Ex-VW-Chef Winterkorn: Ihm fehlten angeblich Erklärungen der Techniker

Im Prozess um die Aufarbeitung des Dieselabgasskandals hat der frühere VW-Chef Martin Winterkorn die gegen ihn erhobenen Vorwürfe umfassend zurückgewiesen. Er habe in erster Linie strategische Entscheidungen getroffen – keine technischen.
Aus Sicht der Anklage wusste Martin Winterkorn im Wesentlichen ab Mai 2014 Bescheid.
Aus Sicht der Anklage wusste Martin Winterkorn im Wesentlichen ab Mai 2014 Bescheid.Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Epoch Times4. September 2024

Im Prozess um die Aufarbeitung des Dieselabgasskandals hat der frühere VW-Chef Martin Winterkorn die gegen ihn erhobenen Vorwürfe umfassend zurückgewiesen. Vor dem Landgericht Braunschweig betonte er am Mittwoch, er habe als Konzernchef in erster Linie strategische Entscheidungen getroffen:

„Dagegen ist es nicht Aufgabe eines Vorstandsvorsitzenden, einzelne Herausforderungen an eine technische Entwicklung persönlich zu bewältigen.“

Er sei in die Entscheidungen über die Entwicklung und den Einsatz einer „irregulären Softwarefunktion bei den neuen VW-Dieselmotoren nicht eingebunden“ gewesen, sagte Winterkorn in seinem langen Statement weiter, das in Teilen auch von seinen Anwälten vorgelesen wurde.

„Ich bin kein Motorenentwickler, ich bin kein Spezialist für Abgasreinigung und auch kein Softwareexperte, der sich mit der Steuerung von Motoren und Abgasreinigungssystemen befasst hat.“

Winterkorn habe technische Probleme nicht verstanden

Folglich habe er damals auch nicht verstanden, worin die technischen Probleme lagen. Er habe auch nicht erkannt, „dass VW schon seit einigen Jahren mit regelwidrigen Softwareapplikationen in den USA auf dem Markt war“. Dazu erforderliche Erläuterungen seiner Techniker habe er nicht erhalten.

Winterkorn muss sich in Braunschweig wegen Vorwürfen des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs, der Falschaussage und der Marktmanipulation verantworten. VW hatte 2015 nach Ermittlungen in den USA zugeben müssen, in Millionen Dieselfahrzeugen weltweit eine illegale Software eingebaut zu haben, die die Abgaswerte auf dem Prüfstand senkt – im realen Betrieb waren sie deutlich höher. Die betroffenen Autos hätten nicht zugelassen werden dürfen.

Aus eigener Sicht hat Winterkorn Verantwortung mit seinem Rücktritt übernommen

Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, er habe gebotene Handlungen unterlassen, Kunden und Aktionäre getäuscht und geschädigt und sich damit strafbar gemacht, treffe ihn „ganz erheblich“, führte Winterkorn noch aus.

Er habe mit seinem Rücktritt 2015 und auch finanziell „Verantwortung für dieses Desaster“ übernommen. „Ich halte es aber für fernliegend, mir einen strafrechtlichen Vorwurf zu machen, wie es die Staatsanwaltschaft Braunschweig mit ihren Anklagen versucht.“

Der Prozess hatte am Dienstag begonnen. Angesetzt sind bis zum Herbst kommenden Jahres rund 90 Verhandlungstermine. (afp/red)



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