Bundesregierung profitiert von Rettungsaktion bei TUI – Gewinn von 600 Millionen Euro
Als der Tourismus aufgrund der Corona-Maßnahmen im Jahr 2020 fast zum Erliegen kam, brach das dem weltgrößten Reiseanbieter TUI fast das Genick. Die Kosten liefen weiter, es kamen aber kaum Einnahmen herein. In dieser Situation sprang der deutsche Staat dem Konzern mit 4,3 Milliarden Euro zur Seite. Jetzt gab das Unternehmen bekannt, die staatlichen Hilfen gänzlich zurückzuzahlen zu wollen.
Zu diesem Zweck habe der Konzernvorstand einer Kapitalerhöhung in Höhe von 1,8 Milliarden Euro zugestimmt, erklärte das Hannoveraner Unternehmen am Freitag. „Mit dem Erlös aus der Kapitalerhöhung setzen wir um, was wir zugesagt haben: die vollständige Rückzahlung der staatlichen Corona-Hilfen“, erklärte Vorstandschef Sebastian Ebel.
Es ist bereits das vierte Mal, dass sich TUI an der Börse frisches Geld holt, um damit die Corona-Hilfen zurückzuzahlen.
TUI gibt demnach knapp 329 Millionen neue Aktien zum Bezugspreis von 5,55 Euro aus. Aktionäre können ihr Bezugsrecht noch bis 17. April ausüben und dabei für je drei bestehende Anteile acht neue Papiere erwerben. Am 28. März, dem ersten Ausgabetag, verlor die TUI-Aktie fast die Hälfte an Wert.
Der infolge des Ukraine-Krieges sanktionierte Hauptaktionär Alexej Mordaschow darf keine Aktien zeichnen. Jüngsten Konzernangaben zufolge hält er indirekt über Firmen fast 31 Prozent an der TUI.
Rückzahlung von Corona-Hilfen
Im nächsten Schritt werde der Konzern inklusive aufgelaufener Zinsen 750 Millionen Euro an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zahlen, erklärte TUI nun. Außerdem seien deutliche Reduzierungen von Verbindlichkeiten gegenüber der Förderbank KfW vorgesehen. Insgesamt erhoffe sich der Konzern durch die Maßnahmen eine Verbesserung der Nettoverschuldung von 3,4 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 2,4 Milliarden Euro.
Der neue Finanzvorstand Mathias Kiep sieht in dem Vorhaben die Chance, die Verschuldung des Konzerns zu senken. „Mit einer so möglichen vollständigen Rückzahlung der WSF-Hilfen und der Reduzierung der KfW-Kreditlinien stärken wir unsere Bilanz, wir profitieren von geringeren Zinszahlungen, und wir gewinnen weitere finanzielle und unternehmerische Flexibilität bei der Umsetzung unserer Strategie für künftiges profitables Wachstum“, sagte er.
Schicksalsjahr 2023?
„Die TUI verfügt damit wieder über eine gute Bilanzstruktur und wir setzen alles daran, die Ertragskraft des Konzerns weiter zu verbessern“, erklärte Vorstandschef Ebel. „Unser Ziel ist klar: Wir wollen wieder profitabel wachsen.“ Die Buchungsentwicklung sei weiterhin „sehr ermutigend“.
Der Sommer 2022 sei stark gewesen, und der Umbau des Konzerns zahle sich mehr und mehr aus, sagte Ebel. „Das spiegelt sich auch in unseren Zahlen wider.“
Das Unternehmen erwartet auch 2023 wieder ein gutes Jahr. Jedoch gibt es anhand der steigenden Preise aufgrund der hohen Inflation und steigender Zinsen auch Risiken.
„Die Kapitalerhöhung legt dar, wie schlecht es der TUI geht, insofern sie hoch verschuldet ist“, erklärt der Aktiendienstleister „Gurupress“. „Diese Verschuldung kann sich nun reduzieren, löst jedoch das grundsätzliche Problem nicht. Wenn Reisen auf Basis der neuen Energiepreise oder der Inflationsrate insgesamt zu teuer sind, werden die Kunden möglicherweise nicht im gewünschten Umfang Reisen buchen.“
Nur Partner, kein Besitz
Der Konzern trägt den schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen mit seiner Marke TUI Blue Rechnung. Aktuell betreibe das Unternehmen rund 100 Blue-Hotels in 19 Ländern, schreibt das „Handelsblatt“. Die Zahl der Häuser solle nach Informationen aus Branchenkreisen bis auf 300 steigen.
Das Konzept: Um den Kunden ein passendes Hotel anbieten zu können, müsse das Unternehmen dieses nicht besitzen. Die Hotels seien in der Hand von Partnern, was die Bilanz entlaste.
„Wir verfügen nicht über ausreichend Kapital, um das Potenzial im Markt über Eigentum oder Pacht heben zu können“, sagte Friemuth, Managing Director Tui Hotels & Resorts, dem Blatt: „Deshalb wollen wir über internationale Partnerschaften wachsen.“ Dieses Modell habe laut dem „Handelsblatt“ dem Unternehmen geholfen, die Pandemie zu überstehen.
Der Bund verdient mit
Von der Rettungsaktion bei TUI profitiert der deutsche Staat. Nach Berechnungen von „Reuters“ streicht er einen Gewinn von mindestens 600 Millionen Euro ein. Auch die Unterstützung der Lufthansa brachte einen dreistelligen Millionenbetrag ein. 760 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftete der Wirtschaftsstabilisierungsfonds durch seine direkte Beteiligung. Die Fluggesellschaft konnte die stillen Einlagen Ende 2021 bereits vollständig zurückführen.
Bei Galeria Kaufhof Karstadt ist es dagegen anders: Von den rund 680 Millionen Euro, mit denen der WSF dem Unternehmen unter die Arme griff, wird nach Angaben der Finanzagentur des Bundes einen „Großteil der Summe“ abschreiben müssen.
Die Epoch Times wollte von der Finanzagentur wissen, welche Unternehmen darüber hinaus bereits ihre Hilfen zurückgezahlt haben. Die Veröffentlichung dieser Zahlen liege im Ermessen der Unternehmen, erklärte die Presseabteilung. Über welche Gesamtsumme sich die zurückgezahlten Beträge belaufen, konnte die Agentur nicht sagen. Eventuell werde der Geschäftsbericht 2022 darüber Aufschluss geben, der in einigen Monaten erscheine.
Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds
Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds wurde im März 2020 von der Bundesregierung ins Leben gerufen, um den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Corona-Pandemie entgegenzuwirken. Der Fonds zielt darauf ab, Unternehmen der Realwirtschaft zu stabilisieren und negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt abzuwenden. Der WSF wird von der Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH (Finanzagentur) verwaltet.
Die Gewährung von Stabilisierungsmaßnahmen war zunächst bis Ende 2021 befristet und wurde später bis zum 30. Juni 2022 verlängert. Bewerben konnten sich Unternehmen mit einer Bilanzsumme von mindestens 43 Millionen Euro und einer Beschäftigtenzahl von mehr als 249.
Aktuell dient der WSF der Finanzierung von Maßnahmen der Bundesregierung infolge der Energiekrise.
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