Wirtschaftsweise fürchtet Bankenpleiten – Neue Phase der Kursverluste
"Die Ereignisse sind sehr beunruhigend", sagte Schnabel der "Welt am Sonntag". Besonders bedrohlich sei der Anstieg der Zinsen auf sogenannte nachrangige Anleihen, deren Besitzer im Falle einer Liquidation erst nach anderen Gläubigern bedient werden.
"Hieraus können sich selbstverstärkende Preisspiralen entwickeln, die die Solvenz der Banken bedrohen", fürchtet die Professorin, die seit 2014 Mitglied des Sachverständigenrats ist.
In den vergangenen Tagen hatte genau dieses Szenario die Anleger extrem beunruhigt. Viele Bankaktien, insbesondere in Europa, mussten zweistellige Kursverluste verbuchen. Als reine Übertreibungen mag die Wirtschaftsweise die heftigen Reaktionen an den Börsen derzeit nicht abtun.
Schließlich gebe es eine Reihe von Faktoren, die die Profitabilität der Banken beeinträchtigten. Kurzfristig seien dies die schwache Weltkonjunktur und Kreditrisiken aus dem Ölgeschäft, mittelfristig vor allem die Niedrigzinsen, die das Geschäftsmodell der Banken in Frage stellten.
"Jetzt zeigen sich die Nebenwirkungen der Geldpolitik", so die Bonner Ökonomin. Nach neun Jahren Dauerkrisenpolitik würden die Handlungsspielräume der Zentralbanken immer kleiner. "Ein weiteres Absenken der bereits jetzt negativen Zinsen wäre im Euroraum vor dem Hintergrund der Lage bei den Banken sehr problematisch. Die Zentralbanken können zwar nach wie vor stabilisierend eingreifen, aber sie können die bestehenden strukturellen Probleme nicht lösen – weder im Bankensystem, noch bei den Staaten."
Auch der US-Wirtschaftshistoriker Harold James von der Universität Princeton äußerte sich besorgt: "Es gibt eine neue Phase der Verwerfungen im Finanzsystem." Zwar sei speziell der Bankensektor mittlerweile durch Brandmauern besser abgetrennt von der restlichen Wirtschaft. "Aber viele Investoren realisieren erst jetzt, dass einige Banken nackt sind." (dts)
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