Satelliten: Aus dem bayerischen Ottobrunn zu den Sternen
Der Markt für die Beförderung von Satelliten ins All boomt und da will auch das deutsche Start-up Isar Aerospace mitmischen. Das Unternehmen mit Sitz im bayerischen Ottobrunn bei München will im zweiten Halbjahr 2023 erstmals eine Rakete ins All bringen und hat dafür gerade 155 Millionen Euro an zusätzlichen Investitionen eingesammelt.
Das vom Europäischen Investitionsfonds (EIF) unterstützte Abklappern von Investoren erfolgte in einem „schwierigen Marktumfeld“, wie Isar Aerospace hervorhob. Trotzdem hat das Unternehmen nun insgesamt mehr als 310 Millionen Euro eingesammelt, seit es im Jahr 2018 gegründet wurde. Das mache aus ihm dasjenige unabhängige Unternehmen im Bereich der neuen Raumfahrttechnologien „mit der besten Kapitaldecke in der Europäischen Union“, erklärte Isar Aerospace vor kurzem.
Mini- und Mikro-Trägerraketen
Neben der bayerischen Firma stürzen sich auch andere junge Unternehmen wie RFA in Bayern und Hyimpulse in Baden-Württemberg, Latitude in Frankreich, Orbex in Großbritannien und PLD Space in Spanien in die Entwicklung sogenannter Mini- oder Mikro-Trägerraketen. Europa reagiert damit auf den wachsenden globalen Satelliten-Markt.
Isar Aerospace hat gute Chancen als erstes dieser europäischen Unternehmen eine kleine Trägerrakete ins All zu bringen. Den ersten Flug seiner Rakete „Spectrum“ plant das Unternehmen für das zweite Halbjahr 2023 von einer Startrampe auf der norwegischen Insel Andöya aus. Ab 2025 will Isar Aerospace auch den Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana nutzen.
Anders als derzeit üblich wird „Spectrum“ nicht mit einer Mischung aus Sauerstoff und Wasserstoff oder Kerosin betankt, sondern mit einer Mischung aus flüssigem Sauerstoff und Propangas. Der größte Teil der Bauteile für die Rakete und ihre zehn Triebwerke wird relativ kostengünstig im 3-D-Drucker hergestellt. Nach Unternehmensangaben kann die Rakete bis zu eine Tonne Fracht in eine niedrige Umlaufbahn ein paar hundert Kilometer oberhalb der Erde bringen.
„Wir haben erfolgreich alle Elemente der Trägerrakete getestet“, sagte Isar-Aerospace-Chef Daniel Metzler diesen Monat am Rande der Raumfahrtmesse Satellite in Washington vor Fachjournalisten. Mit den neuen Investitionen hat Isar Aerospace laut Finanzchef David Kownator die Mittel „bis zum ersten Start und darüber hinaus“. Auch ein paar Fehlschläge könne sein Unternehmen dank der neuen Investitionen „überleben“.
2024 sind vier Starts geplant, später einer pro Woche
Nach der Auswertung des Jungfernflugs plant Isar Aerospace für kommendes Jahr vier Starts. Und dabei soll es nicht bleiben. Die Firma mit ihren 350 Mitarbeitern baut derzeit acht Trägerraketen pro Jahr, aber „in drei, vier Jahren können wir mit unserem nächsten Werk eine Rakete pro Woche produzieren und starten lassen“, sagt Technik-Chefin Stella Guillen.
Und nach dem Vorbild von Elon Musks privatem Raumfahrtunternehmen SpaceX denkt Firmenchef Metzler auch schon daran, später wiederverwertbare Raketen zu bauen. Dazu seien aber erst „ein paar gelungene Starts nötig“.
Dem jungen Unternehmer ist klar, dass es in der Raumfahrtbranche einige Hürden zu nehmen gilt. „Die vergangenen sechs Monate haben gezeigt, dass es schwierig ist, ins All zu gehen“, sagte Metzler in Anspielung auf den gescheiterten Start der kommerziellen italienischen Rakete Vega-C oder der ersten 3-D-Rakete Terran 1 des kalifornischen Start-ups Relativity Space.
Isar Aerospace habe aber immerhin Aufträge im Umfang einer neunstelligen Summe, also mindestens 100 Millionen Dollar (92 Millionen Euro), beisammen, sagte Metzler, ohne Details zu nennen. Zu den Auftraggebern zählt der europäische Luftfahrtriese Airbus, der an dem Raumfahrtunternehmen Arianespace beteiligt ist, das die Ariane-Raketen baut. Airbus setzte bereits 2021 darauf, dass Isar Aerospace es demnächst schafft, einen kleinen Erdbeobachtungssatelliten ins All zu bringen und weitere Aufträge für Airbus zu übernehmen. (afp)
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