Foxconn und andere asiatische Firmen erwägen Fabriken in Mexiko – China ist derzeit zu riskant

Foxconn und Pegatron, zwei führende Elektronikhersteller, erwägen, Fabriken nach Mexiko zu verlagern. Wegen den Spannungen zwischen den USA und China und der Corona-Krise müssen Unternehmen umdenken und eventuell sogar für zwei Lieferketten produzieren.
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Das Foxconn-Logo auf einem Gebäude des Unternehmens in Taipeh.Foto: SAM YEH/AFP über Getty Images
Epoch Times26. August 2020

Die taiwanischen Elektronikhersteller Foxconn und Pegatron gehören zu den Unternehmen, die neue Fabriken in Mexiko ins Auge fassen, sagten Fachleute. Ursache für die Umsiedlung sei der Handelskrieg zwischen den USA und China und die Corona-Pandemie – die Firmen müssen die globalen Lieferketten überprüfen.

Die Pläne könnten in den nächsten Jahren der zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas, welche sich auf die schwerste Rezession seit der Großen Depression der 1930er Jahre gefasst macht, dringend benötigte Neuinvestitionen in Milliardenhöhe einbringen.

Foxconn und Pegatron sind als Vertragspartner mehrerer Telefonhersteller bekannt – darunter auch Apple. Aus den Informationen sei nicht zu entnehmen, mit welchen Unternehmen sie in Mexiko tatsächlich zusammenarbeiten würden.

Hersteller für iPhones erwägt, Fabrik nach Mexiko zu verlegen

Foxconn beabsichtigt zwei Quellen zufolge, die neue Fabrik zur Herstellung von Apple iPhones zu nutzen. Einer der Informanten sagte allerdings, es habe noch keine Anzeichen für eine direkte Beteiligung von Apple an dem Plan gegeben.

Foxconn werde wahrscheinlich noch in diesem Jahr eine endgültige Entscheidung über eine neue Fabrik treffen. Danach werde die Arbeit beginnen, sagten die Quellen gegenüber „Reuters“. Es gebe keine Gewissheit, dass sich das Unternehmen an den Plan halten werde, fügten sie hinzu. Apple-Sprecher Josh Rosenstock lehnte einen Kommentar ab.

Pegatron befindet sich gleichzeitig in frühen Gesprächen mit Kreditgebern über eine zusätzliche Anlage in Mexiko. Diese soll hauptsächlich zur Montage von Chips und anderen elektronischen Komponenten dienen, wie vertraulich berichtet wurde. Auch Pegatron lehnte eine Stellungnahme ab.

Foxconn hat fünf Fabriken in Mexiko, die hauptsächlich Fernseher und Server herstellen. Die mögliche Expansion des Unternehmens würde eine breitere und allmähliche Verlagerung der globalen Lieferketten weg von China unterstreichen.

„Nearshoring“ – Verlagerung der Aktivitäten ins nah liegende Ausland

Die Pläne werden dadurch begünstigt, dass die Idee des „Nearshoring“ in Washington immer mehr an Boden gewinnt. Nearshoring ist die Verlagerung betrieblicher Aktivitäten ins nah gelegene beziehungsweise stehende Ausland. Die US-Regierung prüft derzeit finanzielle Anreize, um Firmen zur Verlagerung von Produktionsstätten von Asien in die Vereinigten Staaten, nach Lateinamerika und in die Karibik zu bewegen.

Mexiko bietet günstige geografische Gegebenheiten, niedrige Löhne und Zeitzonen, die den US-amerikanischen identisch sind. Trotz der globalen Rezession und der Besorgnis über das Geschäftsklima unter Präsident Andrés Manuel López Obrador zeigen Regierungsdaten, dass die ausländischen Investitionen in diesem Jahr bisher weitgehend stabil geblieben sind.

„Das Unternehmen hat in der Tat Kontakt mit der [mexikanischen] Regierung aufgenommen“, sagte eine dritte Quelle über Foxconn. Die Gespräche befänden sich in einem frühen Stadium. Die Zahl der Neuinfizierten in Mexiko sei aktuell ein Hauptanliegen für die mögliche Investition.

Das in Taipeh ansässige Unternehmen Foxconn, offiziell „Hon Hai Precision Industry Co., Ltd.“ genannt, gab in einer Erklärung bekannt, dass es zwar seine globalen Aktivitäten weiter ausbaue und ein „aktiver Investor“ in Mexiko sei, derzeit aber keine Pläne habe, diese Investitionen zu erhöhen.

„Reuters“ berichtete im Juli, dass Foxconn plant, bis zu 1 Milliarde US-Dollar in den Ausbau einer Fabrik in Indien zu investieren, in der Apple iPhones montiert werden.

Spaltung der Lieferketten wegen Spannungen zwischen den USA und China

Foxconn-Vorsitzender Liu Young-Way sagte auf einer Investorenkonferenz in Taipeh am 12. August, dass die Welt in zwei Gruppen gespalten sei, nachdem sich die Spannungen zwischen den USA und China verschärft hatten. Deswegen arbeite seine Firma daran, „zwei Sets von Lieferketten anzubieten, um die beiden Märkte zu bedienen“. Young-Way erklärt:

„Die Weltfabrik gibt es nicht mehr.“

Etwa 30 Prozent der Produkte von Foxconn würden jetzt außerhalb Chinas hergestellt, der Anteil könne noch steigen. Der Foxconn-Sektor Sharp erklärte, dass er die Fernsehproduktion in Mexiko intensiviere. Sharp sagte im vergangenen Jahr, dass es ein Werk in Vietnam errichten werde, um einen Teil seiner Produktion nach China zu verlagern.

Auch Chinas „Luxshare Precision Industry Co.“ erwägt in diesem Jahr den Bau einer Anlage in Mexiko, um den Zollkrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt auszugleichen, so die beiden Quellen gegenüber „Reuters“. Welche Produktlinien von Luxshare, dem führenden Hersteller der Apple Airpods, in Erwägung gezogen werden, ist nicht weiter bekannt. Luxshare reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Taiwan ist an Mexiko interessiert

Das Büro für Wirtschaft und Kultur von Taipeh in Mexiko, das Taiwans Regierung im Land vertritt, gab bekannt, dass Foxconn am Bau einer weiteren Fabrik in Ciudad Juarez, im nördlichen Grenzstaat Chihuahua, interessiert sei. „Pegatron, so verstehe ich auch, will eine Produktionslinie von China nach Mexiko verlegen“, sagte der Generaldirektor des Büros, Armando Cheng, gegenüber „Reuters“. Er kenne aber keine Details der Pläne der beiden Unternehmen.

„Mexiko ist eines der idealen Länder für Unternehmen, die erwägen, ihre Lieferkette neu auszurichten“, sagte Cheng. Der Umfang der Investitionen asiatischer Elektronik-Vertragshersteller und die Arbeitsplätze, welche sie in Mexiko schaffen würden, seien noch nicht klar.

Versprochene Investitionen in neue Fertigungsanlagen sind nicht immer umgesetzt worden. Im Jahr 2017 sagte US-Präsident Donald Trump, dass Foxconn ein Werk mit 10-Milliarden-US-Dollar mit 13.000 Beschäftigten zur Herstellung von LCD-Panels im Bundesstaat Wisconsin bauen werde.

Diese Pläne haben sich dramatisch verändert. Im Jahr 2019 stufte das Unternehmen die Größe der geplanten Fabrik herab. Im April sagte Foxconn, dass es in dem Werk in Partnerschaft mit Medtronic Ventilatoren herstellen werde.

Mexiko will mit Apple über die Verlagerung der Produktion sprechen

Die Corona-Pandemie hat die pazifik-übergreifenden Lieferketten zum Stillstand gebracht und Automobil-, Elektronik- und Arzneimittelkomponenten aus China verdrängt. Dies hat die Besorgnis der Firmen verstärkt, die ihre Produktionsbasis einen Ozean weit weg von den amerikanischen Verbrauchern haben.

Darüber hinaus erfordert das neu implementierte Handelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten, Mexiko und Kanada mehr lokal bezogene Rohstoffe für zollfreie Exporte in die Vereinigten Staaten.

Mexiko hat mit einer Reihe von ausländischen Unternehmen gesprochen, um Unternehmen aus Asien zu locken, damit sie aus dem Handelsabkommen Kapital schlagen. Das Land bereitete sich auch konkret darauf vor, mit Apple über die Verlagerung der Produktion zu sprechen, sagte Wirtschaftsministerin Graciela Marquez im Juli gegenüber „Reuters“.

Marquez sagte, sie habe nicht direkt mit Foxconn, Pegatron und Luxshare gesprochen. Ein hoher Regierungsbeamter bestätigte, dass diese Unternehmen unter anderem an Investitionen in Mexiko interessiert seien. Die Regierung reagierte vor der Veröffentlichung nicht auf eine Bitte um weitere Kommentare.

Historische Chance für Mexiko

Trotz des Potenzials und der soliden Investitionszahlen sehen viele Investoren, dass der mexikanische Präsident López Obrador eine historische Chance verpasst. „Es hätte eine Sturmflut sein können“, so Eduardo Ramos-Gomez, ein Partner bei der Anwaltskanzlei Duane Morris & Selvam, die mit taiwanischen und chinesischen Unternehmen arbeitet und Mexiko im Blick hat.

Kritiker führen Mexikos schlechten Umgang mit der Pandemie an. Hinzu kommt die Einmischung von López Obrador in private Investitionsentscheidungen. Er annullierte unter anderem eine Brauerei im Wert von einer Milliarde US-Dollar durch die US-Firma Constellation Brands sowie die Verschrottung eines großen Flughafenprojekts und hob den Druck auf Energieunternehmen auf. Die Regierung bestritt, dass solche Entscheidungen geschäftsfeindlich seien.

Ungeachtet dessen zieht Mexiko einige Unternehmer an. Samuel Campos, ein Geschäftsführer des Immobilienmaklers Newmark Knight Frank, sagte, sein Unternehmen unterstütze derzeit zwei chinesische Unternehmen bei der Ansiedlung in einem industriellen Ballungsgebiet in Mexiko. Eines davon agiert im Automobilsektor, das andere in der verarbeitenden Industrie.

Campos sagte, dass Elektronik-, Medizin- und Automobilfirmen in Asien wahrscheinlich dazu beitragen werden, die Investitionen in Mexiko im vierten Quartal dieses Jahres voranzutreiben.

Für Alan Russell, Chief Executive und Vorsitzender der Tecma Group, einem Unternehmen, das ebenso Fabriken in Mexiko besitzt, haben Hersteller in China, die ihren Marktanteil in Nordamerika halten wollen, nur wenige Möglichkeiten. „Sie werden ihre Lieferkette verkürzt haben und stärker regional ausgerichtet sein“, sagte er. „Es scheint, dass das Virus den Ausschlag gegeben hat.“

Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von sza)
Originalfassung: Foxconn, Other Asian Firms Consider Mexico Factories as China Risks Grow



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