Krise am Arbeitsmarkt – Jährlich verlassen bis zu 900.000 Fachkräfte das Land
Die Bundesagentur für Arbeit warnt vor einem nie dagewesenen Arbeitskräftemangel in Deutschland durch den demografischen Wandel. „Es wird einen Kahlschlag auf dem Arbeitsmarkt geben“, sagte BA-Vorstandsmitglied Daniel Terzenbach „Zeit-Online“. Jährlich würden bis zu 900.000 Fachkräfte die Bundesrepublik verlassen.
Neben Deutschen seien viele Ausländer darunter, die Deutschland nicht halten könne, weil auch Heimatländer wie Polen, Bulgarien oder Rumänien gezielte Rückholaktionen organisierten. Die Lücken am Arbeitsmarkt ließen sich künftig nur noch über Zuwanderung füllen. „Wir brauchen eine gezielte Einwanderungspolitik“, so Terzenbach. „Daher müssen wir weltweit auf die Suche gehen.“
Deutschland trete in einen echten Wettbewerb mit China, Japan und den angelsächsischen Ländern, die schon jahrzehntelange Erfahrungen mit gesteuerter Einwanderung hätten. Um mitzuhalten, fordert Terzenbach einen gesellschaftlichen Wandel ein. „Wir brauchen eine echte Willkommenskultur in Deutschland, sonst verlieren wir diesen Wettbewerb“, sagte der BA-Vorstand. „Eine Akzeptanzkultur, wie wir sie derzeit haben, wird künftig nicht mehr reichen, um Menschen zu halten.“
Es müsse ein echter Wille in der gesamten Gesellschaft vorhanden sein, dass Ausländer willkommen seien, „weil nur das zum Wohlstand aller beiträgt“. Die kommenden Monate würden schwierig, weil die Corona-Pandemie weiterhin das Geschehen am Arbeitsmarkt präge. „Corona hat einen Keil in den Arbeitsmarkt getrieben. Auf der einen Seite fehlen die Fachkräfte, zum Beispiel in der Pflege oder der IT, auf der anderen Seite sind eine Million Menschen seit mehr als einem Jahr ohne Job“, sagte Terzenbach.
Man werde es nicht schaffen, alle so zu qualifizieren, dass sie auch ohne Weiteres wieder Arbeit fänden. „Das ist die bittere Wahrheit. Wir werden immer einen gewissen Sockel von Menschen haben, die mit dem hohen Tempo einer digitalen Gesellschaft und immer höheren Anforderungen an alle Berufe in der Zukunft nicht mitkommen.“ Terzenbach hält daher einen sozialen Arbeitsmarkt für Langzeitarbeitslose für gerechtfertigt. (dts/oz)
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