Verschärfung der Kreditvergaben: Das „Aus“ für den Mittelstand?
Während der Sparkassenverband den Mittelstand noch gut für die Krise gewappnet sieht, hat das Deutsche Mittelstands-Nachrichtenportal Bedenken. „Die [Europäische Bankenaufsicht] holt zum ultimativen Schlag gegen die Finanzierung der Mittelständler“ aus, kritisieren die Experten in einer Einschätzung mit dem Thema: „Europäische Bankenaufsicht gefährdet den Mittelstand“.
Es soll zu erheblichen Verschärfungen bei der Beurteilung von Kreditrisiken kommen, was das „Aus“ von wirtschaftlich schwächelnden Unternehmen bedeuten könnte.
Die geplanten Neuregelungen sollten ursprünglich Mitte 2020 in Kraft treten. Das Portal berichtet vom 1. Januar 2021. Möglicherweise wurde der Termin angesichts der Fülle an Vorbereitungsmaßnahmen verschoben.
Ursache: Negativzinspolitik der EZB
Das Mittelstandportal vermutet, dass auch die Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) Anlass der Neuregelungen sind und nicht nur, wie vorgeschoben, Kreditausfallrisiken. Aber dieser Ausgangspunkt sei schon falsch. Dass Banken an Erträgen zu knapsen hätten, denen Massenkündigungen und Filialschließungen folgten, liege auch an mangelnden Zinserträgen. Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) will nun weiter sinkende Erträge durch etwaige Kreditausfälle verhindern.
Doch ohne Erträge aus Kreditzinsen können Unternehmen nicht erfolgreich sein“, betonen die Mittelstandsexperten.
Zum einen dämmen verschärfte Kreditkonditionen die Kreditvergaben ein. Zwangsläufig gäbe es dann noch weniger Zinsen für die Bank. Und daneben sei das gängige Kreditgeschäft ohnehin kein großes Risiko. Tatsächlich würden in der Regel nur maximal 2,5 Prozent der Bilanzsumme des betreffenden Unternehmens ausfallen.
Auch Marktstörungen im Immobilienmarkt erwarten die Mittelstandsexperten – mit einem Preisverfall. Durch sinkende Vermögenswerte würde zudem die Besicherung noch schwieriger.
Milliardenspekulationen gehören für Banken mit Kundeneinlagen abgeschafft
Sollte es der EBA um Abwendung einer Finanzkrise gehen wären Kreditausfallrisiken jedenfalls von untergeordneter Bedeutung. Dabei verweisen die Experten auf die Finanzkrise 2008, die vielmehr durch „Milliardenspekulationen“ von Geschäftsbanken mit ausgelöst wurde.
Dass man die Spekulationen für Banken mit Kundeneinlagen oder Anspruch auf Hilfe vom Staat noch nicht verboten hätte, sei paradox, bemängeln die Mittelstandsexperten.
Umso seltsamer sei es, dass die EBA nun auch den Verkauf von Krediten empfiehlt, was die damalige Finanzkrise mit begünstigte.
Verschärfungen bedeuten für viele Betriebe das „Aus“
Der Begriff Basel IV spreche zwar niemand aus, aber die geplanten Regelungen gingen weit über die Leitlinien von Basel III hinaus, bemängelt das Portal. Angesichts einer Fremdfinanzierungsquote von 70 Prozent seien Mittelständler besonders heftig betroffen davon.
Sollte ein Unternehmen künftig in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, würden Kredite rasch fällig gestellt und Sicherheiten verwertet. Außerdem sollen strengere Regelungen an die Bewertung der Bonität gestellt werden. So sei nur bei wenigen Tagen Überziehung, egal wie groß oder klein der Kredit sei, mit nachteiligen Herabstufungen zu rechnen.
Statt zu helfen, mache die EBA aus Problemen „handfeste Krisen“. Eigentlich sei es ja Aufgabe der Bank, ein Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu begleiten. Mit dem Auftrag der schnellen Verwertung von Sicherheiten sei das nicht mehr realisierbar. Oft würden verpfändete Betriebsgebäude verwertet, was das Ende des betreffenden Unternehmens bedeute. Und dabei gebe es doch tatsächlich Sicherheiten, die Probleme abdecken könnten.
Außerdem hätten die Bankenaufseher vergessen, dass eine Kreditgewährung bei gutem Geschäftskonzept auch ohne Sicherheiten möglich sei.
Abkehr vom traditionellen Bankberater
Die Mittelstandsexperten betonen die Wichtigkeit großzügiger Kreditvergaberichtlinien – vor allem in einer Zeit wie heute, in der grundlegende Veränderungen notwendig seien.
Angesichts konjunkturellen Abschwungs seien die Neuregelungen hier besonders fehl am Platz.
Traditionell stünde in wirtschaftlichen Krisenzeiten eine beratende Bank dem Unternehmen zur Seite und begleite es durch die Krise. Die Mittelstandsexperten beanstanden, dass von dieser Tradition nun Abstand genommen wird.
Dass sich die Mittelständler noch nicht „aufgeschrien“ hätten, liege daran, dass diese über die jüngsten Änderungen von europäischer Seite womöglich noch nicht im Bilde seien. (bm)
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