Neuanfang für Galeria Karstadt Kaufhof: Mehr als 70 Filialen sollen überleben
Nach der dritten Insolvenz innerhalb von knapp vier Jahren, die Galeria Karstadt Kaufhof im Januar angemeldet hatte, hofft die Warenhauskette nun auf einen Neuanfang. Am Mittwoch, 10. April, verkündete Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus, dass eine Einigung mit einem Konsortium aus zwei alten Bekannten erfolgt sei. Die Investoren Richard Baker und Bernd Beetz haben demnach den Zuschlag erhalten und sollen neue Eigentümer des angeschlagenen Handelsriesen werden.
Erwerb von Galeria Karstadt Kaufhof hängt von Zustimmung der Gläubiger ab
Das letzte Wort hat die Gläubigerversammlung, die, wie das ZDF berichtet, am 28. Mai in der Messe zusammenkommen wird. Bis Ende April will Denkhaus im Vorfeld den Insolvenzplan präsentieren. Lehnen die Gläubiger ab, ist auch die Vereinbarung mit dem Konsortium hinfällig. Stehen zahlungskräftige Investoren zur Verfügung, ist dies jedoch unwahrscheinlich – denn die Chancen auf eine bessere Quote würden ohne Baker und Beetz möglicherweise nicht größer.
Baker und Beetz dürfte zudem nach dem Schock über die Benko-Pleite ein gewisser Vertrauensvorschuss entgegengebracht werden. Beide waren Galeria Karstadt Kaufhof bereits verbunden, bevor Signa Ende der 2010er damals das Ruder übernahm.
Der als exzentrisch geltende 58-jährige Amerikaner Baker war von 2015 bis 2019 über seine Mehrheitsbeteiligung bei der Hudson Bay Company (HBC) bereits Eigentümer von Kaufhof. In diesem anschließend mit Karstadt fusionierten Unternehmen war auch der deutsche Geschäftsmann Beetz bereits von 2018 bis 2019 im Aufsichtsrat.
Deutlicher Rückgang bei Zahl der Filialen und Mitarbeiter
Im Vorfeld der Übernahme hatte das neu entstandene Konglomerat noch 243 Filialen mit etwa 32.000 Mitarbeitern. Wenig später war die Zahl der Filialen bereits auf weniger als 150 gesunken. Mittlerweile sind noch 92 Warenhäuser übrig – und rund 12.800 Beschäftigte.
Baker und Beetz haben nun zugesagt, mehr als 70 davon retten zu wollen. Wie viele Stellen durch die weitere Schließung von Filialen bei Galeria Karstadt Kaufhof wegfallen werden, ist noch ungewiss. Die Hälfte der etwa 900 Mitarbeiter in der Zentrale in Essen kann jedoch demnächst mit der Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses rechnen.
Interne Quellen gehen davon aus, dass etwa 60 der verbliebenen Warenhäuser profitabel arbeiten. Der Wirtschaftsjournalist Uwe Ritzer sieht im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ vor allem die überhöhten Mieten als Ertragskiller.
Galeria Karstadt Kaufhof startet neu in einer Zeit der Konsumflaute
Einige Filialen, so Ritzer, müssten bis zu 30 Prozent ihres Umsatzes für die Miete aufwenden. Dies sei eine Konsequenz des leichtfertigen Durchwinkens der hohen Mieten durch den Insolvenzverwalter im zweiten Verfahren von 2022. Daraus seien „Altlasten“ entstanden, die auch noch jetzt die Überlebenschancen mancher Filialen schmälerten.
Das neue Führungsteam von Galeria Karstadt Kaufhof wird sein Amt – stimmen die Gläubiger zu – in einer Zeit übernehmen, die von Inflation, rückläufiger Kaufkraft und verhaltener Konsumneigung geprägt ist.
Auch als Folge der Corona-Lockdowns ist die Konkurrenz durch den Onlinehandel noch größer geworden. Dennoch gibt es nach wie vor die Käufer, die Waren vor dem Kauf gerne aus der Nähe betrachten oder in der Hand halten wollen.
Ob das stationäre Warenhaus als Geschäftsmodell veraltet ist, wird die Zukunft bei Galeria Karstadt Kaufhof zeigen. Uwe Ritzer rät zu maßgeschneiderten Konzepten für die jeweiligen Standorte, die mit den Erwartungen und Wünschen der Kunden konform gehen. Möglicherweise seien Shop-in-Shop-Lösungen, Supermärkte oder Dienstleister passende Erweiterungen innerhalb der traditionellen Warenhausstruktur.
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