Hochrisiko-Deal für Musk: Tesla führt „Autopilot“ in China ein
Seit Montag, 29.4., herrscht Klarheit über den Grund für Elon Musks Entschluss, einen geplanten Besuch beim indischen Premierminister Narendra Modi abzusagen und stattdessen nach China zu reisen. Wie „Bloomberg“ und das „Wall Street Journal“ mitteilten, schloss Musk einen Deal mit Baidu (wie Google in China) über die Einführung des verbesserten „Autopilot“-Systems für Tesla-Fahrzeuge ab.
Premier Li Qiang verbucht grünes Licht für Tesla als Erfolg des Regimes
Die Einigung hatte, wie die Medien unter Berufung auf Quellen aus dem Unternehmensumfeld berichteten, grünes Licht vonseiten des kommunistischen Regimes für dessen Start zur Folge. In Shanghai betreibt Tesla ein Werk mit knapp 20.000 Mitarbeitern und einer jährlichen Produktion von etwa 500.000 Fahrzeugen. Es ist die größte Fabrik, die Musk in dem Land betreibt.
Wie es in den Berichten heißt, traf Musk am Sonntag in Peking mit Premier Li Qiang zusammen, der in der Zeit der Errichtung des Werks Parteisekretär von Shanghai gewesen war. Obwohl die neue „Autopilot“-Software als „Full Self-Driving“ bezeichnet wird, wird das Fahrzeug nicht komplett autonom agieren.
Der Fahrer muss immer noch eingriffsbereit bleiben. Allerdings soll das System bereits in der Lage sein, Vorfahrtsregeln und Ampelschaltungen zu erkennen. Li verbuchte die Entscheidung als „erfolgreiches Beispiel für die chinesisch-amerikanische Wirtschafts- und Handelskooperation“. Musk lobte die „harte Arbeit“ seines Teams vor Ort und dessen Leistungsbilanz.
Experte: Elon Musk muss um seine Betriebsgeheimnisse fürchten
Für Elon Musk stellt der Deal ein erhebliches Risiko dar. Baidu muss nicht nur auf dem Papier jederzeit bereit sein, Daten und Algorithmen mit dem Regime zu teilen. Das Unternehmen praktiziert dies bereits – und es ist davon auszugehen, dass das Interesse der Behörden an den Daten des chinesischen Google-Pendants enorm ist.
Dr. Gabriel Scheinmann von der Alexander Hamilton Society (AHS) gibt im Gespräch mit der englischsprachigen Epoch Times zu bedenken, dass Musk damit sich und sein Unternehmen den Befindlichkeiten des Regimes ausliefert. Er verweist auf Einschätzungen anderer Unternehmen, die in der Vergangenheit ähnliche Kooperationen eingegangen waren.
Entscheidungsträger, mit denen er gesprochen habe, hätten ihm durch die Bank mitgeteilt, dass das Regime sie systematisch übervorteilt habe:
„Wir haben festgestellt, dass diese Unternehmen […] insbesondere den geschützten Charakter ihrer Technologie verloren haben. Sie wurden gezwungen, eine Vielzahl an Kompromissen und Geschäftsentscheidungen zu treffen. Diese hatten ihre Rentabilität häufig in einer Weise eingeschränkt, wie es in den Vereinigten Staaten oder in westlichen Demokratien niemals möglich gewesen wäre.“
Würde Elon Musk mit seiner China-Strategie Erfolg haben, wäre er „eher die absolute Ausnahme“, erklärte Scheinmann.
Chinesische Billiganbieter drohen Tesla auch auf dem Heimatmarkt Konkurrenz zu machen
Tesla stand jedoch bereits im Vorfeld der Entscheidung wirtschaftlich unter Druck. Im ersten Quartal lieferte der Konzern deutlich weniger Fahrzeuge aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im letzten Quartal des Vorjahres verkaufte Tesla erstmals weltweit weniger E-Autos als der chinesische BYD-Konzern.
Nicht nur die Preisunterschiede machen einen erheblichen Unterschied – das günstigste Tesla-Modell „Model 3“ hat einen Grundpreis von etwa 39.000 US-Dollar, die „Seagull“ von BYD ist für rund 11.000 US-Dollar zu haben. In China waren Tesla bei der Entwicklung von Fahrassistenz-Funktionen zudem Restriktionen auferlegt, die es für die einheimische Konkurrenz nicht gegeben hatte.
Nicht nur in der EU, auch in den USA steigt die Wahrscheinlichkeit, dass chinesische Billigmodelle den Markt für Elektromobile aufrollen. Zwar gehen auch chinesische Anbieter ein Risiko ein – beispielsweise könnte es auch für sie im Fall einer zweiten Präsidentschaft Trumps zusätzliche Markteintrittsbarrieren geben. Bereits jetzt gelten für chinesische Importautos spürbare Zölle.
Allerdings könnten die chinesischen Anbieter diesen zumindest teilweise durch die Errichtung von Produktionsstätten in Mexiko entgehen. Seit 2018 gibt es das Freihandelsabkommen USMCA zwischen den USA, Mexiko und Kanada.
Gesetz des US-Kongresses geht noch weit über TikTok hinaus
Ein weiterer möglicher Grund für Elon Musk, eine Schönwetterpolitik gegenüber dem chinesischen KP-Regime zu betreiben, könnte die jüngste Gesetzgebung in Sachen TikTok sein. Obwohl es in Elon Musks Vorteil als Twitter-Chef wäre, einen mächtigen Social-Media-Konkurrenten loszuwerden, hatte dieser sich zu diesem Thema bisher mit Stellungnahmen zurückgehalten.
Es ist möglich, dass Musk mit dem Deal Racheakten Pekings gegen amerikanische Unternehmen ausweichen wollte. Dem US-Gesetz zufolge können App-Anbieter dazu gezwungen werden, Unternehmensanteile zu verkaufen, wenn diese ihren Ursprung oder Sitz in China, Russland, Nordkorea oder dem Iran haben. Gleiches gilt, wenn sie auf Grundlage dortiger Gesetze organisiert sind oder eine natürliche oder juristische Person von dort mehr als 20 Prozent der Anteile an dem App-Anbieter hält.
Auch könnte ein Verkauf erzwungen werden, wenn „der Eindruck einer Steuerung oder Kontrolle durch eine ausländische Person oder Einheit“ aus den genannten Ländern entstehe. Diese Formulierung ruft vielfach Kritik ob ihrer Unbestimmtheit hervor. Es wäre denkbar, dass die Kommunistische Partei Chinas (KPC) mit einem ähnlichen Gesetz auf US-Unternehmen zielt.
Die Aktien von Tesla Inc. stiegen am Montagnachmittag stark an und beendeten den Tag mit einem Plus von mehr als 15 Prozent. Das war der größte Anstieg an einem Tag seit Februar 2020. Im bisherigen Jahresverlauf liegen die Tesla-Aktien jedoch immer noch 22 Prozent im Minus.
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