernt. Schutzzölle und Subventionen seien Beispiele dafür, wie der freie Handel eingeschränkt wird und der Wohlstand der Menschen darunter leidet.
BRICS haben G7 überholt
Göring sieht Deutschland derzeit in einer tiefgreifenden Umbruchsituation. Er betonte die Bedeutung der BRICS-Staaten, die bereits ein höheres Bruttoinlandsprodukt als die USA und die EU zusammen haben. Wenn Deutschland sich von diesen Ländern abschotte, werde es seine Industrie zurückfahren und nur noch mit weniger als der Hälfte der Länder Handel betreiben können. Göring bezeichnet dies als „Rückwärtsgang“ im unternehmerischen Sinn.
„Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete es einst als Zeitenwende. Es ist allerdings eine andere Wende, als es Scholz versuchte, zu suggerieren.“ Derzeit nehme die weltpolitische Bedeutung von aufstrebenden Ländern – insbesondere den BRICS-Staaten – in einem enormen Maß zu. Dabei entwickelten sich in der Welt vollkommen neue Kraftzentren.
Göring zitierte an dieser Stelle seiner Rede eine Aussage von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock vom vergangenen Jahr. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs reagierte Deutschland mit umfangreichen Sanktionen gegen Russland. Baerbock sagte im Zuge dessen: „Das wird Russland ruinieren.“
Nun, knapp zwei Jahre später, resümierte Göring: „Der Internationale Währungsfonds hat kürzlich seine Prognosen für Russlands Wirtschaftswachstum auf zwei Prozent nach oben gesetzt. Deutschland hingegen steht in einer Rezession.“ Demnach habe diese Regierung laut dem Ökonom „Deutschland ruiniert und nicht etwa Russland“. Die Sanktionen sind die Grundlage für den wirtschaftlichen Abschwung Deutschlands gewesen.
Zudem kritisierte er die hohen Energiekosten in Deutschland. Diese seien etwa dreimal so hoch wie in den USA. Wichtige Industriezweige benötigen große Mengen an Energie, die es hierzulande nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Weltmarktpreisen gibt. „Das hat dazu geführt, dass wir zum 30. Juni 2023 Nettoinvestitionsabflüsse von 134 Milliarden Euro hatten. So etwas hat es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben.“ Die Industrie wandere entweder ab oder investiert im Ausland.
Doch nicht nur die Wirtschaft sei mit Einbußen konfrontiert. Auch „das Realeinkommen der Menschen in Deutschland ist im letzten Jahr so stark gesunken wie seit den 50er-Jahren nicht mehr, als diese Statistik erstmals erhoben wurde.“
Elektromobilität ist ein „abenteuerliches Märchen“
Der Unternehmer äußerte Bedenken hinsichtlich der aktuellen Wirtschaftspolitik und betonte, dass normalerweise der Konsument in einer Marktwirtschaft entscheidet, welche Produkte er kaufen möchte. Er wies darauf hin, dass die EU-Kommission verstärkt Regularien in Bereichen wie der Wärmeversorgung und Mobilität einführt, was seiner Meinung nach zu Preiserhöhungen führen könnte.
Des Weiteren sieht er das von der EU-Kommission beschlossene Verbrennerverbot als eine politische Maßnahme, die möglicherweise negative Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland haben könnte. Dieses Verbot zielt darauf ab, die Elektromobilität zu fördern und bis 2030 etwa 15 Millionen Elektroautos in Deutschland zu etablieren. Dies könne zur Konsequenz haben, dass die Produktion von Verbrennungsmotoren in anderen Teilen der Welt fortgesetzt wird und die Verbrennerindustrie die EU zwangsweise verlässt.
Zudem betonte er die Herausforderung der Abhängigkeit von China bei der Bereitstellung von Lithium – einem wichtigen Rohstoff für die Elektromobilität. Er warnte davor, dass Deutschland möglicherweise Schwierigkeiten haben könnte, Lithium zu beschaffen, wenn es seine internationalen Beziehungen mit China verschlechtert.
„Über 80 Prozent der weltweiten Lithium-Ressourcen sind in chinesischer Hand.“ Er gab zu bedenken: „Wir bauen eine Industrie auf für ein Produkt, das man möglicherweise irgendwann gar nicht erzeugen kann, weil das Lithium fehlt, wenn man es sich mit China verscherzt. Es ist ein abenteuerliches Märchen, was derzeit in der deutschen Wirtschaftspolitik passiert.“
Steigende Staatsverschuldung
Die Staatsverschuldung Deutschlands hat nach Angaben von Göring in den letzten Jahren zugenommen. Im Jahr 2019 betrug sie etwa 1,9 Billionen Euro und zeigte eine leicht rückläufige Tendenz. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie stiegen die Staatsschulden jedoch rapide an, und laut der Schuldenuhr belaufen sie sich inzwischen auf mehr als 2,5 Billionen Euro.
In ökonomischer Hinsicht ist es nicht allein entscheidend, ob die Staatsverschuldung absolut steigt, sondern auch, wie sie sich im Verhältnis zum Wirtschaftswachstum entwickelt. „Entscheidend ist ihre Relation zum Wirtschaftswachstum. Gefährlich ist es dann, wenn die Verschuldung stärker steigt als das Wirtschaftswachstum.“
In den vergangenen zehn Jahren war dies seiner Ansicht nach nahezu kontinuierlich der Fall. Dabei spiele auch die demografische Entwicklung eine Rolle, da immer mehr Menschen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, während die Anzahl der Arbeitskräfte abnimmt. Dies könne sich auf die Produktivität und letztendlich auf das Bruttoinlandsprodukt des Landes auswirken.
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